Erste Vollversammlung des "Zukunftsforums" am 11. Oktober 2008 in Freising

„Auch Papiere haben ihre Geschichte …“

Nach dem Jahr 2000 waren die 3 Regionalpfarrer regelmäßig mit mir als Seelsorgereferenten zu Koordinierungsgesprächen versammelt. Bei diesen dienstlichen Gesprächen wurde uns klar, dass die seit 30 Jahren bewährte Form der Pfarrverbände demnächst an ihre Grenzen stoßen würde. Auch wenn in Zukunft in der Region München auch Pfarrverbände gegründet würden, könnte auf Dauer die Seelsorge nach dem Pfarrverbandsmodell nicht mehr gewährleistet werden. Zudem gab es außer dem Personalplan 2010 keinen gültigen Pastoralplan. Aus diesem Grund heraus bildeten wir eine „Pastorale Werkstatt“, die informell nach vorne denken und planen wollte. Zu dieser Pastoralen Werkstatt wurden dazu gebeten: Domkapitular Dr. Schwab, Herr Pauli von der Pastoralen Planung und Herr Fellner als bewährter Personalplaner. Diese Pastorale Werkstatt unter meiner Leitung legte am 1. März 2005 dem Herrn Kardinal Modelle und Möglichkeiten der Seelsorge für die Zukunft vor. Herr Kardinal hat in einem Schreiben vom Oktober 2005 an die Pfarrgemeinden 3 Modelle für eine zukunftsfähige Seelsorge im Erzbistum München und Freising zur Diskussion und Erprobung vorgelegt. Die Rückmeldungen aus Pfarreien, Pfarrverbänden, Gremien und Verbänden wurden von mir ausgewertet und der Dekane-Konferenz vorgestellt. Herr Kardinal beauftragte darauf hin in der Ordinariatssitzung vom 19. Dezember 2006 die Pastorale Werkstatt als „Arbeitskreis Pastorale Strukturen“ die Arbeit offiziell weiterzuführen und Richtlinien für die zukünftige Pastoral vorzubereiten. Dabei konnten wir zurückgreifen auf vorhandene Papiere: „Pastoral- und Personalplanung der Erzdiözese München und Freising“ (2001), „Kooperative Pastoral“ (2001), „Möglichkeiten der Entlastung von Pfarrern von Verwaltungsaufgaben“ (2003), „Territoriale und kategoriale Seelsorge“ (2003) und „Gedanken zur Zukunft unserer Pfarrgemeinden und Verbände“ (2005).

Zur gleichen Zeit wurde die Bauphilosophie des Erzbischöflichen Ordinariates neu formuliert und in einer Klausur des Ordinariatrates vom 30. November 2004 wichtige Weichen für das Kirchliche Bauwesen beschlossen. Es wurden Größenordnungen für Pfarrzentren und Pfarrbüros festgelegt für die zukünftigen Pfarrverbände. Parallel dazu wurde bereits über Budgetierung und über die zentrale Anstellung aller pastoralen Mitarbeiter/innen an einem gemeinsamen Dienstort nachgedacht. Die Rechtsabteilung legte in dieser Phase erste Untersuchungen vor, wie Kirchenstiftungen durch zentrale Kirchenverwaltungen, durch Vereinbarungen und Verträge miteinander ihre Kraft bündeln könnten. Hintergrund dieser Überlegungen war die staatliche Kindergartenreform, die einen Zusammenschluss der Kindertagesstätten, des Personals und eine gemeinsame Logistik der verschiedenen Kindergartenträger im kirchlichen Bereich erforderlich machte. Diese und ähnliche Planungselemente liefen im Arbeitskreis Pastorale Strukturen zusammen. Die Mitglieder des Arbeitskreises fertigten ein Papier, das aus 2 Teilen bestand: „Pastorale Perspektiven“ und „neue Modelle für eine zukunftsfähige Seelsorge“. In der Ordinariatsratsklausur vom 30. Oktober 2007 wurde diese Vorlage intensiv besprochen und modifiziert zur Weiterarbeit an den Arbeitskreis Pastorale Strukturen zurückgegeben. In einem langwierigen Prozess, in bester Zusammenarbeit mit dem Diözesanrat der Katholiken und mit vorhandenen Gruppierungen der Landpastoral, mit den Herrn Weihbischöfen und den jeweiligen Regionalteams und mit den Dekane-Konferenzen, wurden im Verlauf dieser Arbeit alle Beteiligten einbezogen und eine größtmögliche Öffentlichkeit hergestellt. Ziel war, im Falle einer Inkraftsetzung dieser Richtlinien, den Personalplan 2020 realistisch zu konzipieren.

Auf meinen Vorschlag hin wurde eine diözesane Steuerungsgruppe beschlossen, bestehend aus Domkapitular Franzl, Domkapitular Obermaier, Domkapitular Dr. Schwab und zusätzlich mit Ordinariatsrätin Dr. Hümmeler für die kategorialen Dienste. Diese Steuerungsgruppe sollte unter Leitung von Domkapitular Franzl die Umsetzung der Richtlinien für die Erzdiözese ins Werk setzen.

Der Arbeitskreis Pastorale Strukturen hatte noch die Aufgabe, die Richtlinien für den Erzbischof unterschriftsreif zu verbessern, nachdem noch manche Änderungswünsche aus dem Ordinariatsrat und Korrekturen des Erzbischofs einzuarbeiten waren. Das ursprünglich viel umfangreichere Papier wurde im Laufe der Zeit immer mehr zusammengeschmolzen. Dem Arbeitskreis war es aber wichtig, nicht ein Strukturenskelett vorzulegen, sondern ein Papier, das die Strukturvorschläge auch begründet und positive Perspektiven aufzeigt. Die Richtlinien wurden der Steuerungsgruppe zur weiteren Bearbeitung und somit auch Ihnen übergeben.

Domkapitular Josef Obermaier
Seelsorgereferent