Energieberater der Caritas: "Strom sparen kann man immer" Ohne Komfortverlust Energie und Kosten einsparen

Energieberater der Caritas helfen finanziell gefährdeten Menschen im Erzbistum, im Haushalt Energie und Kosten zu reduzieren. Häufig lassen sich so hunderte Euro jährlich einsparen – ohne Komfortverlust.
 
Strommessgerät
Gegen die kleinen Energieverschwender
Inflation und steigende Energiekosten machen aktuell vielen Menschen zu schaffen. Besonders betroffen sind Menschen, für die ohnehin schon im Alltag die finanziellen Mittel knapp sind. Dieser Existenznot möchte Martin Schlang entgegenwirken, wenn er sich zu einem Kunden auf den Weg macht. Er ist Berater beim Projekt „Stromspar-Check“. Ziel des Projekts ist es, Bürgern mit geringem Einkommen beim Energie- und somit auch Geldsparen zu helfen.

Seit 2008 unterstützt das bundesweite Projekt Rentner:innen, alleinerziehende Mütter und Bürgergeld-Beziehende durch Beratung, Geld und Ersatzteile. Der Stromspar-Check ist für sie kostenlos. Das Projekt ist ein gemeinsames Angebot des Deutschen Caritasverbandes und des Bundesverbandes der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands und mittlerweile an 150 Standorten Deutschlandweit vertreten.

In München gibt es die Energieberatung seit Sommer 2016, angeboten vom Caritasverband München und Freising. Ehrenamtliche Energieberater wie Martin Schlang führen die Stromspar-Checks durch. Der promovierte Elektroingenieur findet es schön, dass er damit im Ruhestand Menschen helfen kann, ihren Geldbeutel und dabei auch noch das Klima zu schonen. Aktuell sind seine Dienste besonders gefragt: Es kommen deutlich mehr Anfragen als die durchschnittlich rund 150 aus den Jahren zuvor.

Bis zu 300 Euro sparen

Etwa 500 Milliarden Kilowattstunden Strom werden in Deutschland pro Jahr produziert – ein Teil davon aber umsonst. Durch sogenannte Stand-by-Verluste, also den Stromverbrauch von Geräten im Stand-by-Modus, bleibt in jedem deutschen Haushalt durchschnittlich Energie im Wert von über 100 Euro pro Jahr ungenutzt. Solche Verluste kann und sollte man verhindern.

Wie man das macht, erklärt Martin Schlang seinen Kunden. Angeboten wird der Stromspar-Check in drei verschiedene Varianten: Ein Telefonat mit dem Berater, ein Online-Check mit Video-Telefonat oder der so genannte „Große Check“. Dabei besuchen Experten wie Martin Schlang ihre Kunden zuhause.
Bei diesen Wohnungsbesuchen ist Martin Schlang auf der Suche nach den kleinen Energieverschwendern, die auf den ersten Blick nicht auffallen aber doch hohe Kosten verursachen. Wer hier aktiv wird, kann durch Energiesparmaßnahmen zwischen 190 bis 300 Euro pro Jahr sparen. Schlang hat die Erfahrung gemacht, dass dieses zusätzliche Geld für Rentner:innen, alleinerziehende Mütter und Bürgergeld-Beziehende einen existentiellen Unterschied machen kann.

Buchen kann man die Stromspar-Checks über die Website des Projektes. Trotz aktuell hoher Nachfrage bemühen sich die Energieberater, innerhalb von maximal acht Wochen einen Energie-Check durchzuführen. Wer nicht so lange warten will, kann sein Glück auch bei alternativen Anbietern versuchen. So bieten beispielsweise auch die Stadtwerke München Energie-Checks an. Für Menschen mit geringerem Einkommen kostenlos, für Normalverdiener schlägt die Analyse mit rund 200 Euro zu Buche.

Energie sparen, die man gar nicht braucht

Um für jeden Kunden konkrete Energiesparmaßnahmen abzuleiten, benötigt Schlang zu Beginn eines Stromspar-Checks viele Informationen: Die Stromrechnung, Personenanzahl, Wohnungsgröße, Stromanbieter, Art der Heizung und die Qualität der Fenster. Dann beginnt der Energieberater mit der Wohnungsbesichtigung, bei der er zuerst die Beleuchtungssituation überprüft. „Alte Glühlampen werden richtig warm“, erklärt Schlang. Ein Großteil der Energie geht so durch die Wärme verloren. „Moderne LEDs sind gleich hell, werden aber nicht so warm und verbrauchen so statt 45 Watt nur fünf“. Das rechne sich: Eine alte Lampe, die pro Tag eine Stunde angeschaltet ist, kostet im Jahr rund 30 Euro mehr. Deshalb rät der Energieberater, sie auch dann auszuwechseln, wenn sie noch funktionieren.
Stromzähler
Zum Strom sparen nicht auf technische Hilfen verzichten
Bei alten Druckern oder älteren Ladekabel warnt er vor der „Stand-by-Falle“. Selbst wenn sich nicht laufen, wird Strom benötigt. Diese Stand-by-Verluste kann Schlang durch seine mitgebrachten Messgeräte messen. Auch wenn sie im Einzelnen gering wirken, gibt es hier auf einen gesamten Haushalt und das ganze Jahr gerechnet viel Einsparpotenzial. Sein Tipp: Schaltbare Mehrfachsteckdosen verwenden. Gerade auch beim Fernseher, der sehr viel Energie verbraucht.

Energie sparen: Auch beim Heizen und Waschen

Beim Stromspar-Check geht es – anders als Namen vermuten lässt – nicht nur um Strom, sondern allgemein darum, Energie zu sparen. Deshalb sehen sich die Energieberater auch Heizung und Wasserverbrauch an und geben Nutzertipps: Handtücher auf Heizungen sind beispielsweise tabu. „So kann die Heizung nämlich ihre Wärme nicht abgeben.“ Und es entstehen unnötig hohe Kosten.

Zum richtigen Heizen gehört außerdem das richtige Lüften, weiß Schlang: „Zwei bis vier Mal am Tag am besten quer durch die ganze Wohnung!“ So kann warme, mit Feuchtigkeit gesättigte Luft durch kalte Luft ersetzt werden. Die Folge: In der Wohnung ist es weniger feucht und das Schimmelrisiko sinkt. Auch den Wasserverbrauch seiner Kunden kontrolliert Schlang mit einem Messgerät. Häufig entsteht ein unnötig hoher Wasserverbrauch durch falsche Perlatoren oder fehlende Sparduschköpfe.
 
Die größten Energiefresser findet Schlang meist aber in den Küchen seiner Kunden. Gerade beim Backofen sollte man sich zweimal überlegen, ob man ihn wirklich braucht. Für eine verhältnismäßig kleine Pizza müsse beispielsweise nämlich ganz schön viel Ofen drumherum geheizt werden, sagt der Elektroingenieur. Weiter erklärt Schlang, dass das Vorheizen oft nicht nötig sei. Auftauen könne man Tiefkühlwaren problemlos im Kühlschrank.

Für vieles gilt laut dem Energieberater aber: „Wer Energie sparen will, soll nicht auf technische Hilfen verzichten!“ Ein Geschirrspüler ist beispielsweise Energie sparender als der Abwasch per Hand. Das Vorspülen sei nicht notwendig, wenn das richtige Programm eingestellt und der Geschirrspüler richtig eingeräumt ist. Möglichst voll machen sollte man Spül-, aber auch Waschmaschinen und dann den Eco-Modus nutzen. Der verbraucht im Vergleich zum Normal-Modus bis zu 50 Prozent weniger Energie, so Schlang.

Stromspar-Check unterstützt Austausch von Altgeräten

Nach dem ausführlichen Wohnungsrundgang kann Schlang möglichen Einsparungen mithilfe einer Datenbank detailliert berechnen. Bei der Umsetzung der Stromsparmaßnamen gibt es Unterstützung durch das Projekt: Kleine Ersatzteile wie Glühlampen oder ein Wassersparkopf werden als „Soforthilfe“ in einem zweiten Besuch von Schlang zu den Kunden gebracht – kostenlos.

Selbst die Anschaffungen von Kühlschränken wird durch die Stadt München und die Caritas subventioniert. Denn alte Kühlschränke sind Schlangs Erfahrung nach häufig die größten Energiefresser in den Wohnungen der Menschen mit geringerem Einkommen. Mit Unterstützung des Stromspar-Checks kann man die günstig durch neue ersetzen. Ein 700 Euro teurer Kühlschrank kostet für die Kunden dann nur noch 200 Euro. Akut immer noch eine große finanzielle Belastung, „wenn aber damit rund 130 Euro pro Jahr an Stromkosten gespart werden können, hat sich der neue Kühlschrank nach kurzer Zeit rentiert“, rechnet Schlang. Geplant ist, diese Förderungen auch für andere Geräte zu ermöglichen.
Durch das Projekt konnten so schon 412.000 Haushalte in Deutschland Geld einsparen, das sie dringend benötigen. Doch nicht nur das: Das Projekt engagiert sich damit auch für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen.

Martin Schlang und die anderen Energieberater des „Stromspar-Checks“ setzen sich so in ihrer Freizeit gegen die kleinen Energieverschwender und für etwas mehr Geld am Jahresende ein. Für viele seiner Kunden macht das einen existenziellen Unterschied. Schlang rät aber jedem dazu, den eigenen Stromverbrauch zu überdenken. Seine Erfahrung: „Strom sparen kann man immer!“
 
Text: Edith Miller, Autorin beim beim Sankt Michaelsbund, und Korbinian Bauer, Redakteur beim Sankt Michaelsbund, April 2023
 

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