Der Pfarrverband Seeon finanziert Schulen und Lehrerhäuser in Malawi

Rund 700 Kinder machen sich jeden Tag während des Schuljahres auf ihren Schulweg zur Kanyanyata Primary School. Sie liegt in einer sehr ländlichen Region Malawis im Dorf Mkhukhi, wo es erst seit 2012 überhaupt eine Schule gibt. Zunächst stand nur ein Gebäude, nach und nach kamen vier Lehrerhäuser und zwei weitere Schulgebäude hinzu. Sechs bis neun Lehrkräfte unterrichten die Kinder. „Mittlerweile werden an dieser Schule die zentralen Prüfungen abgenommen, die es in Malawi am Ende jedes Schuljahres gibt und die nur an größeren Schulen stattfinden“, berichtet Matthias Eder, der mit zu den Initiatoren der Schule gehört. Die Kanyanyata Primary School ist also innerhalb kurzer Zeit gut etabliert. Möglich war das durch die Unterstützung engagierter Frauen und Männer aus dem Pfarrverband Seeon, die das nötige Geld für den Bau gesammelt haben.

Wieso gibt es diese Verbindung zwischen dem Pfarrverband Seeon und Mkhukhi?

Eine wichtige Begegnung zwischen Menschen aus beiden Regionen fand im Jahr 2010 statt. Damals war Matthias Eder, der aus Seebruck am Chiemsee stammt, für das Hilfswerk UNIDO (United Nations Industrial Development Organization) in Malawi tätig. Er kümmerte sich dort um bessere Herstellung, Lagerung und Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten. Bei einem Besuch seiner Frau Franziska wurde sie vom Dorfvorsteher von Mkhukhi gefragt: „Du bist doch Lehrerin. Wir haben Kinder, die keine Bildung haben. Kannst du uns helfen?“ Franziska Eder nahm dieses Anliegen mit nach Europa. An ihrer Schule sammelte sie zum Beispiel Buntstifte bei ihren Schülerinnen und Schülern, die gerne mit ihren Altersgenossen in Malawi teilten. Die Eltern und Kollegen gaben Spenden, so entstand das erste Schulgebäude, das aber schon bald nicht mehr reichte.
Ein Teil der Aktiven aus dem Pfarrverband Seeon am „Tag des Schreiners“ 2017.
Ein Teil der Aktiven aus dem Pfarrverband Seeon am „Tag des Schreiners“ 2017.

Schreiner und andere Aktive

„Damit eine Schule bleiben kann, braucht es Infrastruktur“, wusste Matthias Eder und wandte sich an seine Heimatpfarrei, wo noch seine Eltern leben, die beide für die Kirche arbeiten. Kirchenpfleger Hans Donhauser hatte die Idee, in den Hallen der Schreinerei Daxenberger eine Tombola am „Tag des Schreiners“ am zweiten Novemberwochenende zu Gunsten von Mkhukhi zu veranstalten. Rund 3500 Besucherinnen und Besucher informieren sich dort regelmäßig nicht nur über das Handwerk, sondern sie unterstützen auch gemeinnützige Projekte. Das Malawi-Hilfsprojekt, das sich der Pfarrverband Seeon zu Eigen gemacht hatte, konnte mittlerweile bereits mehrfach eine Tombola veranstalten. Nach einem Jahr Pause wird das auch im November 2019 wieder so sein. Möglich ist das durch die Unterstützung von rund 30 Aktiven, die Preise organisieren oder herstellen. Auch viele pfarrliche Gruppen bringen sich zugunsten des Malawiprojekts ein. Sogar eine Gruppe älterer Damen in Tschechien engagiert sich hier: Sie stricken Decken, die am Tag des Schreiners verkauft und verlost werden. Für eine Decke braucht eine geübte Strickerin rund 100 Stunden Arbeitszeit. Alles erfolgt ehrenamtlich.
 
Alle kleinen und größeren Gaben von Gruppen, Privatleuten und Firmen kommen dem Zweck in voller Höhe zugute. Die Kirchenstiftung Seebruck stellt die Spendenquittungen dafür aus. Der Finanztransfer erfolgt über das Hilfswerk Misereor. Matthias Eder hält den Kontakt zu Malawi und kommt jedes Jahr in den Pfarrverband Seeon, wo er von den neuesten Entwicklungen berichtet. „Das ist auch der Grund, weshalb es für uns von Anfang an keine Frage war, das Projekt zu unterstützen“, sagt Unternehmer Josef Daxenberger, auf dessen Firmengelände die zweitägige Veranstaltung immer stattfindet. „Wir kennen die Menschen hinter dem Projekt. Hilfe braucht ein Gesicht.“ Dass in Malawi Frieden herrsche und deshalb keine Gefahr bestehe, dass neu errichtete Gebäude gleich wieder vernichtet würden, sei auch förderlich für die Motivation.

Entscheidungen vor Ort

Glückliche Kinder freuen sich in Mkhukhi, dass sie etwas lernen können.
Kinder freuen sich in Mkhukhi, dass sie etwas lernen können.
Doch nicht nur im Pfarrverband Seeon engagieren sich die Menschen für die Schule, sondern auch in Mkhukhi selbst. „Uns ist es wichtig, dass sie eigene Entscheidungen treffen und sich einbringen. Das klappt auch gut, denn sie sind sehr aktiv“, berichtet der 38-jährige Politikwissenschaftler Matthias Eder, der mittlerweile für die kirchliche Arbeitsgemeinschaft Entwicklungshilfe AGEH in Kenia tätig ist. Er baut dort zusammen mit den Weißen Vätern ein Institut für interreligiösen Dialog und Islamkunde an der Tangaza Universität in Nairobi auf. Den Kontakt nach Malawi hält Eder über Menschen, die er von früher persönlich kennt, wie Charles und Jimmy Katumba. Sie schicken ihm und den Unterstützern im Pfarrverband Seeon zum Beispiel regelmäßig Fotos, die belegen, was mit dem jeweils überwiesenen Betrag konkret umgesetzt werden konnte. Gekauft werden Rohstoffe, die es vor Ort nicht gibt, wie zum Beispiel Zement, Farbe oder Bauholz und Dachplatten. Arbeitslohn wird kaum fällig, da die Bewohner Mkhukhis selbst anpacken und zum Beispiel bereits über eine Million Ziegeln gebrannt haben.
 
„Trotzdem ist das Projekt keine Blaupause, die man an anderen Orten eins zu eins übernehmen könnte“, gibt Matthias Eder zu bedenken. „Man muss immer die jeweiligen Gegebenheiten vor Augen haben und den persönlichen Bezug zu Menschen, auf dem sich eine dauerhafte Kooperation aufbauen lässt.“ In Mkhukhi klappt das gut und alle Seiten machen bereits Pläne für das nächste Gebäude. Matthias Eder weiß, dass es 2020 weitergehen wird: „Ob dann erst noch einmal ein Lehrerhaus gebaut wird oder doch das nächste Schulgebäude dringender benötigt wird, das entscheiden die Leute in Mkhukhi.“
 
Text: Gabriele Riffert

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