Orte der Wärme im Erzbistum: Landshuter Tafel "Manchmal fließen Freudentränen"

Es ist kalt geworden in diesen Tagen, und das hängt nicht nur mit dem Winterwetter zusammen. Krieg, Krisen und Kosten drücken auf die Stimmung, die Preise steigen, die Not vieler Menschen nimmt zu. Umso schöner ist es, dass es in unserem Erzbistum besondere Orte gibt, an denen sich die Menschen aufwärmen können, wo sie Zuspruch erhalten und Unterstützung für ihren weiteren Weg bekommen. Wir haben mit den Menschen gesprochen, die diese "Orte der Wärme" betreiben, und sie um kurze Steckbriefe gebeten. Hier berichtet Konrad Schussmann, Sprecher der Landshuter Tafel in St. Peter und Paul.
 
Mitarbeiterinnen der Essensausgabe der Landshuter Tafel
Tafel-Sprecher Konrad Schussmann, Landshut
Konrad Schussmann
Was macht die Wärme Ihres Ortes aus?

Unsere Tafel St. Peter und Paul gibt es bereits seit 13 Jahren. Sie gehört zum Diakonischen Werk Landshut und befindet sich im Pfarrheim der katholischen Kirche St. Peter und Paul. In unserem Team arbeiten rund 50 Ehrenamtliche aus allen Gesellschafts- und Berufsgruppen. Die unter der Woche angelieferten Lebensmittel und anderen Dinge des täglichen Bedarfs werden von unserem Team auf Qualität und Haltbarkeit geprüft, portioniert und fachlich eingelagert.

Am Freitag werden ab 8 Uhr die Ausgabestände aufgebaut und mit Lebensmitteln bestückt. Um 9:30 Uhr beginnt die Lebensmittelausgabe an Schwerbehinderte und Menschen, die beispielsweise einen Arzttermin haben. Die Ausgabe endet gegen 12:30 Uhr, wird aber oft verlängert, bis jeder Kunde Lebensmittel bekommen hat. Anschließend werden die Stände wieder abgebaut und eingelagert.

Welche Menschen kommen zu Ihnen?

Wir weisen grundsätzlich niemanden ab. Wir bedienen jeden, der zu uns kommt und sagt, dass er kein Geld hat, um genügend Lebensmittel einzukaufen. Sie erhalten einen vorläufigen Tafelausweis, der sie berechtigt, bei der Tafel Lebensmittel abzuholen. Wir fragen nach, wie viele Erwachsene und wie viele Kinder im Haushalt leben. Entsprechend stellen wir das Lebensmittelpaket zusammen. Wir machen keine Vermögensprüfung, weisen aber den Kunden darauf hin, sich einen so genannten Sozialpass zu besorgen, der unter anderem von der Gemeinde oder der Caritas ausgestellt wird.

Zurzeit versorgen wir jede Woche etwa 120  bis 180 Haushalte, das sind zwischen 330 bis 500 Personen. Davon sind rund 40 Prozent Kinder. Unsere Kunden kommen aus etwa 25 verschiedenen Ländern. Die größte Gruppe kommt zurzeit aus der Ukraine, gefolgt von Deutschland, Syrien, Afghanistan, Nigeria, Togo, Senegal, Eritrea und Aserbaidschan.
Übergabe eines Gutscheins für Schulsachen
Übergabe eines Gutscheins für Schulsachen durch eine Mitarbeiterin der Tafel (rechts) an eine Kundin der Ausgabestelle St. Peter und Paul
Wie reagieren die Menschen auf Ihren Ort und die Wärme, die sie dort finden?

Sehr unterschiedlich. Generell freuen sie sich, dass wir – meistens – alle Lebensmittel haben, die unsere Kunden möchten. Manchmal passiert es auch, dass unsere Helferinnen und Helfer bei der Ausgabe spontan umarmt werden. Manchmal fließen wegen des freundlichen Umgangstons, der Menge und Qualität der Lebensmittel auch Freudentränen.

Hat sich im Umgang mit den Menschen in diesem Jahr verändert?
 

Aufgrund der spontan gestiegenen Flüchtlingszahlen hatten wir vorübergehend weniger Waren, um alle wie gewohnt gut versorgen zu können. Die Warenmengen von unseren Lebensmittelmärkten sind nicht mit den Flüchtlingszahlen gestiegen. Durch die kurzfristige Unterstützung der Stadtkirche Landshut und des Diakonischen Werks mit zusätzlichen Flächen und Geld und durch Geldspenden der Tafel Deutschland und anderer Stellen konnten wir Lebensmittel zukaufen und den Bedarf wie gewohnt abdecken. Es ist aber nicht das Ziel der Tafel, Lebensmittel zuzukaufen, sondern sie vor dem Verderb zu retten.
  
Was wünschen Sie sich für Ihren Ort und für sich selbst in diesem Jahr?

Gesundheit und Frieden.
 
Konrad Schussmann, Sprecher der Landshuter Tafel in St. Peter und Paul