Tremmel: „Gemeinsam Kirche leben – trotz Sicherheitsabstand“

Diözesanratsvorsitzender ermutigt zu Gebets- und Hilfsaktionen und klaren Worten gegenüber Egoisten
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München, 24. März 2020. Kreative Formen der Nähe zum Mitmenschen zu entwickeln, um in der aktuellen Krise „vorbildhaft zu zeigen, wie wir trotz Sicherheitsabstand miteinander beten, uns gegenseitig unterstützen und gemeinsam Kirche leben können“ – dazu ruft der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising, Hans Tremmel, Christinnen und Christen auf. In den Pfarrgemeinden und katholischen Verbänden gebe es viele, die mit Telefonaten, E-Mails und in anderen Medien mit fantasievollen Angeboten den sozialen Kontakt sicherstellten. Gerade auch die katholischen Laien und ehrenamtlich Engagierten hätten in dieser schweren Bewährungsprobe einen unverzichtbaren Beitrag zu leisten für die Gesellschaft und könnten die Nähe Gottes erfahrbar machen, betont Tremmel in einem Schreiben an Pfarrgemeinderäte und Verbände. Die Kirche lebe nicht alleine aus der Liturgie, sondern auch „aus der lebendigen Verkündigung der frohen Botschaft und der tätigen Nächstenliebe“ – vor allem jetzt, wo viele verunsichert oder in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht seien. Besonders in den Blick zu nehmen seien dabei Kranke, Alte und Schwache. Auf seiner Internetseite www.dioezesanrat-muenchen.de/corona sammelt der Diözesanrat Beispiele von originellen Hilfsaktionen und spirituellen Angeboten und will damit zur Nachahmung anregen.
 
Auch appelliert der Diözesanratsvorsitzende an die kirchlich Engagierten, die zum Schutz der Bevölkerung von staatlicher Seite auferlegten Beschränkungen mit „großer innerer Zustimmung“ mitzutragen. „Ernst zu nehmen, was auf uns zukommt, ist nicht nur Bürgerpflicht, sondern auch zentraler Bestandteil christlicher Verantwortung“, unterstreicht Tremmel und verweist auf die in der Verfassung festgeschriebene unantastbare Würde des Menschen: „Aus diesem Grund verbietet sich die Idee einer Herdenimmunisierung, die zum größtmöglichen Glück der Bevölkerungsmehrheit bewusst viele Menschenleben opfert, um den Stärksten, Jüngsten und Gesündesten weiterhin und relativ rasch ein weitgehend uneingeschränktes Leben zu garantieren.“ Verantwortung heiße zunächst und vor allem: zu Hause bleiben. Die notwendige physische Distanzierung sei ein Akt der Solidarität mit denjenigen, die durch das Virus in Lebensgefahr geraten könnten: „Ignoranten und Egoisten, Relativierer und Realitätsverweigerer in die Schranken zu weisen, ist unsere Pflicht.“
 
Lobend hebt Tremmel hervor, dass sich vielerorts Freiwillige bereit erklärten, Einkäufe für ältere oder kranke Nachbarn zu erledigen oder Kinder zu betreuen, deren Eltern weiterhin ihrem Beruf nachgehen müssen. Zugleich erinnert der Diözesanratsvorsitzende nachdrücklich daran, „dass die christliche Nächstenliebe eine globale Dimension hat, dass die Rede von der Menschheitsfamilie und von der Weltschicksalsgemeinschaft gerade in den Herausforderungen der Pandemie keine hohle Phrase sein darf“.
 
Der oberste Laienvertreter im Erzbistum bittet ebenso darum, denen Wertschätzung entgegenzubringen, auch mit einem freundlichen Wort, die in dieser Krise „mehr tun als ihre Pflicht“, um die Grundversorgung aufrechtzuerhalten: unter anderem nennt er Ärzte und Pflegekräfte, Mitarbeitende im Lebensmittelhandel, Beschäftigte in Ver- und Entsorgungsbetrieben sowie Lehrkräfte. Damit verbindet Tremmel die Hoffnung, dass diese Wertschätzung auch nach der Krise erhalten bleibe und ergänzt: „Dabei sollten wir gerade die nicht vergessen, denen wir dieses ziemlich gut funktionierende Staatswesen erst zu verdanken haben – das sind eben die ,Alten‘.“ (kbr)