Leben (dr)innen neu entdecken Impuls für Sonntag, 29. März 2020 von Pfarrer Josef Mayer

Folgender Eintrag fand sich jüngst auf unserer Facebook-Seite:
„Wer kann denn jetzt tatsächlich noch Ostern feiern? Wo bitte ist Gott?
Mein Glaube ist leider gestorben. So eine unsinnige Massenpanik, sinnlos viele Tote, sinnlos die Menschen hinters Licht geführt, hinterher Millionen Arbeitslose und gescheiterte mittelständische Firmen, Steuererhöhungen, massive Abgabenlast für die Wenigen, die noch Arbeit haben werden.
Sorry …. an Gott glauben fällt mir immer schwerer … und das ist ja erst der Gipfel von dem, was Gott zulässt, wenn es ihn denn gäbe …“
 
Solche Gedanken kommen auf mich zu – und ich stehe im ersten Moment ratlos da: Was antworte ich dieser jungen Frau? Warum das alles passiert? Darauf habe auch ich keine schlüssige Antwort.

Ich spüre nur, da ist mehr am Laufen. Ich spüre eine massive Existenzangst, und ich spüre auch, dass da trotzdem in dieser Frau eine Sehnsucht ist: Mein Glaube an meinen Gott ist LEIDER gestorben. Sie würde gern einen festen Halt haben, aber ihr Gott verwirrt nur, macht noch unsicherer – ein solcher Gott, wie sie ihn bisher kennengelernt und sich vorgestellt hat, ist tot.

An einen solchen Gott, der Menschen hinters Licht führt, der nur grausam ist, der das alles zulässt – an einen solchen Gott glaube auch ich nicht.
 
Ich spüre auch, dass da jemand noch kaum wahrnimmt, dass es so, wie wir gelebt haben, nicht weiter gehen kann.
 
Und doch – die Zeit und die Situation zwingen uns dazu, unseren Lebensstil neu zu bedenken. Haben wir Menschen, ich eingeschlossen, nicht über unser Maß gelebt …?
Mann streckt vor Bergtal weit die Arme aus
(Foto: Sofia Cristina Córdova Valladares / pixabay)
Was will uns die Situation zeigen?
 
Ich merke, nicht Wenige suchen Zuflucht an einem besonderen Ort. Sie halten inne. Sie beten – wenn auch nur kurz. Sie zünden eine Kerze an. Ich merke, es sind Menschen, die bisher nicht an diesem Ort Halt gemacht haben. Sie alle spüren: Gott hat eine helle, uns sehr nahe, ja eine von uns ersehnte Seite. Aber ER ist immer auch anders. ER bleibt unverfügbar.
 
Im Evangelium des fünften Sonntags in der Fastenzeit heißt es aus dem Munde Jesu: „Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“
Übertragen heißt das doch wohl, nur wenn der Mensch auch etwas lässt, es los-lässt, wenn er etwas einsinken lässt, kann Neues hervorgehen. Vergehen und werden – gehören zusammen! Nur dort, wo etwas gehen darf, kann Neues wachsen.

Schauen wir nur einmal auf die vier Jahreszeiten: den Winter – alles ist vergangen, die Natur ruht und erscheint uns grau und trist, sie sammelt Kraft für einen neuen Frühling; das Frühjahr – Neues entsteht und wächst; den Sommer – Pracht und Fülle begeistern unsere Augen; den Herbst: die Ernte beginnt, die Bäume färben ihre Blätter.

Die besondere Herausforderung, mit der wir in diesem Jahr leben lernen müssen, ist es: dass das Frühjahr heuer zum Winter mutiert …

Beten wir mit Teresa von Avila:

 
Oh Größe Gottes,
derselbe Unterschied, der zwischen einer hässlichen Raupe und einem winzigen weißen Schmetterling besteht, besteht auch in diesem Bibelwort.
 
Auch die Raupe weiß nicht, wodurch sie ein so großes Glück verdienen konnte.
Sie spürt sich so voll Sehnsucht, Dich, Gott zu loben, dass sie sich am liebsten auflösen und tausend Tode für Dich, ihren und unseren Gott, sterben würde.
 
Mach es uns möglich im Trauen auf den weißen Schmetterling,
Großes zu vollbringen und der Welt das zu geben, was sie gerade jetzt braucht.
Darum bitten wir in Christus, unserem Herrn. AMEN.
 
Segen
 
Öffne deine Tür
Blick hinein in dein Leben
Schau hinaus auf die Welt
 
Öffne deine Tür
Nimm deinen Nächsten wahr – gerade den in Not und Gefahr
Lass dich berühren von seiner Welt
 
Öffne deine Tür
Schau zum Himmel empor
Empfange Segen
 
So segne und begleite uns der lebendige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. AMEN.
 
Text: Pfr. Josef Mayer

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