München, 20. Oktober 2024. Nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx ist die Ehe ein Vorbild für eine demokratische Gesellschaft: Beide lebten „von Menschen, die mehr geben, als sie geben müssen“, sagte der Erzbischof von München und Freising beim Gottesdienst zum Fest der Ehejubilare am Sonntag, 20. Oktober, im Münchner Liebfrauendom.
Der Erzbischof feierte den Festgottesdienst zusammen mit rund 600 Ehepaaren, die in diesem Jahr zwischen zehn und 70 Jahre verheiratet sind. Marx sprach ihnen ein „herzliches Vergelt’s Gott“ für ihr gemeinsames Zeugnis aus, das „nicht nur ein Glaubenszeugnis“ sei, sondern „ein Zeichen vor der ganzen Welt, wie wir leben wollen“. Es sei wichtig für die gesamte Gesellschaft, „dass Christinnen und Christen ein Zeugnis ihrer Treue“ gäben und zeigten, wie entscheidend es sei, füreinander da zu sein: „Das ist ein unglaublicher Zivilisationsfortschritt. Die Familie ist der Kern unseres Gemeinwesens“, so der Kardinal: „Eine Familie und auch eine Demokratie lebt von Menschen, die mehr geben, als wozu sie verpflichtet sind. Wenn wir nur das geben, was wir geben müssen, dann bricht die Familie zusammen. Und dann bricht das Gemeinwesen zusammen.“
Die Ehe als Sakrament sei auch „eine geistliche Berufung – alle sind zur Nachfolge Christi gerufen, dazu, in seiner Spur zu bleiben!“, gab sich Kardinal Marx überzeugt. In der Ehe verwirkliche sich eine der zentralen Botschaften des Evangeliums: „Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren. Wer es gibt, wird es gewinnen.“ Wer nur um sich selbst kreise und nur an sich denke, werde kein glückliches Leben führen, betonte Marx. Hingegen könne, „wer sich öffnet, wer auf den anderen schaut, vom anderen her denkt, ein gutes Leben führen – im guten Miteinander.“
Dies gelte für die gesamte Gesellschaft: „Es ist keine Gesellschaft möglich mit einer Ansammlung von Egoisten, die nur ihren eigenen Vorteil suchen“, sagte Marx. Ein Leben, „das wirklich lebenswert ist, besteht nicht darin, dass wir Macht über die anderen ausüben, sondern dass wir uns gegenseitig dienen, dass wir uns erleben, füreinander öffnen“, erklärte der Erzbischof. So sei auch „der Menschensohn gekommen, nicht um Macht auszuüben, sondern zu dienen und sein Leben zu geben“. Dies sei ein „Lehrstück“ für Kirche wie Gesellschaft.
Viele der rund 600 anwesenden Ehepaare feiern 2024 ein besonderes Ehejubiläum. Vier Paare sind bereits seit 70 Jahren verheiratet, feiern also die Gnadenhochzeit, 30 Paare nach 65 Jahren die Eiserne Hochzeit, 137 Paare feiern nach 60 Jahren die Diamantene Hochzeit, 191 Paare nach 50 Jahren die Goldene Hochzeit. Im Anschluss an den Gottesdienst konnten alle Ehepaare einen Einzelsegen empfangen. (ck)
Hinweise: Für Ehejubilare bietet die Erzdiözese auch einen Einkehrtag am Sonntag, 25. Februar 2024, von 14 bis 21 Uhr im Exerzitienhaus Schloss Fürstenried in München mit Impulsen, einer Segnungs- und Lichtfeier und einem Candlelight-Dinner. Eine Anmeldung unter
www.erzbistum-muenchen.de/paartage ist erforderlich.