Im Jubiläumsjahr 2024 ist eine Korbiniansreliquie durch das gesamte Erzbistum gereist. Über 2.700 Kilometer war sie unterwegs, von Freising bis Berchtesgaden, von Landshut bis Rottenbuch. Immer dabei: Diakon Josef Kafko, der Reisemarschall des Heiligen Korbinians im Jubiläumsjahr. Wir haben ihn getroffen, bevor er das Reliquienkästchen am 24. November 2024 zum Abschlussgottesdienst in den Münchner Dom bringt, wo es seinen neuen Platz finden wird.
Reisemarschall Diakon Josef Kafko mit der Korbiniansreliquie
Diakon Kafko, was ist überhaupt ein Reisemarschall?
Josef Kafko: Einer, der sich darum kümmert, dass alles reibungslos funktioniert, wenn jemand unterwegs ist. In dem Fall war halt eine Reliquie des Heiligen Korbinian unterwegs. Ich habe dafür gesorgt, dass sie bei den Dekanatsgründungsgottesdiensten und anderen Gottesdiensten im Rahmen des Jubiläumsjahres anwesend war und dort jeweils gut präsentiert wurde.
Wir waren sehr viel unterwegs dieses Jahr, insgesamt 2.700 km. Ich habe mal nachgeschaut: Das entspricht der Strecke Rom - Freising - Kains, also drei Orten, die für die Lebensgeschichte des Heiligen Korbinian wichtig waren.
Und wie reist so eine Reliquie?
Josef Kafko: Jedenfalls nicht im Kofferraum. Die Knochenfragmente des Heiligen Korbinians liegen in einem kleinen Reliquienkästchen, das vielleicht 15 Zentimeter hoch ist. Sie ist vom Münchner Künstler Max Faller gestaltet worden, vermutlich zu einem Papstbesuch. Dieses Reliquiar wiederum reist in einem stoßsicheren Holzkästchen, welches ein Restaurator extra für diesen Zweck angefertigt hat. Während der Reise fährt es dann wohlbehalten neben mir auf dem Beifahrersitz.
Braucht ein Reisemarschall eine spezielle Ausstattung?
Josef Kafko: Handschuhe sind wichtig: Das Reliquiar ist aus versilberter Bronze und die reagiert recht stark auf Säure. Weil an den Händen immer Schweiß ist, war es die Bitte des Restaurators, das Metall nicht mit bloßen Händen zu berühren. Ansonsten habe ich bei den Gottesdiensten meine Diakonsdalmatik getragen.
"Für manche war es auch wichtig, diese Reliquie zu berühren"
Was erlebt man als Reisemarschall?
Josef Kafko: Man erlebt sehr viel. Mich hat sehr beeindruckt, dass fast bei allen Gottesdiensten anschließend viele Leute nach vorn gekommen sind und sich dieses Reliquienkästchen genauer anschauen wollten. Sie wollten die Geschichte wissen, fotografieren. Für manche war es auch wichtig, diese Reliquie zu berühren. Hin und wieder habe ich auch einen Segen für die Leute gesprochen. Vor allem für die, die aussahen, als seien sie in existenzieller Not oder als bedrücke sie irgendetwas.
Waren die Reaktionen nur positiv?
Josef Kafko: Es gibt auch immer wieder Menschen, die das kritisch sehen, Knochen spazieren zu fahren. Deshalb ist es wichtig zu verstehen: Wir verehren ja nicht diese Knochen, sondern wir glauben, dass der Heilige Korbinian Fürsprecher bei Gott ist. Wir haben in dem Heiligen jemanden, an dem man sich wenden kann, wenn ich nicht gleich zu Gott gehen will, der mir nahe ist, der etwas sagt, was mich in der Situation anspricht. "Niederschwellig" würde man das heute wohl nennen. Reliquien sind Hinweise drauf, dass wir Fürsprecher im Himmel haben.
Sind Sie dann auch so etwas wie ein Botschafter für den Heiligen Korbinian gewesen in diesem Jahr?
Josef Kafko: Das hat sich so rauskristallisiert. Am Anfang hatte ich meine Aufgabe so verstanden: Ich bringe diese Reliquie zum Gottesdienst, trage sie rein, packe danach wieder zusammen und bringe sie wieder an einen sicheren Aufbewahrungsort. Es hat sich dann gezeigt, dass nach dem Gottesdienst Leute vorbei kommen und das Reliquiar genauer anschauen wollen. Das war nicht planbar. Auf dieses Interesse bin ich aber natürlich eingegangen.
"Man baut ein Gefühl auf, wenn man für etwas verantwortlich ist"
Welche Beziehungen haben Sie ganz persönlich zum Heiligen Korbinian?
Josef Kafko: Ich habe eine starke Beziehung zu ihm. Ich bin gebürtiger Freisinger, habe als Kind und Jugendlicher schon immer die Jugendkorbinanswallfahrt mitgemacht, war da immer schon aktiv. Deshalb war mir dieses Diözesanjubiläum wichtig und ich habe aus dem Grund meine Mitarbeit angeboten.
Mich fasziniert, dass Korbinian ein Suchender war, dass er immer wieder versucht hat, für sich im Leben das Richtige zu finden und sich aber trotzdem hat berufen lassen. Er wollte ja eigentlich Einsiedler werden. Dann war er in Rom und der Papst hat ihn zum Bischof gemacht und gesagt, du musst jetzt dort missionieren. Er hat sich also senden lassen, gegen seinen eigenen Wunsch, und hat das Beste daraus gemacht. So möchte ich auch meinen Seelsorgeverständnis sehen: Dass ich da, wo ich vom Bischof hingeschickt werde, und das Beste tue für die Menschen, die dort sind.
Am Sonntag geht die Reise der Korbiniansreliquie zu Ende, wenn sie im Rahmen des Abschlussgottesdienstes zum Bistumsjubiläum ihren Platz im Münchner Dom findet: Sind sie traurig?
Josef Kafko: Ja. Besonders wenn ich darüber erzähle. Auch wenn manche darüber lachen oder den Kopf schütteln: Man wächst zusammen, man baut ein Gefühl auf, wenn man für etwas verantwortlich ist. Ein bisschen Abschiedsschmerz ist also schon da.