Der Wald-Wandler

Torsten Ehnle ist Förster und Leiter des Forstreviers 3 des Erzbistums München und Freising. Dessen Gesamtbesitz umfasst ca. 5.000 Hektar und wird von insgesamt vier Revierleitern betreut. Eine Reportage über katholische Wälder, den Borkenkäfer und Bäume im Kampf gegen den Klimawandel.
 
Torsten Ehnle steht am Waldrand
Torsten Ehnle ist Forstrevierleiter im Erzbistum München und Freising.
Es ist eine Idylle mit zwitschernden Vögeln in den Wipfeln, auf dem Boden sprießen die Fliegenpilze  und es duftet herrlich nach Wald, aus dem gerade der Morgennebel gezogen ist. Torsten Ehnle genießt es, jeden Tag hier draußen zu sein, irgendwo in den über 800 Hektar Forst, die zu seinem Revier gehören. „Der Wald ist mein Zuhause“, sagt er, „und ich spüre genau, wenn etwas nicht so ist, wie es sein sollte.“ Und das ist einiges, denn der Wald, sein Wald, der Wald des Erzbistums, leidet.

Schuld daran ist der seit Jahren viel zu geringe Niederschlag, vor allem in den Gebieten nördlich des Inns. Dieses Phänomen des Klimawandels verfolgt er bereits seit 2003, als er die Stelle mit Dienstsitz in Neumarkt St. Veit angetreten hat. Vor allem die Fichten würden mit der Trockenheit und den heißen Sommern nicht klar kommen, sie hätten dadurch keine Abwehrkräfte gegen den Borkenkäfer und müssten schließlich in großem Stil gefällt werden. „Wir entfernen die befallenen Bäume“, sagt er und zeigt auf einen großen Lastwagen mitten im Wald. „Die transportieren die Hackschnitzel bis nach Österreich. Das ist zwar eine regionale und Ressourcen schonende Heizmethode, aber es gibt bei uns  leider keine Abnehmer für so große Mengen.“

Libanesische Zypressen – bald Teil des Waldbestands im Erzbistum?

Der 42-Jährige hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Zunächst in der Ausbildung zum Forstwirt nahe seiner Heimat Lauingen an der Donau, dann beim Studium zum Forsttechniker. Nein, er könne sich nichts Schöneres vorstellen, als im Wald zu arbeiten, sagt er, und für die Forste der Kirche zuständig zu sein, sei obendrein ein ganz besonderes Glück.

Das hat vor allem damit zu tun, dass er, im Gegensatz zu den Förster/innen in Staats- oder Privatwäldern, nicht darauf achten muss, Gewinn zu machen. „Der Wald soll bei uns eine schwarze Null schreiben, das gibt uns die Möglichkeit, sehr boden- und bestandsschonend zu arbeiten“, erklärt er. Das bedeutet, dass er seit vielen Jahren konsequent die monotonen Fichtenwälder in Mischwälder umwandelt. Rund 40.000 junge Bäume werden in seinem Revier im Jahr gepflanzt, vor allem Buch en und Eichen, die stressresistenter gegen die Trockenheit sind. Welcher Baum wohin kommt, entscheiden die Bodenqualität und die Lage. „Irgendwann kann es sein, dass wir in unserer Gegend libanesische Zypressen pflanzen müssen, wenn das mit den wenigen Niederschlägen so weiter geht.“
 
zwei Männer gehen mit Hund auf Forstweg spazieren
Torsten Ehnle: "Wir sind verantwortlich für die Natur, nicht die Natur für uns."

Auf dem Land zählen die Worte des Pfarrers – und des Försters

Die Menschen zwischen dem Chiemsee im Süden und Neumarkt St. Veit im Norden kennen Torsten Ehnle inzwischen, und viele Waldbauern fragen ihn um seinen Rat. Vor einigen Jahren sei er noch belächelt worden, wenn er nach dem Sonntagsgottesdienst oder in der Dorfwirtschaft davor gewarnt hat, dass viele der eintönigen Wälder keine Zukunft hätten. Jetzt aber werde den Menschen klar, dass sich etwas verändern muss. Viele hätten gesagt ,Eine Generation geht’s schon noch so, wie es immer war’, aber allein in den vergangenen drei trockenen Jahren hätten sie gesehen, wie ihr Wald immer weniger wird.

„Für die Leute verkörpere ich hier draußen auf dem Land auch ein bisschen unser Erzbistum“, sagt er, „da hat das Wort des Pfarrers, des Polizisten und des Försters noch Gewicht. Leider werden die Pfarrer immer weniger.“

„Wir sind verantwortlich für die Natur, nicht die Natur für uns.“

Ehnles wichtigstes Arbeitsmittel ist eine Spraydose, mit der er jene Bäume markiert, die gefällt werden müssen. Sie hat – wie bei allen vier Förstern des Erzbistums – die Farbe Kardinalsrot. Und auf die Frage, ob man Bäume überhaupt aus dem Wald nehmen sollte, ob es nicht besser wäre für die Natur, dass sie eine Art Urwald bilden darf, winkt der Förster entschieden ab. „Das ist eine romantische Vorstellung, aber in einem so zersplitterten Revier wie dem meinen überhaupt nicht möglich. Wir müssen dem Wald helfen, dass er überhaupt eine Zukunft hat.“ Die Auswirkungen von dem, was er mit seiner Arbeit, mit dem konsequenten Setzen von Laubbäumen, schafft, wird er selber nicht mehr erleben, weil sich diese erst in 120 oder 150 Jahren zeigen werden. „Dann haben wir mit unseren katholischen Wäldern sicher die Nase vorn“, ist er überzeugt.

Auf einer Lichtung angelangt, zeigt Torsten Ehnle hinüber auf einen Hang, wo ein Arbeiter mit einer Säge Brombeer-Sträucher entfernt. Ja, man mache dort etwas kaputt, erklärt er, aber nur so würden dort Bäume wachsen können. „Manchmal hat der Erhalt der Schöpfung auch damit zu tun, in die Schöpfung einzugreifen.“

Text: Peter Hummel für das arbeo magazin für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Erzdiözese München und Freising
 

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