Mit ihrer Hilfe und regelmäßigen Sitzungen in der Gruppentherapie der
Caritas Fachambulanz für Essstörungen in München lernt Luci, ihre Krankheit zu verstehen und zu akzeptieren. Über die Gespräche mit anderen Betroffenen findet sie zu einem neuen Gleichgewicht. Sie traut sich langsam wieder mehr zu essen und gewinnt an Selbstvertrauen. Dabei hilft auch weiterhin die Einzeltherapie. Hier geht Luci auf Spurensuche, findet Kraft, endlich Dinge aus ihrer Vergangenheit anzuschauen, die sie lange nicht anschauen und verarbeiten wollte. Immer an ihrer Seite, uneingeschränkt, ist Lucis Familie. Sie weiß: „Gott hat mir meine Familie geschenkt. Ich war ein Monster, aber sie haben mich ausgehalten und hatten Geduld.“ Als sie das Gefühl hatte, von allen Menschen verlassen zu werden, war ihre Familie da. Auch ein paar wenige Freunde, denen sie sich schließlich anvertraut, die verständnisvoll reagieren, nachfragen, sie ermutigen. Luci merkt, dass das Mitteilen ihr hilft. Vor allem zu ihrer Cousine, die ebenfalls an einer Essstörung litt, baut Luci ein enges Vertrauensverhältnis auf.
„Hilfe zu suchen, nichts mehr zu verheimlichen, mich nicht mehr selbst zu belügen und über meinen Schatten zu springen, das hat mir geholfen“, sagt Luci. Und motiviert damit auch andere Betroffene. „Es ist keine Schande zuzugeben, dass man krank ist. Ihr müsst euch nicht schämen! Habt Geduld!“ Geduldig zu sein, empfiehlt sie auch Angehörigen und Freunden. Luci weiß genau, dass sie in den schlimmen Phasen der Krankheit nicht sie selbst war. „Da hilft nur Akzeptanz. Und dass man versteht, dass die Heilung eben ein Prozess ist.“ Bei diesem Prozess können auch Angehörige sich Hilfe suchen, so wie Lucis Mutter. Selbst Unterstützung zu erfahren, gab ihr die Kraft, hartnäckig an Luci dranzubleiben, immer wieder nachzuhaken, wie es ihr geht und Hilfe anzubieten. „Aber das Beste, das sie mir geben konnte, waren ihre Liebe und Geduld.“
Geduld mit sich und dem Gesundwerden lernt Luci gerade, auch wenn sie die Waage heute noch meidet. Sie könnte der Einstieg zurück in den Teufelskreis sein und das will sie verhindern. „Ich habe heute mein Normalgewicht wieder, fühle mich trotzdem fett und hässlich. Aber ich versuche, es auszuhalten“, sagt Luci. Sich selbst zu akzeptieren, das ist das Ziel. Und Luci ist zuversichtlich: „Ich bin gesund, wenn ich wieder Kaiserschmarrn essen kann. Das ist noch nicht passiert, aber ich freue mich darauf!“
*Name von der Redaktion geändert
Text: Anja Dittmar