Gab es in der Krippe wirklich Ochs und Esel? Dritte Folge unserer neuen Reihe "Kinderleicht erklärt"

Bevor wir zum Ochsen und seinem Begleiter, dem Esel, kommen, erst einmal die Frage: Wie kommt es, dass wir zu Weihnachten überhaupt Krippen aufstellen? Die Idee soll ein berühmter Heiliger gehabt haben. Und er hatte dabei einen ganz bestimmten Gedanken.
Krippe
Christus kam nicht zuerst zu den Mächtigen, sondern alles begann ganz einfach – in einer Krippe.
Sie gehören für uns schon in der Vorweihnachtszeit ganz selbstverständlich dazu: die Krippen – mit Maria, Josef, Ochse, Esel und Hirten und Schafen. Manchmal sind es richtige Kunstwerke. Und manchmal stellen sich sogar echte Menschen und Tiere zu einer lebendigen Krippe zusammen. Warum aber gibt es diesen Brauch überhaupt?
 
Die Idee dazu soll der Heilige Franziskus gehabt haben. Am Weihnachtsabend 1233 stellte er in Italien das Ereignis der Geburt Christi mit einer lebendigen Krippe nach. Maria, Josef, Engel, Hirten und das Kind waren Menschen aus der Umgebung. Franziskus war so begeistert und so glücklich über die Geburt von Jesus! Er wollte, dass alle anderen Menschen dieses Ereignis bildlich sehen und sich darüber freuen konnten.
 
Für die erste lebendige Krippe hatte Franziskus eine Textvorlage. Wer in der Krippe stehen sollte, las er in der Bibel im Lukasevangelium nach:
 
Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. (Lukas Kapitel 2, Verse 1-12)
 
Damit hatte Franziskus alle Hauptdarsteller und Hauptdarstellerinnen beisammen. Wer genau mitgelesen hat, wundert sich vielleicht, dass nirgendwo von einem Stall die Rede ist. Es wurde einfach überlegt: Eine Futterkrippe für Tiere steht nicht im Freien, Maria und Josef werden sich einen Unterstand gesucht haben. Also eine Höhle oder einen Stall. Und ob die Herde aus Schafen oder Ziegen bestand, wird nicht erwähnt.
 

Heute ist euch der Retter geboren!

Franziskus wollte kein geschichtlich richtiges Bild nachstellen. Er wollte den Menschen damals zeigen: Gottes Sohn ist in unserer Mitte geboren, er ist für uns da, hier und heute! Und jede Krippendarstellung will dasselbe. Sie möchte die Botschaft der Engel ins Bild bringen und sagen: Schau doch! Jesus ist geboren! Freu dich!
 
So gibt es Krippendarstellungen unterschiedlichster Art und Form. Mal tragen Maria und Josef afrikanische Tücher, mal asiatische Kleidung, mal Dirndl und Lederhose. Mal liegt das Baby in einem Stall, mal in einer Autowerkstatt. Mal stehen Schafe, Ziegen oder Lamas vor dem Jesuskind.
 
Doch noch immer tauchen weder Esel noch Ochse auf?!
 

Ochse und Esel an der Krippe

Diese beiden Tiere werden schon weit vor Franziskus auf Darstellungen an der Krippe gezeigt. Der Esel ist dabei noch logisch erklärbar. Maria und Josef waren lange unterwegs, das Haupttransportmittel zu dieser Zeit war der Esel. Sie könnten ihren Esel dabeigehabt haben.

Vermutlich ist es aber einer Zeile aus dem Buch des Propheten Jesaja geschuldet, dass die beiden Tiere an der Krippe stehen, denn dort heißt es: Der Ochse kennt seinen Besitzer / und der Esel die Krippe seines Herrn. (Jesaja Kapitel 1, Vers 3a)
 
Der Evangelist Lukas hatte wohl an diese Zeile von Jesaja nicht gedacht. Doch spätere Leser haben das Wort „Krippe“ in beiden Stellen entdeckt und zusammengefügt. Wenn Ochse und Esel an der Krippe stehen, dann kann das für die Betrachtenden die Frage aufwerfen: Ochse und Esel, zwei einfache Tiere, haben zu Jesus, dem Sohn Gottes gefunden – und wie steht es mit dir?
 

Alle haben Platz an der Krippe

Wie steht es mit mir? Freue ich mich, dass Jesus geboren ist?
Wenn die Antwort JA lautet, dann bin ich nicht mehr Betrachter und Betrachterin der Szene, dann bin ich mit dabei. Tatsächlich gibt es Krippendarstellungen, in denen sich Figuren von Menschen aus der Gemeinde als Hirtinnen und Hirten an der Krippe einfinden.
 
Und wenn du eine Krippe zuhause hast, dann könnte da auch dein Lieblingseinhorn, der beste Leopard oder die allerliebste Spielfigur stellvertretend für dich stehen. Denn bei Christus sind alle willkommen: Ochsen, Esel, Hirten, Schafe, Ziegen – und du und ich!

Text: Veronika Bürker, Gemeindereferentin und Fachreferentin für Kinderpastoral
 

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