Leben (dr)innen neu entdecken Impuls für Freitag, 1. Mai 2020, von Pfarrer Martin Ringhof

Ich bin schon ganz geübt darin, Wasser zu Wein werden zu lassen. Es gelingt mir immer besser, aus dem Wasser meines doch sehr eintönigen Corona-Alltags den Wein kleiner Freuden herauszukeltern: Wenn das erstmalige Ausprobieren eines Kochrezeptes vom Erfolg eines guten Essens gekrönt wird; wenn ein neuer Spazierweg mir das Gefühl nimmt, mein täglicher Auslauf sei wie der Hofgang eines Gefängnisinsassen; wenn liebe Freunde mir durch ein zugesandtes Paket ihre Verbundenheit im wahrsten Sinne des Wortes „be-greiflich“ machen und mir so nicht nur virtuell nahe sind.
Marienfigur
Foto: pixabay / José Manuel de Laá
Und doch ist mir bewusst, dass diese kleinen Freuden über einen längeren Zeitraum nicht ausreichen werden, nicht nur für mich. „Sie haben keinen Wein mehr“. Dieses Wort Mariens bei der Hochzeit zu Kana kommt mir in den Sinn, wenn ich an die vielen Menschen denke, denen derzeit das fehlt, was ihr Leben zum Fest macht: Sportereignisse, Kunst und Kultur, die man wirklich hautnah erleben kann und nicht nur durch Pixel vermittelt auf einem Bildschirm „fern-sieht“. Die Fußball-Fans, die Opernliebhaber und Museumsbegeisterten, die Leute, die in Clubs und Bars ihr zweites Zuhause haben, sie alle haben keinen Wein mehr: Manche Quellen ihrer Freuden sind versiegt.

Maria, die Schutzfrau Bayerns, breitet in dieser Krise ihren Mantel nicht über alle aus, sondern hüllt jede und jeden von uns separat in die Schutzkleidung der Isolation. Viele von uns halten das aus. Je länger aber dieser Zustand andauert, desto mehr wird unsere Geduld auf die Probe gestellt.

„Meine Stunde ist noch nicht gekommen“. Mit diesem Satz mutet Jesus seiner Mutter zu, Geduld haben zu müssen. Die Stunde, in der sein wahres Wesen offenbar wird, schlägt erst am Kreuz. Diese Stunde schenkt Hoffnung, auch dann, wenn der Kampf auf der Intensivstation verloren worden ist. Welche Freude, welches Fest wird das sein, wenn wir die lichte Seite des Kreuzesgeschehens an uns erfahren dürfen …

Aber bis dahin sind Jesus doch auch unsere vorläufigen Freuden nicht egal. Er lässt die Hochzeit von Kana nicht ins Wasser fallen. Ein viel besserer Wein wird serviert. Werden wir eine größere Freude empfinden, wenn uns die Dinge, die vor Corona selbstverständlich waren, neu gegeben werden?
Dass dies so ist, und dass es bald so kommt, darum bete ich und das wünsche ich Ihnen allen und mir.
 
Text: Pfarrer Martin Ringhof

 

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