Mit Menschen arbeiten und dabei den eigenen Glauben leben Zwei Pastoralassistent:innen berichten, wie sie ihren Wunschberuf gefunden haben

Sechs Gemeindeassistent:innen und sieben Pastoralassistent:innen haben von Generalvikar Christoph Klingan im Rahmen einer Vesper ihre Beauftragungen erhalten. Die Seelsorger:innen gehen nun in die Phase der Berufseinführung und übernehmen in Pfarrgemeinden und Schulen zunehmend selbstständig Aufgaben. Wir begleiten die Pastoralassistent:innen Emily Pinto Perdomo und Christoph Lohmer.
 
Sechs Gemeindeassistenten und sieben Pastoralassistenten mit Generalvikar Christoph Klingan bei der Feier ihrer Beauftragung
Sechs Gemeindeassistenten und sieben Pastoralassistenten mit Generalvikar Christoph Klingan (r.) bei der Feier ihrer Beauftragung
„Die Erzdiözese München und Freising ist wie ein großer Garten. Sie arbeiten, Sie pflanzen und Sie düngen, aber dass etwas wachsen kann, dazu braucht es Gottes Beistand.“ Generalvikar Christoph Klingan wünscht den angehenden Seelsorger:innen, die gleich ihre Beauftragungen erhalten, in der Vesper Vertrauen und Zuversicht für ihre Arbeit. „Auch Sie selbst werden dabei wachsen“, ist sich Klingan sicher, bevor er den Segen spendet.

„Mittlerweile bringen angehende Seelsorger:innen einiges an Lebenserfahrung mit. Sie sind teilweise verheiratet, manche sind Eltern. Und viele haben bereits einen anderen Beruf ausgeübt, bevor sie sich für eine Ausbildung zum Seelsorger, zur Seelsorgerin entscheiden“, erklärt Andreas Beer, Ausbildungsleiter für Pastoralreferent:innen, beim anschließenden Stehempfang. Bei aller Diversität der Berufsanfänger:innen, deren Altersspektrum von Mitte 20 bis Mitte 50 reiche: Sie alle hätten einen sinnstiftenden Beruf gewählt, der auch immer ein Stück Berufung sei. Neben den Gemeinde- und Pastoralassistent:innen gehören auch zwei Diakone zu den Kurskollegen. Priester ist diesmal keiner dabei.

Emily Pinto Perdomo ist die Jüngste im Pastoralkurs. Die verheiratete 24-Jährige hat gleich nach ihrem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr bei einer christlichen Organisation in Costa Rica absolviert. Unter anderem wurden sie und andere Freiwillige in der Karwoche in umliegende Dörfer ausgesandt, um mit den Menschen Liturgie zu feiern. Das habe sie damals sehr bewegt und dazu motiviert, über einen kirchlichen Beruf nachzudenken.
 
Emily Pinto Perdomo
Emily Pinto Perdomo
„Ich hatte mir zunächst überlegt, Psychologie zu studieren und Therapeutin zu werden. Aber da hätte ich meinen Glauben ausblenden müssen und das wollte ich nicht“, berichtet Emily Pinto Perdomo, die einer charismatischen Gemeinschaft angehört. Und so klärte sich ihre persönliche Perspektive mit der Entscheidung für ein Theologiestudium und den Beruf der Pastoralreferentin. Nach verschiedenen Praktika in der Jugendarbeit, der Pfarrei sowie im diakonischen Bereich weiß sie, dass diese Entscheidung richtig ist.

Berufseinführung in Teilzeit – gut für die eigene Familie 

Die freundlich zugewandte Theologin, die aus Olching stammt, freut sich sehr auf ihre Einsatzpfarrei in Puchheim. „Wir lernen in diesen drei Jahren viele verschiedene Bereiche der Seelsorge kennen. Zwar ist der theologische Grundstock durch das Studium abgedeckt, aber nun kommt die Praxis. Zum Beispiel: Wie geht eine gute Beerdigung? Das dürfen wir nun unter Anleitung lernen“, weiß Emily Pinto Perdomo. Sie ist auch schon sehr neugierig, wie sich ihre Predigten in der Ausbildungsphase entwickeln. Etwas aufgeregt vor dem Start sei sie dennoch. Schließlich werde man als Seelsorgerin auch zur öffentlichen Person. „Aber das gehört einfach mit dazu“, weiß die Theologin.

Christoph Lohmer ist ebenfalls Pastoralassistent. Der 34-Jährige ist verheiratet und Vater eines zweijährigen Sohnes. „Ich wollte zunächst Lehrer werden, aber Latein und ich haben uns nicht wirklich gut verstanden“, gesteht er mit einem offenen Lächeln. Also studierte er statt Theologie auf Lehramt Theologie und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Referent für den Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses im Bayerischen Landtag, Bernhard Seidenath. „Mir hat es schon immer Spaß gemacht, mit Menschen und für sie zu arbeiten. Irgendwann lag es dann für mich nahe, in einen pastoralen Beruf zu gehen. Dabei kann ich die Arbeit für Menschen mit meinem eigenen Glauben verbinden“, berichtet Christoph Lohmer.
 
Christoph Lohmer
Christoph Lohmer
Der Theologe, der auch eine Ausbildung zum Notfallseelsorger absolviert hat, freut sich auf die kommenden Jahre der Praxisanleitung. „In meinem Gemeindepraktikum in Oberschleißheim habe ich die Arbeit mit Senior:innen lieben gelernt. Und ich freue mich auch auf die Arbeit mit Kindern und die ganze Bandbreite des Lebens, der ich in der Seelsorge begegnen werde“, betont Lohmer.

Gut begleitet in die Zukunft

Er wird in Vierkirchen im Landkreis Dachau eingesetzt, wo er auch seit kurzem mit seiner Familie wohnt. Der Pastoralassistent absolviert seine Berufseinführung in Teilzeit mit 75 Prozent Wochenstunden. „Seelsorge ist ein Beruf, der die ganze Familie fordert. Meine Frau, die ebenfalls in Teilzeit arbeitet, und die Großeltern unterstützen mich dabei. Durch unsere Teilzeitmodelle haben wir noch Zeit für unsere Familie, die für mich eine wichtige Kraft- und Spiritualitätsquelle ist“, erklärt Christoph Lohmer.

Wie fühlt er sich beim Start in die Berufseinführung vor Ort? Christoph Lohmer schmunzelt und zeigt auf die kleine Schultüte, die er und alle erhalten haben, weil sie künftig auch wieder regelmäßig Zeit in Schulen verbringen werden. Er hat seine in die Brusttasche seiner Weste gesteckt und meint: „Ich gehe in die Gemeinde ein wenig wie ein Schulkind: Einerseits voller Vorfreude, andererseits auch mit dem Gefühl von etwas Ungewissheit.“ Ihm sei wichtig, sich ausprobieren zu können, auch einmal einen Fehler machen zu dürfen und bei allem eine gute Anleitung zu erfahren.

Diese Anleitung bieten erfahrene Seelsorger:innen vor Ort. Die Pastoralassistent:innen übernehmen  zunehmend selbstständig Aufgaben in Pfarrei und Schule. Ergänzt wird die Einführungsphase durch weitere Präsenzphasen mit den Kolleg:innen und den Ausbilder:innen. Christoph Lohmer, Emily Pinto Perdomo und ihre Kurskolleg:innen sind bei den Erfahrungen, die sie sammeln werden, nicht auf sich gestellt. Und vielleicht trägt auch immer wieder der Gedanke von Generalvikar Christoph Klingan bei der Feier ihrer Beauftragung: Seelsorger:innen können pflanzen und düngen, aber es braucht den Segen Gottes, dass etwas wächst.
 
Text: Gabriele Riffert, Freie Mitarbeiterin, September 2023

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