Führung kann man lernen Janine Gartner war selbst Mentee und ist nun Mentorin in einem Tandem

Das Programm "Kirche im Mentoring" schreitet weiter voran: Mit Janine Gartner ist nun eine ehemalige Mentee selbst Mentorin und begleitet Daniela Schießer, die im Ressort Bildung im Fachbereich „Seminarausbildung für staatliche Religionslehrkräfte" arbeitet.
 
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„Ich war im allerersten Durchgang von ‚Kirche im Mentoring‘ dabei. In den Jahren 2016 und 2017 war ich mit Frau Dr. Habersetzer im Tandem zusammengespannt. Das war eine sehr spannende Zeit und für mich sehr bereichernd“, erinnert sich Janine Gartner. Die heute 40-jährige Juristin war damals im Justitiariat des Erzbischöflichen Ordinariats im Bereich Vertragsmanagement tätig. „Ich habe mich damals gefragt, wie es für mich beruflich weitergehen sollte. Meine Kinder wurden langsam größer, so dass ich neue Perspektiven prüfen wollte. ‚Kirche im Mentoring‘ hat mich sofort interessiert und ich habe mich beworben“, schildert Janine Gartner.
 
Sie und zwei weitere Frauen wurden als Mentees ausgewählt. Die ehemalige Leiterin der Hauptabteilung „Generationen und Lebensalter“ im Erzbischöflichen Ordinariat, Dr. Marianne Habersetzer, war ihr gleich beim ersten „Beschnuppern“ sympathisch. Die beiden entschieden sich schließlich für den Weg im Tandem als Mentorin und Mentee.

Andere Blickwinkel erfahren

„Frau Dr. Habersetzer war bereits zu einer Zeit als Führungskraft in der Kirche und Mutter zweier Söhne erfolgreich, als das hier zu Lande noch nicht üblich war. Ich wusste gleich, dass ich viel von ihr lernen kann“, berichtet Janine Gartner. Von ihrer damaligen Mentorin erfuhr sie zum Beispiel, wie Theolog:innen „ticken“. Das Tandem mit ihrer Mentorin hat die Rechtsdirektorin im Kirchendienst inspiriert. „Das hat mich noch einmal mehr erkennen lassen, wo der Schwerpunkt unserer Arbeit als Kirche liegt und weshalb wir auch in der Verwaltung letztlich hier arbeiten.“

Von ihrer Mentorin hat Janine Gartner viel mitnehmen können. Führungsverantwortung sei nicht immer nur „Friede, Freude, Eierkuchen“. Es kämen erhebliche Anforderungen auf einen zu, doch man könne den Umgang damit erlernen. Auch in Bezug auf die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Führungsposition habe sie viel von ihrer Mentorin gelernt. Nach Ende des Programms stand für Janine Gartner fest: „Ich will Verantwortung übernehmen.“ Schließlich übernahm sie 2019 im Kirchensteueramt die Leitung der Abteilung „Festsetzung, Erhebung, Auskünfte“. Zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf erfolgte dies allerdings noch nicht in Vollzeit.
 
Mentee Daniela Schießer
Daniela Schießer

Mit hohen Anforderungen umgehen

Seit September 2022 begleitet Janine Gartner nun selbst eine Mentee: Daniela Schießer, die im Ressort Bildung im Fachbereich „Seminarausbildung für staatliche Religionslehrkräfte“ Seminarlehrerin ist. Die beiden sind gleich alt, wie die Mentorin schmunzelnd berichtet. „Ich kann nicht auf viel mehr Lebenserfahrung als meine Mentee zurückschauen, aber ich habe mehr Führungserfahrung, weshalb unser Tandem Sinn macht.“ Janine Gartner schätzt an ihrer Mentee, dass sie „sehr gut strukturiert und komplett organisiert“ sei.

Auch das Projekt ihrer Mentee hält sie für sehr wichtig. Darin geht es um die bessere Nutzung digitaler Werkzeuge für Religionspädagog:innen und deren Implementierung bereits in der Ausbildung. „Das ist nicht nur für künftige Religionslehrkräfte wichtig, sondern kann auch als Transfer in viele weitere Tätigkeitsfelder einfließen“, betont Janine Gartner.

Weshalb hat sie sich eigentlich zusätzlich zu ihrer anspruchsvollen beruflichen Aufgabe dazu bereit erklärt, Mentorin zu sein? „Ich berate und erkläre gerne. Die Gelegenheit zu haben, wieder jemanden mitzunehmen und Erfahrungen zu teilen, spricht mich persönlich an und macht mich glücklich.“
 
Text: Gabriele Riffert, Freie Autorin, April 2023

Frauenförderung braucht Kontinuität

Ruth Lentner, Fachreferentin Strategische Personalgewinnung und seit einigen Jahren für das Mentoring-Programm zuständig, kennt die statistischen Daten von „Kirche im Mentoring“. Sie berichtet, dass sich bisher 16 weibliche und drei männliche Führungskräfte aus fast allen Ressorts als Mentor:innen zur Verfügung gestellt haben.

Im aktuellen Programm wirken erstmals zwei frühere Mentees selbst als Mentorinnen mit: Neben Janine Gartner (siehe oben) ist dies Julia Mokry, die die Abteilung „Ausbildung und Berufseinführung“ im Erzbischöflichen Ordinariat leitet.

„Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ ist nach einem Beschluss durch die Ordinariatskonferenz als Programm verstetigt. Das Ziel, ein Drittel weiblicher Führungskräfte zu haben, ist noch lange nicht auf allen Ebenen in der Organisation erreicht. Deshalb sollen Frauen weiterhin gezielt und kontinuierlich gefördert werden.

In der Erzdiözese gibt es ein „Netzwerk Mentoring“, das sich ein- bis zweimal pro Jahr trifft und zu dem Ruth Lentner alle bisherigen und die aktuellen Teilnehmerinnen einlädt. Es ermöglicht die fachliche Vernetzung von Frauen, die Führungsverantwortung übernehmen wollen oder sie inzwischen übernommen haben. Außerdem ist das Netzwerk mittlerweile auch ein Besetzungspool für Führungspositionen.

Daten & Fakten:

-        bisher 21 Mentees, bald 24  
-        drei Frauen pro Jahrgang
-        zwei Drittel der Mentees haben nach drei bis fünf Jahren Führungsverantwortung übernommen