Die Zukunft der Kirche gestalten Wie ehrenamtliches Engagement in Pfarrgemeinderäten aussehen kann

 
Was ehrenamtliches Engagement bewirken kann und wieso man als Christ vom "Wahlrecht" Gebrauch machen sollte, können der Rosenheimer Dekanatsratsvorsitzende Paul Deutschenbaur und Leonhard Baumann, Mitglied im Vorstand des Dekanatsrats und Pfarrgemeinderatsvorsitzender von Pfaffenhofen am Inn, aus persönlicher Erfahrung beschreiben.
 
Der Rosenheimer Dekanatsratsvorsitzende Paul Deutschenbaur und Leonhard<br/>Baumann, Mitglied im Vorstand des Dekanatsrats und Pfarrgemeinderatsvorsitzender von Pfaffenhofen am Inn
Der Rosenheimer Dekanatsratsvorsitzende Paul Deutschenbaur (links) und Leonhard
Baumann, Mitglied im Vorstand des Dekanatsrats und Pfarrgemeinderatsvorsitzender von Pfaffenhofen am Inn
 
Damit die katholische Kirche langfristig in der Gesellschaft verankert sowie in Stadt und Umland präsent bleibt, braucht es Ehrenamtliche. Jedes individuelle Talent und jeder Einsatz sind wichtig. Davon sind zwei überzeugt, die wissen, wovon sie sprechen, weil sie sich selbst seit langer Zeit vielfältig engagieren: Paul Deutschenbaur und Leonhard Baumann. Da die Pfarrgemeinderatswahlen vor der Tür stehen, haben die beiden sich Gedanken über das Ehrenamt und die Zukunft der Kirche gemacht – und darüber, wie man als Christ vom „Wahlrecht“ Gebrauch macht.

Langfristig wird es deutlich weniger hauptamtliches Personal in den Pfarreien und Pfarrverbänden geben. Das ist kein Geheimnis, sondern die Realität, wenn man sich die Prognosen und die Stellenpläne für die nächsten Jahre ansieht. Paul Deutschenbaur weiß, dass daran kein Weg vorbeiführt. Den Kopf in den Sand steckt er nicht. „Die Zukunft der Kirche wird von Ehrenamtlichen gestaltet“, ist der Rosenheimer überzeugt. Mehr denn je sei es notwendig, dass sich Katholikinnen und Katholiken in ihrer Heimatgemeinde engagieren, um das kirchliche Leben zu erhalten sowie neu zu beleben.

Das kirchliche Leben im eigenen Stadtteil stärken

Deutschenbaur ist Vorsitzender des Dekanatsrats Rosenheim. Das Dekanat zählt zu den drei größten im südlichen Oberbayern, was die Anzahl der Gläubigen betrifft. Er ist gut vernetzt, trägt Belange der Region bis in den Diözesanrat, die höchste Ebene der Laiengremien im Erzbistum München und Freising. An Ort und Stelle bringt er sich ebenso ein, als Lektor und Kommunionhelfer, er packt im Pfarrgemeinde- sowie Stadtteilkirchenrat mit an. Und wenn es sein muss und es die Pandemie-Auflagen gerade erfordern, springt er als Ordner in der barocken Rundkirche St. Johann Baptist und Heilig Kreuz ein, die nur ein paar hundert Meter von seinem Zuhause entfernt liegt.

Deutschenbaur macht dies nicht zum Selbstzweck. Man merkt ihm an, dass ihm sein umfassendes Engagement viel Freude bereitet und er andere ebenfalls ermutigen möchte. In den Pfarrgemeinderatswahlen, die in diesem Jahr am 20. März stattfinden, sieht der Landwirt eine Gelegenheit, das kirchliche Leben zu stärken. Sich im eigenen Stadtteil oder in der Gemeinde einzubringen, sei Teil der Übernahme von Verantwortung, die aus Taufe und Firmung resultiert.
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Für das Zusammenleben kann man viel bewirken, mitentscheiden und mit guten Ideen neue Möglichkeiten schaffen“, ergänzt Leonhard Baumann. Auch er bringt sich seit vielen Jahren ein, fungiert als Vorsitzender des Pfarrgemeinderats in Pfaffenhofen am Inn (Gemeinde Schechen) und ist Mitglied im Vorstand des Rosenheimer Dekanatsrats. Baumann zufolge ist das Wirkungsfeld der Laien vielfältig. Sie überlegen sich auch, wie sie Menschen vor Ort helfen und gezielt Unterstützung leisten können. Daneben stehen Themen wie „Umweltschutz“, „Wirtschaft und Arbeit“ sowie „Familie und Senioren“ im Fokus. „Keine Angst, als Pfarrgemeinderat ist man aber nicht für alles zuständig“, versichert Baumann. Die Aufgaben werden aufgeteilt, es gelte, Schwerpunkte zu setzen.

Dass die Pandemie auch die Arbeit im Pfarrgemeinderat verändert hat, überrascht nicht. Veranstaltungen an der freien Luft, wie eine spätsommerliche Bergmesse im Rosenheimer Stadtteil Westerndorf am Wasen oder ein Umweltdialog „Kirche und Klimaschutz“ im Stadtteil Heilig Blut, haben aber ebenso neue Chancen eröffnet wie digitale Angebote. Das bayernweite Motto „Christ sein. Weit denken. Mutig handeln“ solle dazu motivieren, neue und kreative Formen des kirchlichen Zusammenlebens zu entdecken und weiter zu entwickeln, sagt Professor Hans Tremmel, der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken.
Autor: Martin Aerzbäck, Freier Autor der "Münchner Kirchenzeitung"