Leben (dr)innen neu entdecken Impuls für Samstag, 25. April 2020, von Pfarradministrator Josef Steindlmüller

Gedanken zum Fest des hl. Markus
„Ein Impfstoff ist gefunden!“ – „Endlich gibt es ein wirksames Medikament“ – „Gottesdienstbesuch wieder möglich“ - „Regierung lockert die Vorschriften“ – „Grenze zu Österreich wieder offen“

So oder so ähnlich könnten Nachrichten aussehen, über die wir uns total freuen würden und die wir alle sehnsüchtig erwarten. Das wären wirklich „frohe Botschaften“, Botschaften der Erleichterung, der Hoffnung und des Aufatmens.  

Der Evangelist Markus, dessen Fest wir heute feiern, hat uns auch eine „frohe Botschaft“ hinterlassen. Von den eingangs genannten Themen findet man darin allerdings nichts. Nun könnte man sagen: Dann ist seine Botschaft bei unseren heutigen Problemen eher zweitrangig, nicht so wichtig, nicht „systemrelevant“.

Die Frohe Botschaft des Markus ist aber von einer anderen Kategorie: Sie ist das „Evangelium von Jesus Christus, dem Sohn Gottes“ (Mk 1,1). Sie spricht davon, dass unser Leben getragen wird von einer größeren Wirklichkeit, sie spricht davon, dass es einen tiefen Sinn für unser Leben gibt, sie spricht davon, dass das Leben letzten Endes gut ausgeht, und sie spricht davon, dass es jemanden gibt, der größer ist als alles.
Buchseiten formen ein Herz
Foto: un-perfekt / pixabay
Markus nimmt mit seinem Evangelium das Ganze des Lebens in den Blick. Eingangs erwähnte Botschaften hingegen nehmen, so wertvoll sie ohne Zweifel auch wären, nur einen Teil des Lebens in den Blick. Denn selbst, wenn z.B. ein Impfstoff gefunden wäre, stünden ja die existentiellen Fragen, die durch Corona offenbar werden, immer noch im Raum. Fragen wie z.B. nach Krankheit, Leid, Tod oder die Frage: Was mach ich mit mir in der Stille? Sie wären nur vertagt und würden uns an anderer Stelle wieder einholen. Deshalb ist die „Frohe Botschaft“ des Markus hochaktuell, immens wertvoll und absolut „systemrelevant“, da sie eine Antwort auf die existentiellen Fragen anbietet, die bei allen Diskussionen über Corona als die eigentlichen Themen im Hintergrund stehen.

Ich möchte Sie daher einladen, gerade in dieser Zeit das Evangelium des Markus oder eines seiner drei „Kollegen“ wieder neu zur Hand zu nehmen. Wichtig ist dabei aber, wie man die Evangelien liest. Man darf sie nicht im Vorbeigehen wie vielleicht Zeitungsberichte, What´s-App-Nachrichten oder Sitzungsprotokolle lesen. Damit sie geistlich fruchtbar werden, muss man sie betrachtend lesen. In dem Büchlein „Beten nach dem Evangelium“ wird es so beschrieben: „Es genügt nicht, dass wir das Wort hören und uns dann zurückziehen und es alsbald vergessen. Wir müssen das Wort auch im Herzen bewahren, wie die Jungfrau Maria es tat, es immer wieder lesen, es dem Gedächtnis einprägen und immer wieder darauf zurückkommen, bis wir davon tief durchdrungen sind.“*

Wenn wir so vom Evangelium durchdrungen werden, dann sind wir zwar immer noch mit denselben Problemen und Krisen konfrontiert wie alle anderen auch. Aber dann wissen wir uns in jeder Lebenslage bei dem geborgen, der größer ist als alles. Dann haben wir jemanden, auf den wir unsere Sorgen werfen können (1 Petr 5,7). Und dann wird das Warten auf die eingangs erwähnten guten Nachrichten vielleicht ein Stück weit erträglicher.
Und das wünsche ich Ihnen für diese Zeit!

Text: Josef Steindlmüller, Pfarradministrator Pfarrverband Esting-Olching

* Visseaux Roger-Nikolaus, Beten nach dem Evangelium, Münsterschwarzacher Kleinschriften 20, S. 21