Vom Wölfling zum Rover Pfadfinder sind ein wichtiger Bestandteil für Pfarreien

Zelten, Feuer machen, Knoten binden – das fällt den meisten Menschen ein, wenn Sie an Pfadfinder denken. Doch das ist nicht alles. Neben den Ministranten sind die Pfadfinder der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) sichtbar in den Pfarreien aktiv.
 
Fahne der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg
Die Fahne der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg
Irgendwann kommt der Moment, in der man sich entscheiden muss. Bleibt man oder geht man? Diese Frage stellt sich bei Mitgliedern der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) mit 21 Jahren. Dann sind die Pfadis auch für die letzte Altersgruppe zu groß und müssen entweder ausscheiden oder können der Gemeinschaft noch als Gruppenleiter verbunden bleiben. Anja Bierling, Andreas Sang und Max Margreiter haben sich entschieden zu bleiben. Zu viel Positives verbinden sie mit ihrem Verband.

Heimat geben

Alles was sie selbst erlebt haben wollen sie nun an die jüngeren Mädchen und Buben weitergeben: In der DPSG kann man sich als Jugendlicher weiterentwickeln und zwischenmenschlich wichtige Erfahrungen sammeln, berichtet Anja Bierling, die Diözesanvorsitzende des Verbands im Erzbistum München und Freising. Deshalb sei es ihr auch so wichtig, „den Kindern eine Heimat zu geben“. Sie selbst sei auf Diözesanebene an der Organisation größerer Veranstaltungen beteiligt, während die Ortsgruppen, die häufig an Pfarreien angeschlossen sind, jeweils eigene Projekte verfolgten. Dort sind „die Jugendlichen fest verankert“, so Bierling.
 
Ein Pfadfinder beginnt in der Regel schon bei den „Wölflingen“. In dieser Altergruppe von sieben bis zehn Jahren trifft man sich in erster Linie zu Gruppenstunden in den Ortsverbänden, um zu spielen. „Man lernt aber auch schon die ersten Knoten und Stiche“, erzählt Bildungsreferent Max Margreiter. Auch Anja Bierling denkt an ihre eigene Jugendzeit bei der DPSG zurück: „Wir sind auch mit Kanus auf dem Inn von Rosenheim nach Neuötting gefahren“, berichtet die 28-jährige. Später geht es dann „auf die Streif“, um ein Gebiet zu erkunden – wo ist ein Bach, wo eine gute Feuerstelle?

Vom ersten Knoten „auf die Streif“

Mit der Zeit werden die eigentlichen Leiter immer mehr zu Begleitern, die die Jugendlichen zwar unterstützen, sie aber viel selbstständig durchführen lassen. So fahren ältere Pfadis – die sogenannten Rover – im Sommer nach Finnland, um in Zweierteams in zehn Tagen eine Strecke von 200 Kilometern zu bewältigen; ohne viel Hilfe oder besondere Ausstattung. Wer das schafft „bekommt einen Gürtel verliehen ­­– eine große Ehre für jeden Pfadfinder“, berichtet Diözesankurat Andreas Sang.

Er ist als ausgebildeter Pastoralreferent die geistliche Leitung in der Erzdiözese. Denn, was manche Kinder erst feststellen, wenn sie bei der Fronleichnamsprozession mitlaufen: Die DPSG ist zwar „offen für alle Religionen und Konfessionen, aber ein katholischer Jugendverband“.
 
Auf dem Foto ist ein Zeltlager zu sene mit vielen Pfadfindern
Im Sommer finden oft Zeltlager satt, bei denen sich die jungen Pfadfinderinnen und Pfadfinder noch besser kennenlernen und viel gemeinsam unternehmen.
Pfadfinder leisten Jugendarbeit in Pfarrei
 
Die meisten Stämme sind angegliedert an Pfarreien. Dadurch kommt auch der Geist in der Gruppe nie zu kurz. Eine besonders wichtige Ortsgruppe, die an eine Pfarrei angegliedert ist, findet sich in Sankt Michael Perlach. Der Stamm im Münchner Südosten mit etwa 140 Mitgliedern ist besonders aktiv und entsendet regelmäßig Verantwortliche in die Diözesan- und Bezirksebene. Eine davon ist Marina Berger, die nach ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr im Diözesanbüro der DPSG „hängengeblieben ist“, wie sie selbst sagt.
 
Die Bindung zu ihrem Perlacher Stamm hat sie dadurch aber nicht verloren: Weiterhin leitet sie ihre Wölflings-Gruppe, in der überwiegend die Kinder entscheiden dürfen, was sie gemeinsam unternehmen wollen. Es gehe aber immer darum „viel draußen zu sein und sich auszupowern“. Während der Corona-Lockdowns hat sie ihren Gruppenkindern Bücher vorgelesen. Jede Woche bekamen sie ein Kapitel als Sprachnachricht auf das Handy der Eltern zugeschickt. Neben den Ministranten leisten die Pfadfinder „die ganze Jugendarbeit in der Pfarrei“, erzählt Marina Berger.
 
Sie ist sehr froh in das Gemeindeleben eingebunden zu sein und schätzt die Zusammenarbeit. Vor kurzem erst habe der Pfarrer ein klärendes Gespräch ermöglicht, um einen aufgetretenen Konflikt zu lösen. Obwohl die Pfadfinder keine eigene Pfarrei-Gruppe wie etwa die Ministranten seien, würden sie „nicht anders behandelt“ und sind voll in das Pfarreigeschehen integriert. So nutzen sie etwa die pfarrlichen Räumlichkeiten oder bringen das Friedenslicht aus Bethlehem in der Christmette in die Gemeinde. „Sowas macht uns sichtbar im Pfarreileben“, so Berger. Als wichtiger Teil der Jugendarbeit möchte sie die Zusammenarbeit mit anderen Gruppierungen weiter ausbauen, um ihre Pfadfinder auch in Zukunft eng an die Pfarrgemeinde zu binden.
 
Text: Nico Kellner, Sankt Michaelsbund, Juli 2022
 
Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG)
Telefon: 089-48092-2110
Fax: 089-48092-2119
info(at)dpsg1300.de
http://www.dpsg1300.de/home/

Offenheit für andere Menschen

Die Pfadfinderinnenschaft St. Georg bietet Mädchen und Frauen Erfahrungsräume, in denen sie selbstbewusst lernen und Verantwortung übernehmen können. Dabei bauen sie etwa Zelte auf, hacken Holz und machen Feuer. Auch klassische Gruppenstunden werden angeboten. Und immer wieder geht es um gelebte Spiritualität.

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