München, 13. August 2024. Das Archiv des Erzbistums München und Freising hat mit der Übernahme der pfarrlichen Unterlagen aus Prien das 250. Pfarrarchiv zentralisiert. Damit wird ein Drittel der Pfarrarchive der Erzdiözese, die das kirchliche Leben vor Ort dokumentieren, im Diözesanarchiv aufbewahrt und der kirchen-, landes- und ortsgeschichtlichen Forschung zur Verfügung gestellt. Schritt für Schritt werden Verzeichnisse und ausgewählte Unterlagen auch online nutzbar gemacht. Die Aufbewahrung der Originalunterlagen erfolgt im Archiv- und Bibliotheksdepot der Erzdiözese in Neufahrn bei Freising.
„Die zentrale Archivierung der Pfarrarchive des Erzbistums ist ein wichtiger Beitrag zur Bewahrung schriftlichen Kulturguts von hoher gesamtgesellschaftlicher Bedeutung“, sagt Johannes Merz, Leiter des Archivs und der Bibliothek des Erzbistums München und Freising. „Das kirchliche Leben war schon immer ein bedeutsamer Teil des Dorfgeschehens. Die Pfarrarchive reichen oft bis ins späte Mittelalter zurück. Indem sie Angelegenheiten des Rechts, des Personals oder der Finanzen einer Pfarrei dokumentieren, bilden sie eine große Bandbreite und Vielfalt des Lebens längst vergangener Zeiten ab.“
Die Unterlagen, die im Zuge kirchlicher Verwaltungstätigkeit in den Pfarreien entstanden sind, bieten wertvolle Informationen sowohl zur Pfarr- als auch zur Ortsgeschichte. Zudem dienen sie der kirchlichen Verwaltung, beispielsweise durch die dauerhafte Vorhaltung von Verträgen, Notariatsurkunden, Bauplänen und Inventaren. Das Pfarrarchiv liegt in der Verantwortung der jeweiligen Pfarrei und zählt zum Eigentum der Kirchenstiftung. Die im kirchlichen Recht festgelegte Pflicht zur Archivierung erfüllt die Pfarrei entweder durch die Unterhaltung eines eigenen Archivs vor Ort oder durch die Übergabe an das Diözesanarchiv. Die übrigen derzeit rund 500 Pfarrarchive werden in den Pfarreien des Erzbistums meist von Verwaltungskräften oder Ehrenamtlichen betreut. Diese Aufgabe umfasst unter anderem die Ordnung und Verzeichnung, die sichere Lagerung und die rechtskonforme Nutzung der Dokumente. In beiden Fällen unterstützt die Fachstelle für „Archivpflege“ des Diözesanarchivs die Pfarreien bei der Erhaltung und Nutzbarmachung ihrer historisch wertvollen Unterlagen.
Eine besondere volkskundliche Quelle stellt das „Salbuch“ aus dem Pfarrarchiv Fürholzen von 1749/50 dar. Der damalige Pfarrer hatte eine rund 800-seitige Beschreibung seiner Pfarrei verfasst, die seine Nachfolger über alle Aspekte ihres Amtes informieren sollte. Er schrieb aber nicht nur über die Kirchen der Pfarrei, die Gottesdienste und die Besitzungen der Kirchen- und Pfründe-Stiftung, sondern bot auch nützliche Informationen für die Bewirtschaftung des Pfarrhofs, bis hin zum Umgang mit Dienstboten. Auch deren Verpflegung im Wochen- und Jahresverlauf ist ausführlich dokumentiert.
Daneben enthalten die im Archiv des Erzbistums zentral eingelagerten Pfarrarchive beispielsweise auch einen liturgischen Kalender aus Landshut-St. Jodok, der bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Angelegt 1491, diente der auf Pergament geschriebene Kalender vor allem dazu, die regelmäßige Feier gestifteter Gottesdienste im Jahreslauf sicherzustellen. Darüber hinaus wurden Urkundentexte und historische Notizen eingetragen, die den Kalender zu einem Geschichtsbuch der Pfarrei machen. So sind unter anderem Unwetterschäden aus den Jahren 1494 und 1580 dokumentiert. Farbige Wappen erinnern an die Pfarrer und die beiden „Kirchpröpste“, die aus der Gemeinde zur Mitverwaltung des Kirchenvermögens bestellt waren.
Der Wittelsbacher Joseph Clemens von Bayern, Kurfürst und Erzbischof von Köln, stiftete 1693 in seiner bayerischen Herrschaft Berg am Laim eine Bruderschaft zur Verehrung des Erzengels Michael. Als Mitgliederverzeichnis für die zahlreichen hochadeligen Bruderschafts-Mitglieder wurde ein eigenes, repräsentatives „Fürstenbuch“ angelegt, das im Pfarrarchiv von St. Michael / Berg am Laim gelagert wurde. Die Fürsten trugen sich darin mit Wappen, Wahlspruch und Unterschrift ein – an erster Stelle der Stifter selbst, danach sein älterer Bruder, Kurfürst Max Emanuel von Bayern. (hor)
Hinweise: Eine regelmäßig aktualisierte Liste der deponierten Pfarrarchive ist auf der Homepage von Archiv und Bibliothek des Erzbistums unter
www.erzbistum-muenchen.de/archiv-und-bibliothek zu finden. Die Verzeichnisse werden Schritt für Schritt über das digitale Archiv des Erzbistums online bereitgestellt.
Die Links zu den angeführten pfarrlichen Unterlagen finden Sie hier:
· Fürholzen:
https://kurzlinks.de/lm4o · Landshut-St. Jodok:
https://kurzlinks.de/cbkx · St. Michael / Berg am Laim:
https://kurzlinks.de/yerx