Ehrenamtliche in der Kirchenverwaltung Demokratische Teilhabe, Mitgestaltung und Verantwortung

In der Erzdiözese München und Freising wird alle sechs Jahre die Kirchenverwaltung (KV) gewählt. Mitglieder erhalten weitreichende Mitbestimmungsrechte – und tragen große Verantwortung. Um Pfarreien bei der Kandidatensuche zu unterstützen, startete die Erzdiözese zur Wahl am 24. November 2024 die Kampagne „Mit Mir Mehr Wir“.
 
Teilnehmende einer Einführungsveranstaltung
Teilnehmende einer Einführungsveranstaltung für neue KV-Mitglieder
Die Kirchenverwaltungen sind die ausführenden Organe der örtlichen Kirchenstiftungen und kümmern sich um Kirchen, Pfarrzentren, Kindergärten, Friedhöfe sowie Pfarrhäuser, sorgen für den Unterhalt der Gebäude und sind bei Sanierungen und Restaurierungen Bauherrinnen. Sie sind auch für das direkt bei der Kirchenstiftung angestellte Personal zuständig, etwa Mesnerinnen und Mesner, Pfarrsekretärinnen und Pfarrsekretäre oder auch Erzieherinnen und Erzieher pfarrlicher Kindertageseinrichtungen. Die gewählten Ehrenamtlichen in den Gremien beschließen den Haushalt der Kirchenstiftung, verwalten das Vermögen und entscheiden über die Verwendung der Gelder für die Aktivitäten der Pfarrei. Der Haushalt 2025 der Erzdiözese sieht für die Kirchenstiftungen Zuschüsse in einer Gesamthöhe von rund 137,7 Millionen Euro für laufende Sach- und Personalkosten vor, davon entfallen 97,2 Millionen Euro auf Personalkosten. Dazu kommen 45,2 Millionen, die für Baumaßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Die Kirchenverwaltung ermöglicht so gemeinsam mit dem jeweiligen Kirchenverwaltungsvorstand die pastorale Arbeit und schafft die Rahmenbedingungen für das Gemeindeleben und das Engagement Ehrenamtlicher.
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„Wir suchen Menschen, die ihre Talente und Fähigkeiten einbringen möchten und Freude daran haben, in der Gemeinschaft etwas zu bewirken. Unsere Kirche lebt durch das Engagement vieler.“
Generalvikar Christoph Klingan
 

Umfassende Verantwortung in den Händen Ehrenamtlicher

„Oftmals wird es so dargestellt, als würde der Pfarrer über alles allein entscheiden. Mit Blick auf die Kirchenverwaltungen ist das definitiv nicht zutreffend. Jedes Mitglied dieses demokratisch gewählten Gremiums hat eine Stimme, und gemeinsam werden wichtige Entscheidungen nach dem Mehrheitsprinzip getroffen, die für die Gemeinde bindend sind“, sagt Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese München und Freising.
 
Generell wird aufgrund der demographischen und sozialen Entwicklungen sowie des Rückgangs an Kirchenmitgliedern die Suche nach Ehrenamtlichen schwieriger. Die Arbeit der Kirchenverwaltung erfordert Fachwissen und Fingerspitzengefühl und sie findet eher im Hintergrund statt. Aufgrund des zu erwartenden Ressourcenrückgangs kommen auf die Pfarreien weitreichende und anspruchsvolle Entscheidungen über die Gebäude im Besitz der Kirchenstiftungen zu. Auch deshalb ist es wichtig, dass sich mehr junge Menschen in diesem zukunftsweisenden Amt einbringen.
Generalvikar Christoph Klingan
Generalvikar Christoph Klingan bei einer der Einführungsveranstaltungen für neue KV-Mitglieder
 

Diözesanweite Kommunikationskampagne

Die Erzdiözese München und Freising hat deshalb 600.000 Euro in eine Kommunikations- und Werbekampagne zu den Kirchenverwaltungswahlen investiert. Ziel war es, die aktive und passive Wahlbeteiligung zu fördern sowie die hohe Relevanz des Gremiums für das Gemeindeleben vor Ort zu verdeutlichen. „Wir suchen Menschen, die ihre Talente und Fähigkeiten einbringen möchten und Freude daran haben, in der Gemeinschaft etwas zu bewirken. Unsere Kirche lebt durch das Engagement vieler“, erläuterte Generalvikar Klingan zum Start der Kampagne. Neben einem einheitlichen Kampagnen-Design, digitalen und gedruckten Informationsmaterialien oder einer Socialmedia-Kampagne sowie Werbung im Fahrgastfernsehen des öffentlichen Personennahverkehrs waren vor allem mehrere Informationsveranstaltungen, die in den drei Seelsorgsregionen München, Nord und Süd sowohl in digitaler Form als auch in Präsenz angeboten wurden, ein wichtiges Element, um die Menschen zu erreichen und für die Wahlen zu interessieren.
 
Auch nach der Wahl unterstützt die Erzdiözese München und Freising die neuen Kirchenverwaltungsmitglieder. Anfang 2025 gab es sehr gut angenommene digitale und Präsenz-Einführungsveranstaltungen mit Generalvikar Christoph Klingan, Amtschefin Stephanie Herrman und Finanzdirektor Markus Reif sowie seinem Stellvertreter Martin Kellerer, zu denen alle gewählten KV-Mitglieder eingeladen waren. Das zuständige Projektteam KV-Wahlen plant darüber hinaus für den Herbst 2025 Informations- und Netzwerktreffen, um Best Practices, Compliance und Sachkompetenzen über die Pfarreien hinaus zu verbessern und zu teilen. Zusätzlich gibt es einen quartalsweise erscheinenden Newsletter und auf der Kampagnenwebseite wurde eine dauerhafte Informations- und Wissensplattform geschaffen. Hinzu kommt die laufende Beratung in Bau- und Finanzfragen durch die zuständigen Abteilungen im Erzbischöflichen Ordinariat München.
 

Aufmerksamkeit erzeugt Motivation

Der Erfolg der Kampagne zur Kirchenverwaltungswahl 2024 lässt sich beziffern: Über 5.000 Personen kandidierten für die 4.100 zu besetzenden Plätze in den rund 900 Kirchenverwaltungen, 35 Prozent der gewählten Kandidat:innen sind neu in diesem Amt. Über 80.000 Kirchenmitglieder haben sich an der Präsenz- und Briefwahl beteiligt. An den Orten, an denen die Briefwahl möglich war, lag die Wahlbeteiligung bei mehr als 25 Prozent. Im Editorial zum diesjährigen Finanzbericht schreibt Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, diese Zahlen machten ihm Mut: „Ich habe großen Respekt vor allen, die sich zur Wahl gestellt haben.“

In diesem Interview gibt Anna-Lena Kammerer (heute Stadler) einen Einblick in ihr ehrenamtliches Engagement in St. Ulrich in Unterschleißheim

Factsheet über die Kirchenverwaltungswahlen zum Download