"Mit den Kindern wird Leben, Zukunft und damit Hoffnung geboren" Berufe aus der Weihnachtsgeschichte - Teil 2: Die Hebamme

Was wäre, wenn...die Weihnachtsgeschichte 2000 Jahre später geschehen würde? Vier Professionen, die damals eine Rolle spielten - Wirt, Schäfer, die Sterndeuter und eine Hebamme -, verraten jeweils vor den vier Adventssonntagen ihren Bezug zum Weihnachtsfest. Im zweiten Part begegnen wir der Hebamme Regina M. Imminger.
 
Hebamme Regina M. Imminger
Hebamme Regina M. Imminger kennt durch einen Einsatz im Sudan Geburtshilfe unter schwierigen Umständen.
Frau Imminger, würde Maria in der Natur in einer Schutzhütte oder einem Viehstall ihr Kind gebären, welchen Rat würden Sie dann ihr und ihrem Mann geben?

Regina Imminger: Ich würde gern wissen, was die beiden mich gefragt hätten. Ich hoffe, dass ich mein Herz und Haus hätte öffnen und Platz machen können, wenn sie bei mir in so einer Situation anklopfen hätten. Eigentlich haben Maria und Josef alles richtig gemacht. Nachdem es ihnen nicht gelungen ist, eine Herberge zu finden, haben sie einen ungemütlichen, aber sicheren Platz gewählt - außerhalb der Stadt. Vielleicht waren sie auch schon wieder auf dem Heimweg, als die Wehen einsetzten. Alles, was sie nach menschlichem Ermessen tun konnten, haben sie zuvor versucht.

Aber das Wichtigste: Maria und Josef haben vertraut, sie kannten Gott, hatten bereits ganz zu Anfang ihr ganzes JA gegeben. So auch zu der schwierigen Situation und zu den Wehenschmerzen insgesamt. Aber ich bin sicher, Maria war vorbereitet wie jede andere Mutter auch. Sie hatte trotz ihrer Armut ihr „Köfferchen“ gepackt. Sie hatte neben den Windeln sicher noch an Anderes gedacht. Von Elisabeth wusste sie, was sie braucht, und war bestimmt auch bei der Geburt ihres Kindes dabei. Und der Hl. Josef war fest an ihrer Seite. 
 
Wie könnten Sie vor Ort helfen?

Regina Imminger: Aus einem längeren Nothilfeeinsatz im Sudan vor vielen Jahren kenne ich Geburt in für uns nahezu unvorstellbaren Umständen. Ich wäre einfach da, würde Maria unterstützen und stärken, wenn und wo sie mich braucht. Mit meinen Händen, meinem Wissen und Erfahrung - und mit meinem Gebet. Das habe ich immer alles mit dabei. Aber das Wichtigste: Ich hätte richtig Zeit für sie. An so einem Ort hat man eine Eins-zu-Eins-Betreuung. Da kann man nicht ans Telefon oder ins nächste Zimmer rennen.
 
Was würden Sie (als Expertin) an der Weihnachtsgeschichte ändern wollen und warum?

Regina Imminger: Hm. Gott macht keine Fehler. Als Christin würde ich mir wünschen, dass alle Menschen in der Stadt Bethlehem den Engel sprechen und den himmlischen Chor singen hören und sich aufmachen, das Jesuskind in der Krippe zu suchen. Gemeinsam mit den Hirten.

Als Expertin hätte ich mir offene und gastfreundliche Herzen, einen neuen und sauberen Stall, ein vorbereitetes weiches Lager, ein wärmendes Feuer und frisches Wasser für die Heilige Familie gewünscht und ebenso himmlische Musik. Aber vielleicht war das auch alles ein bissl so. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Gott auf krummen Wegen gerade schreibt. 

Werden Sie an Weihnachten arbeiten?

Regina Imminger: Nein, ich habe frei und werde bei meiner Familie sein. 
 
Hat Weihnachten einen Einfluss auf Ihre Arbeitstätigkeit?

Regina Imminger: Weihnachten ist DAS Fest der Geburt! Mit meinem Beruf als Hebamme darf ich immer an dieser Schwelle stehen, wenn sich der Himmel öffnet, das Wunder der Geburt geschieht. Auch wenn nicht immer alles leicht ist für sämtliche Beteiligten. Mit den Kindern wird Leben, Zukunft und damit Hoffnung geboren. Und ich darf Gott direkt an meiner Seite wissen, in meinem Beruf und meinem ganzen Leben. 
 
Ihre schönste Erinnerung an Weihnachten?

Regina Imminger: Eine der schönsten ist noch gar nicht so lange her. Da war ich in der Heiligen Nacht nach der Christmesse mit meinen Eltern bei einer fast privaten Eucharistischen Anbetung in einem Kloster. Es war so eine dichte, ja heilige Atmosphäre, wie ich sie selten zuvor an Weihnachten erlebt habe. Und jedes Jahr gehört es mit zum Schönsten, das Friedenslicht aus Bethlehem von der Kirche vorsichtig mit nach Hause zu tragen. Wie in Kindertagen ist es immer noch dieselbe Aufregung, mit brennender Laterne daheim anzukommen.
 
Was ist heuer Ihr größter Weihnachtswunsch?

Regina Imminger: Frieden! Dass sich die Mächtigen und genauso die ganze Stadt so wie die Hirten und die Heiligen Drei Könige aufmachen, um den Friedenskönig zu suchen. Im Februar ist in München die nächste Sicherheitskonferenz. Da werden viele von den politischen Entscheidungsträgern in München zu Gast sein. Schon jetzt können wir dieses Ereignis im Gebet vorbereiten, damit sich Herzen und Türen öffnen und wirklich Entscheidendes geschieht.
 
Text: Pauline Erdmann, Volontärin beim Sankt Michaelsbund, Dezember 2022