Reise durch die Philosophiegeschichte von der Antike bis zur Gegenwart Hausstudium Erding: Grundlagen europäischen Denkens Vortragsreihe in neun Abenden

Was ist Wahrheit, was ist das Sein, was ist der Mensch? Wie können wir ein gutes Leben führen? Sobald man philosophiert, kommt man zu den grundlegenden Fragen des Lebens. Eine ganze Veranstaltungsreihe zu grundlegenden Denkern des Abendlandes hat daher das Katholische Bildungswerk Erding unter Federführung seines Geschäftsführers Hans Otto Seitschek neu ins Leben gerufen. Ein Kursdurchgang hat bereits stattgefunden. Aufgrund positiver Resonanz startet im Oktober 2018 ein neuer Kurs. Das Logo für das „Hausstudium Erding“ ist ein großes „P“ in griechischer Schrift. Es steht für den Anfangsbuchstaben des griechischen Wortes „Philosophia“, was übersetzt die „Liebe zur Weisheit“ bedeutet.
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Diese Philosophen werden im Hausstudium behandelt:
Platon, Aristoteles, Augustinus, Thomas von Aquin, Descartes, Kant, Hegel, Nietzsche und Heidegger.
Reise durch die Philosophiegeschichte
„Wie ein roter Faden zieht sich das große philosophische Thema, die Frage nach dem Sein, durch die Abende“, so Diplom-Theologe Seitschek, der auch Privatdozent für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München ist. Texte lesen, diskutieren, Fragen stellen: Die Vortragsreihe in insgesamt neun Abenden dreht sich um die Ansätze und zentralen Texte der neun für das abendländische Denken maßgeblichen Philosophen. Die Reise durch die Philosophiegeschichte beginnt bei den beiden größten Philosophen der Antike, Platon und Aristoteles, und geht weiter zu Augustinus. Es folgen Thomas von Aquin, René Descartes und Immanuel Kant bis hin zu G.W. F. Hegel, Friedrich Nietzsche und Martin Heidegger. Angesprochen sind Philosophie-Interessierte, von jungen Erwachsenen bis hin zu Senioren, die mehr über die Grundlagen der abendländischen Denktradition wissen wollen. „Unterschiedliche Altersstufen in einem Kurs sind bereichernd, das macht den gegenseitigen Austausch interessant“, so Seitschek.

Der Ansatz des Seminars sei zwar philosophisch, oft komme man aber auch in den Grenzbereich zur Theologie. Die Frage nach dem Sein steht in enger Verbindung zu dem philosophischen Punkt, das sogenannte ontologische Argument für die Existenz Gottes des frühmittelalterlichen Philosophen, Theologen und Bischofs Anselm von Canterbury: Gott ist der, über den hinaus nichts Größeres gedacht werden kann. Dieses werde bei vielen Denkern verhandelt. „Gewissermaßen scheint dies bereits bei Platon in den Ideen des Guten, Wahren und Schönen durch sowie bei Aristoteles, der das Sein als etwas Substantielles denkt, das in allen Lebewesen zum Tragen kommt“.
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Die Frage nach dem Sein führt oft auch zu Gott.
Nach Aristoteles und Platon steht im Hausstudium für das beginnende christliche Zeitalter und zum Beginn des Mittelalters zunächst der Heilige Augustinus, Bischof von Hippo und einer der vier lateinischen Kirchenväter. Augustinus sieht im Rückgriff auf die Ideen des Platon Gott als die höchste Idee an, aber im Sinne eines christlichen personalen Gottes der biblischen Offenbarung. Besonders bemerkenswert ist, so Seitschek, dass bei Augustinus bereits die Frage nach der Zeit zum Vorschein kommt. „Damit war er seiner Zeit weit voraus. Dies wird erst später bei Edmund Husserl und schließlich bei Martin Heidegger wieder aufgegriffen. Das zeigt die große philosophische Qualität des Augustinus. Letztlich beschäftigt diese Frage aber bis heute“, so Seitschek. Am Schluss der Reihe steht der deutsche Philosophen Martin Heidegger, der von 1889 bis 1976 in Freiburg im Breisgau lebte und eines seiner Hauptwerke „Sein und Zeit“.

Bewusst werden auch Werke der existentiellen Philosophie wie Nietzsches „Die fröhliche Wissenschaft“ und Texte von Heidegger mit einbezogen und nicht zuletzt auch dem christlichen Menschenbild gegenübergestellt. Zum Ausdruck komme in diesen Schriften auch ein Ringen um die Überwindung des Nihilismus, um zentrale Krisenerfahrungen der Menschen, um Anthropologie und um die Frage nach dem Gewissen. „Von diesen Texten kann man sich auch als Christ herausfordern lassen, die Kirche hat hier Schätze, die gehoben werden können. Denn auch die christliche Anthropologie fordert einen neuen Menschen, der von Gott in einen Erfahrungs- und Entfaltungsraum gestellt ist, Jesus Christus immer wieder neu zu denken und das Kreuzerlebnis immer wieder neu zu durchwandern“, so Seitschek. Besonders spannend sei für ihn, dass mit der philosophischen Frage des Seins auch stets die existentiellen Herausforderungen heutiger Menschen zur Sprache kommen.

Text: Alexa Glawogger-Feucht
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