Mieter Jakob Al Saeed (li.) und Maryam Kazemi ali Akbar von IN Via in seinem neuen Zuhause
Auch die Genossenschaft profitiert aus Sicht von „Wogeno“-Vorstand Thomas Kremer von dieser Kooperation: „Die Gemeinschaften in unseren Häusern leben davon, dass sie einen Schnitt durch die Gesellschaft abbilden.“ Außerdem müsse die Genossenschaft ein gewisses Kontingent an Sozialwohnungen anbieten, habe aber zu wenige Mitglieder, die darauf Anspruch haben. „Die Zusammenarbeit löst dieses Problem.“
Vier Wohnungen stehen aktuell beim Projekt „Zuhause ankommen“ zur Verfügung, um drei weitere will sich „IN VIA“ bewerben.
Das Erzbistum München und Freising unterstützt das Projekt mit 58.000 Euro. Menschen mit geringem Einkommen haben es auf dem Münchner Wohnungsmarkt sehr schwer. Migranten haben bei der Wohnungsvergabe bei manchem Vermieter von vornherein keine Chance“, begründet Generalvikar Christoph Klingan das Engagement des Erzbistums. Eine Investition, die sich im Hinblick auf die Inklusion Geflüchteter auszahlt, ist sich Kazemi ali Akbar sicher. „Denn die Wohnung ist das A und O, um sich in eine Stadtgesellschaft zu integrieren.“ Auch deshalb ist die Nachfrage unter den „IN VIA“-Teilnehmern deutlich größer als das aktuelle Wohnungsangebot. Langfristig will man für 25 Prozent der Teilnehmer Wohnungen akquirieren. Drei- bis viermal so viele, wie aktuell zur Verfügung stehen, bräuchte man dafür.
Ehrenamtliches Engagement für andere junge Geflüchtete Jakob Al Saeed gehört zu den Glücklichen, die es jetzt schon in eine der Genossenschaftswohnungen geschafft haben. Während normalerweise Einkommen, Anstellungsverhältnis oder familiäre Umstände in München darüber entscheiden, ob man eine Wohnung bekommt, werden bei „IN VIA“ andere Maßstäbe gesetzt. Jakob engagiert sich dort selbst ehrenamtlich für andere junge Geflüchtete. Bei „JuMiLo“ (Jungen Migranten als Lotsen) gibt der 24-Jährige Nachhilfe, organisiert Ausflüge und erteilt Box- sowie Schwimmtraining.
Sich für die Allgemeinheit zu engagieren, ist auch ein wichtiger Bestandteil des genossenschaftlichen Wohnens: Die Bewohner verwalten sich in der Hausversammlung selbst, wichtige Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und in Arbeitsgemeinschaften gestaltet man das Zusammenleben von der Nutzung der Gemeinschaftsräume bis hin zur Bepflanzung der Dachterrasse. Eigenverantwortung und Selbstbestimmung – für Jakob ist sein neues Zuhause der Schlüssel zur Zukunft.
Text: Korbinian Bauer, Radioredakteur beim Sankt Michaelsbund, März 2022