Schon Monate vor dem Wechsel an eine weiterführende Schule machen sich Eltern oft auf die Suche nach der am besten passenden Einrichtung. Was vielen nicht bewusst ist: Auch evangelische oder konfessionslose Kinder sind an Erzbischöflichen Schulen wie zum Beispiel dem Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium in Pullach willkommen.
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Stefan Antoni ist seit mehr als zehn Jahren Schulleiter am Gymnasium in Pullach. Er betont: „Wir haben keine Zugangsbeschränklungen.“ Derzeit sehe die Verteilung an seiner Schule so aus, dass 60 bis 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler katholisch seien, knapp 30 evangelisch und ein niedriger zweistelliger Bereich konfessionslos. Vorbehalte gäbe es weder von Seiten der Eltern noch der Schule. Und auch unter den Schülern spiele das Thema keine Rolle. Bei der Frage nach der Akzeptanz eines konfessionslosen Kindes könne er absolut beruhigen: „Die Kinder sind offen und nehmen sich gegenseitig wahr, und in dieser Hinsicht gibt es keine Probleme.“
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In erster Linie zählt das Kind, nicht die Konfession
Auch einen missionarischen Auftrag gebe es nicht. Allerdings müsse Eltern klar sein, dass sie sich mit der Anmeldung ihres Kindes auf die Weltanschauung der Einrichtung einlassen würden. „Wir zwingen niemandem etwas auf“, versichert Antoni. Der freie Wille sei jederzeit gegeben und man dürfe sich mitteilen, ohne negative Konsequenzen fürchten zu müssen. Eine Besonderheit, auf die sich konfessionslose Schüler und Eltern einlassen, ist, dass auch Kinder ohne Religionszugehörigkeit entweder den katholischen oder den evangelischen Religionsunterricht besuchen, Ethik gibt es als Alternative nicht.
Heike Lambrecht ist evangelische Pfarrerin und unterrichtet Religion. Sie ist außerdem Schulseelsorgerin am Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium und betont: „Wir schauen eigentlich nicht als erstes auf die Konfession, sondern auf das Kind, was das Kind braucht und warum das Kind hier ist.“ Ihr katholischer Kollege, Domvikar Manfred Maurer, empfindet die konfessionslosen Schülerinnen und Schüler als eine Bereicherung. Sie würden im Unterricht ihre Perspektive einbringen. Im Gottesdienst fielen die Unterschiede noch weniger auf, da nehme die Klasse die betreffenden Schüler einfach mit. Wenn Unsicherheiten im Religionsunterricht auftreten würden, dann direkt nach dem Schulübertritt, so die Seelsorger. Sei es im Umgang mit der Bibel, bei der Frage, wie richtig gebetet wird oder wie das Vater Unser geht. In diesem Fall sei es wichtig, die Kinder zu coachen.
Keine Ablehnung von konfessionslosen Schülern
Auch außerhalb des Unterrichts sind beide Seelsorger auch immer Ansprechpartner für alle Schüler, egal ob im Büro oder auf dem Schulhof. Heike Lambrecht erzählt, dass auch katholische oder konfessionslose Kinder auf sie zukämen: „Es spricht sich rum, da ist jemand, der ist bereit zum Gespräch, zu dem kannst du gehen, zu dem kannst du Vertrauen haben.“
Hannah, Arian und Felix gehören zu den Kindern, die weder katholisch noch evangelisch sind. Sie alle finden es normal, an einer kirchlichen Schule zu sein, und erfahren weder durch ihre Mitschüler noch ihr privates Umfeld deshalb Ablehnung. Die Frage, ob sich zu irgendeinem Zeitpunkt jemand von ihnen fremd gefühlt habe, verneinen alle drei. Arian sagt, es fühle sich gut an, Teil dieser Schulgemeinschaft zu sein, Felix findet die Gottesdienste auch „ganz cool“, und Hannah freut sich darüber, dass sie „so mitgenommen werden und nicht gesagt wird ‚bleib zu Hause‘.“
Überkonfessionelle Angebote
Mit dem Mitgenommen-Werden sind auch verschiedene überkonfessionelle Angebote gemeint, die Schulleiter Stefan Antoni als ebenfalls wichtig für die Schulgemeinschaft erachtet. Das starte bei gemeinsamen Gottesdiensten, zu denen alle Schüler eingeladen seien, alle Feste im kirchlichen Jahreskreis würden zusammen gefeiert, es gebe außerdem jedes Jahr eine Radwallfahrt, die von der Schulseelsorge organisiert würde, und daneben würden auch nicht religiöse Feste regelmäßig gefeiert - „wir leben einfach Gemeinsamkeit“, so der Schulleiter.
Er spricht von einem besonderen „Spirit“, den die Schule habe. Dieser sei zwar schwer messbar, aber alle, die die Schule betreten, würden sofort aufsaugen, „dass wir einfach bewusst miteinander umgehen, offen miteinander umgehen, dass sowohl von Schülerinnen und Schülern als auch von Seiten der Erwachsenen keine Vorbehalte in irgendwelche Richtungen da sind.“ Was seine Schule auszeichne, sei „die Zugewandtheit im christlichen Sinne, die wir einfach leben, im Alltag, in allen Teilen der Schulgemeinschaft.“
Text: Linda Burkhard, Sankt Michaelsbund, Januar 2024
Erzbischöfliches Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium Pullach
Wolfratshauser Str.
82049 Pullach
Leiter: Stefan Antoni, Oberstudiendirektor i.K