Warum überhaupt Ehevorbereitung?

Filzherzen
Eine Ehe funktioniert auf Dauer nicht von selbst, nur weil in den ersten Jahren die Liebe groß ist und die Partnerschaft (scheinbar) reibungslos verläuft.

Unsere Gesellschaft fordert viel von Paaren: Anforderungen aus der Arbeitswelt, hoher Konsumdruck und sich stetig wandelnde Werte stellen eine Beziehung immer wieder in Frage.

Dabei verwundert die Tatsache, dass für berufliche Herausforderungen wie für private Lebensbereiche ein umfangreiches Fortbildungsangebot vorhanden ist, für den sensiblen Bereich des Zusammenlebens in einer Partnerschaft es aber keine Möglichkeit zur Vorbereitung gibt.


Die Öffnung der Rollen

Die Rollen von Mann und Frau, einst sehr festgeschrieben und unveränderbar, haben sich geöffnet und uns viel Freiheit geschenkt. Das hat zur Folge, dass das gemeinsame Leben abgesprochen sein will; Verhandlungen und Kompromisse bestimmen das Miteinander. Viele Partner sind darauf nicht vorbereitet.

Eine steigende Scheidungsrate (statistisch gut ein Drittel aller Ehen scheitern; in Großstädten fast die Hälfte) zeugt davon, dass viele Partner überfordert sind, eine Beziehung unter den heutigen Bedingungen auf Dauer zufriedenstellend zu gestalten.

Und von wem hätte es unsere heutige Ehepaargeneration lernen sollen? Noch vor hundert Jahren dauerte eine Ehe im Durchschnitt ca. 15 Jahre, bis einer der Partner starb. Heute dauert eine Ehe ca. 45 Jahre bis zum Tod eines der Partner. Das bedeutet, dass in den letzten 100 Jahren die Dauer der Zeit, die von einem Paar gemeinsam zu gestalten ist, gewaltig gestiegen ist. 

Aber auch die gemeinsam zu gestaltende Freizeit hat sich vervielfacht. Darüber müssen Partner in Austausch treten, um eine gesunde Balance zwischen „Alleinsein“ und „Zusammensein“ zu finden.


Mangelnde Wahrnehmung

Sich selbst und den Partner ausreichend wahrzunehmen – dafür bleibt im Alltag zu wenig Zeit. Gespräche laufen oft in eine wenig hilfreiche Richtung, Meinungsverschiedenheiten werden nicht erkannt, nicht ausgetragen und führen zu Entfremdung.

Viele Schwierigkeiten kommen auch daher, dass es kaum gelingt, unangenehme Gesprächsinhalte so auszudrücken, dass sie für den Partner nicht verletzend sind. Schlagabtausch und Missverständnis, aber auch Vermeiden und Totschweigen von Dingen, die besser gesagt würden, sind die Folge. Eine weitere Entfremdung der Partner und das von vielen befürchtete „Nebeneinanderherleben“ sind unausweichlich.

Oft berichten Paare dem Eheberater: „Wir lieben uns eigentlich schon noch, aber der Alltagsstress, der Beruf, die Kinder….“ Diese Erfahrung ist verbreitet: Die Liebe ist nicht gestorben, sie wird nur von sehr vielen Faktoren zugedeckt, und unter dem Druck des Alltäglichen gelingt es oft lange Zeit nicht mehr, den „Charme des Anfangs“ zu nähren und weiter zu entwickeln.


Zeit für sich

Es ist eine bewusste Entscheidung des Paares dafür nötig, Zeit auch mal für sich alleine einzuplanen. Zum Beispiel nach der Geburt des ersten Kindes droht für viele Beziehungen der Rückzug auf die Mama- und Papa-Rolle; die attraktive Partnerrolle wird oft vergessen. Die Partner trauern – jeder für sich – dem Idyll der Zweisamkeit nach, anstatt gemeinsam die Herausforderung einer neuen Beziehungsphase zu erkennen und anzupacken. Gerade schwierige Zeiten in einer Beziehung sind oft ein Anzeichen dafür, dass eine neue Phase beginnt, die erkannt werden und aktiv gestaltet werden kann.


Aktive Ehevorbereitung hilft,

  • sich im Vorbereitungsstress Ihrer Hochzeit eine kleine Auszeit zu gönnen – für Ihre Partnerschaft,

  • sich mit Ihrem Partner / Ihrer Partnerin über Ihre Erwartungen an Ihre Ehe auszutauschen und sich dabei auch von den Beiträgen anderer Paare bereichern zu lassen,

  • sich darüber zu unterhalten, was Ihnen die kirchliche Trauung bedeutet, und sich damit von Ihrem Partner / Ihrer Partnerin bezaubern zu lassen
  • mit Ihrem Mann / Ihrer Frau Erfahrungen im Gespräch zu machen, die nach „mehr“ schmecken,

  • Möglichkeiten der Gesprächsführung kennen zu lernen und ggf. zu trainieren, die Ihnen auch aus stürmischen Themen wieder in ruhigere Bereiche zu finden helfen,

  • einander liebe Dinge zu sagen, die Sie im Alltag oft schon gar nicht mehr wahrnehmen, die aber dauernd vorhanden sind und Ihre Liebe stärken,

  • gemeinsam zu erspüren und zu bereden, was Ihnen Ihr Glaube im Alltag bedeuten und welche Entlastung im Familienalltag er Ihnen verschaffen kann