Frühjahrsvollversammlung der bayerischen Bischöfe vom 6. bis 7. März 2024 in München
1. Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Im Rahmen ihrer Frühjahrsvollversammlung betonten die bayerischen Bischöfe die Unerlässlichkeit eines permanenten Engagements für Demokratie, Menschenwürde und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Hass, Hetze, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus sind niemals tolerierbar, ihnen muss mit aller Konsequenz entgegengetreten werden. Eine wichtige Rolle nimmt in diesem Zusammenhang das Kompetenzzentrum für Demokratie und Menschenwürde (KDM) ein, mit dem die katholische Kirche in Bayern durch Bildungsarbeit ein klares Zeichen gegen Extremismus, Populismus und menschenverachtende Einstellungen setzt. Die Arbeit des Kompetenzzentrums war im zurückliegenden Jahr durch die vielfältigen politischen Krisen und durch den weiteren Aufstieg des Rechtsextremismus in Deutschland geprägt. Der starke Zulauf der Partei AfD in bundesweiten Wahlumfragen und bei der bayrischen Landtagswahl fällt laut Tätigkeitsbericht des KDM erstmals mit einer massiven Zunahme rechtsextremistischer Einstellungen zusammen, die auch zunehmend offen geäußert werden. Gleichzeitig nähmen besonders seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 antisemitische Agitationen und Übergriffe auch aus dem linken politischen Spektrum zu. Vor diesem Hintergrund tritt das KDM als starke katholische Stimme für Menschenwürde innerkirchlich und öffentlich in Erscheinung. Das Angebot des KDM umfasst Argumentationstrainings gegen Stammtischparolen und Verschwörungstheorien ebenso wie Workshops mit Multiplikatoren zum Umgang mit Antisemitismus in Schul- bzw. Bildungskontexten oder Vernetzungstreffen. Das KDM ist im katholischen, gesamtkirchlichen sowie im gesellschaftlichen Raum breit vernetzt.
In der Erklärung „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“ vom 22. Februar hat die Deutsche Bischofskonferenz eindeutig Position bezogen. Die bayerischen Bischöfe bekräftigen die darin formulierte Feststellung, dass die Verbreitung rechtsextremer Parolen – dazu gehören insbesondere Rassismus und Antisemitismus – mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Dienst in der Kirche unvereinbar ist. Die Verantwortlichen vor Ort sind diesbezüglich zur Wachsamkeit angehalten.
2. Katholische Krankenhäuser in Bayern
Katholische Krankenhäuser stehen für eine lange Tradition einer transparenten, qualitativ hochwertigen und an den Werten des christlichen Menschenbildes ausgerichteten Gesundheitsversorgung. Durch die von der Bundesregierung geplante Krankenhausreform besteht die Gefahr, dass katholische Krankenhäuser zu den ersten gehören, die in ihrer Existenz bedroht sind. In dieser Situation stellen sich die Bischöfe an die Seite der Mitarbeitenden, die um ihre Arbeitsplätze bangen. Die Reform sollte nicht zu einer zentralisierten Krankenhausplanung führen, die regionale Bedarfe vernachlässigen, Großkliniken bevorzugen und die Trägerpluralität gefährden könnte. Insbesondere für den ländlichen Raum besteht die Sorge, dass die Versorgungsqualität für die Menschen zurückgehen könnte. Eine zukunftsweisende Krankenhausreform sollte dazu beitragen, Bürokratie und Misstrauen im Gesundheitswesen zu reduzieren und Gesundheitsbildung für Kinder und Jugendliche als Bestandteil der öffentlichen Aufgabe ernst zu nehmen.
3. Religionsunterricht
Religionsunterricht ermöglicht religiösen Weltzugang und die damit verbundene Orientierung und Vermittlung christlicher Werte. Vor dem Hintergrund der vielfältigen politischen und gesellschaftlichen Krisen und Polarisierungen leistet er damit einen zentralen Beitrag in der Persönlichkeitsbildung junger Menschen und zum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Deshalb ist zu begrüßen, dass die Staatsregierung am bisherigen und bewährten Stundenumfang des Religionsunterrichts in der Grundschule festhalten wird.
4. Katholische Hochschullandschaft
4.1 Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Der Freistaat Bayern hatte sich gemeinsam mit der katholischen Kirche zur KU Eichstätt-Ingolstadt bekannt und sein finanzielles Engagement deutlich verstärkt. Die bayerischen Bischöfe sind dankbar dafür, dass auch der Staat ein Interesse an einer guten Zukunft der Universität hat. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe „KU 2030“ unter Einbeziehung der Universitätsleitung ist damit beauftragt, strukturelle Überlegungen und verlässliche Finanzierungsperspektiven über das Jahr 2028 hinaus zu entwickeln.
Durch das jahrzehntelange ideelle und finanzielle Engagement der Kirche wurde eine anhaltend positive Entwicklung der Katholischen Universität ermöglicht. Dazu zählt neben der 2023 erreichten Aufnahme der KU in die Deutsche Forschungsgemeinschaft, dass sich die Hochschule mit ihrem Studienangebot und den Rahmenbedingungen einer fortgesetzt hohen Zufriedenheit bei Studierenden und Alumni erfreut. Zum dritten Mal ist die KU als „Beliebteste Universität in Deutschland“ ausgezeichnet worden. Diesen Titel hat ihr nach 2021 und 2022 vor wenigen Wochen erneut das Onlineportal Studycheck verliehen.
4.2 Katholische Stiftungshochschule München
Die Bayerischen Bischöfe zeigten sich erfreut über die permanente Weiterentwicklung der Katholischen Stiftungshochschule (KSH) an den beiden Standorten München und Benediktbeuern als etablierte und erfolgreiche Profilhochschule im Bereich der Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsberufe in Bayern. Sie informierten sich insbesondere über das interdisziplinäre Kompetenzzentrum „Zukunft Alter“ der KSH, das mit seiner Expertise zu einem guten Altern beitragen will und dabei von der Freisinger Bischofskonferenz langfristig gefördert wird. Das Zentrum sorgt durch Forschung und Lehre sowie Transfer und Vernetzung für hohe Sichtbarkeit altersbezogener Themen in Gesellschaft, Wissenschaft und Praxis und leistet als innovative campus- sowie fakultätsübergreifende Organisationseinheit einen wesentlichen Beitrag zum wissenschaftlichen Auftrag der Hochschule. Das Kompetenzzentrum verstärkt dieses Engagement auch durch die Akquise von Drittmitteln: Die drittmittelfinanzierte anwendungsorientierte Forschung an der gesamten KSH München (inzwischen etwa 2,7 Millionen Euro) kann zu zwei Dritteln dem Kompetenzzentrum zugerechnet werden. Mithilfe von ebenfalls drittmittelfinanzierten Promotionsstellen und Maßnahmen zur akademischen Personalentwicklung fördert das Zentrum akademische Karrierewege. Aktuelle und ehemalige Mitarbeitende des Kompetenzzentrums oder der assoziierten Projekte fungieren als thematische Multiplikatoren und sind wichtige Botschafterinnen und Botschafter für diese kirchliche Hochschule mit hohem wissenschaftlichen Qualitätsanspruch. Die Bischöfe begrüßten die erfolgreiche Arbeit des Zentrums dabei, Themen des Alters in das Zentrum gesellschaftlicher Betrachtung zu rücken, kontinuierlich zu einem besseren Umgang mit dem Altwerden beizutragen und das Wohl der Menschen in den Fokus zu rücken. Von diesem Engagement profitierten gleichermaßen die Hochschule, die Gesellschaft und die Kirche.