Diözesanmuseum widmet sich San Francesco und Kiki Smith

Sonderausstellungen in Freising zu einem der meistverehrten katholischen Heiligen
und mit Werken von deutsch-amerikanischer Künstlerin / Kardinal Marx segnet „Mary‘s Mantle“
München, 5. Oktober 2023. Mit einer Doppelausstellung widmet sich das Diözesanmuseum Freising der Figur des Heiligen Franziskus von Assisi und dem Werk der deutsch-amerikanischen Künstlerin Kiki Smith. Deren für das Diözesanmuseum auf dem Freisinger Domberg gestaltete Kapellenskulptur „Mary’s Mantle“ segnet der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, am Samstag, 7. Oktober, um 15 Uhr. Im Anschluss eröffnet um 16 Uhr der Generalvikar der Erzdiözese, Christoph Klingan, die beiden Sonderausstellungen „San Francesco. Der Heilige aus Assisi“ und „Kiki Smith: Empathy“.
 
Franziskus fasziniert und provoziert die Menschen bis heute in seiner konsequenten Christusnachfolge und mit seinem radikalen Armutsideal. Während er viele Künstler zu großen Werken inspirierte, wirkte seine Bewegung für die Kirche oft wie ein Stachel im Fleisch. Auf diese Provokation reagierten Kirche und Gesellschaft, indem sie über die Jahrhunderte ganz unterschiedliche Aspekte seiner Person in den Vordergrund stellten: Franziskus avancierte vom Revoluzzer zum kirchenkonformen Asketen, vom Romanhelden zum ersten „Ökoapostel“. Seine große Wandlungsfähigkeit in der Wahrnehmung ließ ihn zur perfekten Integrationsfigur werden, was sich auch in der Kunst spiegelt. Die Ausstellung versammelt herausragende Werke und hochkarätige Leihgaben vorrangig aus italienischen Museen zu einem der meistverehrten Heiligen der katholischen Kirche. Sie stehen jeweils für zentrale Momente der Bild- und Verehrungsgeschichte des Heiligen: früheste Franziskus-Darstellungen aus dem 13. Jahrhundert wie beispielsweise die berühmte Franziskustafel aus Pescia, die erstmals außerhalb Italiens zu sehen ist, daneben Werke von Tizian über Caravaggio oder Orazio Gentileschi bis hin zu zeitgenössischen Interpretationen in Film, Literatur und Frömmigkeit. Begleitend erscheint ein umfangreicher und reich bebilderter Katalog, der kunstwissenschaftliche Beiträge mit ganz persönlichen Blicken auf den Heiligen vereint und in poetischen Bildern an die Originalschauplätze seines Wirkens führt. Angesichts aktueller kirchen- und gesellschaftspolitischer Krisen stellt die Ausstellung auch die provokante Frage: Brauchen wir und braucht insbesondere die Kirche heute wieder eine solche Leitfigur?
 
„Kiki Smith: Empathy“ zeigt im Erdgeschoss des Diözesanmuseums Werke der 1954 in Nürnberg geborenen und in New Jersey aufgewachsenen Künstlerin aus den vergangenen beiden Jahrzehnten: Skulpturen aus patinierter Bronze und Aluminium, Malerei auf Glas mit Blattgold, Zeichnungen auf Nepalpapier, Kupferdrucke und Collagen, Fotografien und Jacquard-Tapisserien. Hier treffen Bilder von belebter Natur und Harmonie auf Darstellungen von Tod und Leid; Menschen, Tiere, Pflanzen und Dinge sind verbunden in einer permanenten Metamorphose. Die Werke entwerfen Möglichkeiten und Visionen des Verbunden-Seins und des Mitgefühls, der Empathie. Die Künstlerin, auch außerordentliche Professorin an der New York University und der Columbia University, lässt sich bei ihrer Auseinandersetzung mit den existentiellen Fragen des Menschseins von der christlichen Ikonographie und religiösen Erzählungen inspirieren. Die historischen Sammlungen des Diözesanmuseums mit ihren Gemälden, Skulpturen und unzähligen Objekten der Volksfrömmigkeit haben für Smith eine große Faszination. „Ich habe die Theorie, dass der Katholizismus und die Kunst gut zusammenpassen, weil beide an die körperliche Manifestation der geistigen Welt glauben – dass man durch die materielle Welt ein spirituelles Leben hat...“, so die Künstlerin.
 
Mit der vier mal vier Meter großen, acht Meter hohen begehbaren Raumskulptur „Mary’s Mantle“ ist nach Berlinde De Bruyckeres „Arcangelo“ und James Turrells „A Chapel for Luke“ das dritte große zeitgenössische Kunstwerk für das Diözesanmuseum Freising nach dessen Wiederöffnung im Herbst 2022 entstanden. Kiki Smith‘ „Mary’s Mantle“ ist der Schutzmantelmadonna gewidmet, zur Ausstattung der Kapellenskulptur zählt unter anderem ein von der Künstlerin gestaltetes und von der Mayer’schen Hofkunstanstalt München gefertigtes Glasfenster. Der Bau ist aus recycelten Kirchenbibern aufgemauert, Dachziegel, die von der alten Ruhpoldinger Pfarrkirche stammen, und wird von einer Taube gekrönt. Im Inneren schimmert ein Geflecht aus Sternen in weißer Bronze und an einem Haken an der Wand hängt ein schlichter blauer, in Jacquard-Technik aus Wolle, Baumwolle und Leinen gewebter Mantel, eine Reminiszenz an die Schutzmantelmadonna. Ausgeführt wurde der Bau unter Brückner & Brückner Architekten.
 
Das Diözesanmuseum Freising zählt mit seiner reichhaltigen und bedeutenden Sammlung von Objekten der christlichen Kunst- und Kulturgeschichte zu den weltweit größten religionsgeschichtlichen Museen. Im Herbst vergangenen Jahres war es nach Umbau und umfassender Sanierung wiedereröffnet worden. (ck)
 
 
 
Hinweise:
 
Journalistinnen und Journalisten, die an der Segnung der Kapellenskulptur und der Eröffnung der Ausstellungen teilnehmen möchten, melden sich bitte per E-Mail an pressestelle@erzbistum-muenchen.de oder unter Telefon 089/2137-1263 an. Bilder ausgewählter Exponate und der Kapellenskulptur von Kiki Smith für die Berichterstattung finden sich zum Download unter www.dimu-freising.de.
 
Die Sonderausstellungen „San Francesco. Der Heilige aus Assisi“ und „Kiki Smith: Empathy“ sind von 8. Oktober 2023 bis 7. Januar 2024 täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
 
Neben regelmäßigen Führungen bietet das Diözesanmuseum auch Kurator:innen- und Themenführungen mit Domrektor Marc-Aeilko Aris an, etwa zu „Franziskus und der andere Christus“, „Franziskus und die Schwester Sonne“ oder „Franziskus und die Höhle von Greccio“. Für Donnerstag, 23. November, 17 Uhr ist eine Lesung mit Alois Prinz aus seiner Biografie „Franz von Assisi. Tierschützer, Minimalist und Friedensstifter“ (2023) geplant, am Donnerstag, 30. November, ein Kinoabend, bei dem im Anschluss an eine Führung um 17 Uhr durch die Ausstellung um 18 Uhr der Film „Bruder Sonne, Schwester Mond“ von Franco Zeffirelli aus dem Jahr 1972 gezeigt wird. Weitere Informationen und Veranstaltungen finden sich tagesaktuell auf www.dimu-freising.de.