Kreuzweg Heilig Kreuz, München

Nachdem sich der spätromanische Vorgängerbau in Giesing am Anfang des 19. Jahrhunderts als zu klein erwies, entschied man, die heutige Heilig-Kreuz-Kirche zu errichten. So geschah es mit der finanziellen und ideellen Unterstützung des abgedankten Königs Ludwig I. und nach Plänen des Georg von Dollmann. Der neugotische Bau konnte im Jahr 1886 eingeweiht werden.

Der Bildhauer Joseph Beyrer fertigte für die Kirche unter anderem holzsichtige Reliefs an, die alle 14 Kreuzwegstationen wiedergeben. Die Reliefs hängen in den Seitenschiffen, ursprünglich wurden sie durch einen reich geschnitzten Maßwerkrahmen bekrönt. Beyrer wiederholte in Giesing den um 1880 entstandenen Kreuzweg für den Augsburger Dom, der sich heute in Westheim befindet. Nur die dreizehnte Station unterscheidet sich von der Vorlage.

Bemerkenswert ist vor allem die neunte Station. Es werden nicht nur die Personen dargestellt, die der Betrachter bei der Wiedergabe des Dritten Falls am Fuß des Berges erwarten würde. Am linken Rand des Reliefs schreitet eine Figur mit einem Löwenfell auf dem Kopf und einer Keule in der Hand über das Kreuz. Es handelt sich um die antike Sagengestalt Herkules.

Die zwölfte Kreuzwegstation erinnert an die Szene, die Beyrer schon im Zentrum des Hochaltars wiedergegeben hat. Bei beiden Darstellungen sehen wir Christus im Viernageltypus, während er zu seiner Mutter nach unten schaut und t mit beiden Händen den Segensgestus zeigt. Im Unterschied zu der Szene des Hochaltars sind bei der zwölften Station jedoch mehrere Personen unter dem Kreuz versammelt und anstelle des Johannes ist rechts von Jesus die kniende Maria Magdalena dargestellt.

Text: Barbora Novotná und Larissa Kuhl, HA Kunst, März 2021