„Arme, Kranke, Sterbende und Demente gehören in die Mitte“

Kardinal Marx wäscht am Gründonnerstag zehn Pflegekräften die Füße
München, 17. April 2025. Der Umgang mit alten und kranken Menschen ist nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx ein Lackmustest für eine Gesellschaft. „Daran zeigt sich’s: wie wir mit den Alten und Kranken umgehen“, sagte der Erzbischof von München und Freising zu Beginn der Messe vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstag, 17. April, im Münchner Liebfrauendom. Als Zeichen der Anerkennung und als Vergelt’s Gott für ihre Arbeit wusch er zehn in verschiedenen Münchner Krankenhäusern und einem Seniorenheim tätigen Frauen und Männern die Füße. Die symbolische Handlung der Fußwaschung am Gründonnerstag erinnert daran, dass Jesus Christus vor dem Letzten Abendmahl in Jerusalem seinen Jüngern die Füße wusch.
 
„Wir wollen eine Gesellschaft, die sieht: die Armen, die Kranken, die Sterbenden und die Dementen. Sie werden nicht beiseitegeschoben, sie gehören in die Mitte der Gesellschaft“, unterstrich der Kardinal in seiner Predigt. „Wir wollen eine wertvolle Gesellschaft aufbauen, die wir dann auch mit Herz und Verstand und möglichst gewaltfrei verteidigen wollen.“
 
„Für wen oder was sind wir bereit zu sterben“, hatte der Erzbischof zuvor als Frage aufgeworfen. „Am ehesten wohl für unsere Lieben, unsere Familie, die Menschen, die uns nahestehen“, sagte er. „Für unser Vaterland? Das ist neu. Dass wir nicht nur im militärischen Sinn, sondern auch im Geist kriegsertüchtigt werden sollen: Das ist neu.“ Welche Gesellschaft also sei es, die wirklich verteidigt werden solle? Die Freiheit sei „etwas sehr Theoretisches“, mahnte Marx und erinnerte: „Es kann keine Freiheit geben ohne Verantwortung.“ Ebenso sei Dankbarkeit angezeigt, auch Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.
 
All das komme am Gründonnerstag zum Ausdruck. „Das Abendmahl signalisiert: Denkt an die Befreiung aus der Sklavenherrschaft und an die Sendung, die euch aufgetragen ist: Demut und die Hingabe zu den Schwachen.“ (uq)