Lokales Engagement für mehr Nachhaltigkeit Die wachsende Bedeutung von Umweltbeauftragten in Pfarrgemeinden und der Kirchenverwaltung

Wie die Berufung von Umweltbeauftragten in Pfarrgemeinderäten und der Kirchenverwaltung im Erzbistum in den letzten Jahren an Bedeutung gewann und wie sich Schöpfungsverantwortung auf unterschiedliche Weise vor Ort praktizieren lässt
 
Auf dem Foto sind Hände zu sehen, die eine Blüte schützend halten.
Die Umweltbeauftragten in den Pfarrgemeinderäten spielen bei der Wahrnehmung der Schöpfungsverantwortung eine wichtige Rolle.
Vor rund acht Jahren, 2014, nach den vorletzten Pfarrgemeinderatswahlen, fiel im Erzbistum München und Freising der Startschuss für ein Unterfangen, das seitdem erheblich an Fahrt aufgenommen und binnenkirchlich wie gesamtgesellschaftlich einen enormen Bedeutungszuwachs erfahren hat: Mit der damals erfolgten Berufung von sogenannten „Umweltbeauftragten“ in den pfarrlichen Gremien Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung nämlich war es gelungen, erstmals kirchlicherseits flächendeckend Engagierte vor Ort offiziell zu mandatieren für das breite Aufgabenfeld kirchlicher Schöpfungsverantwortung.

Auslöser war das kurz zuvor aufgelegte diözesane Projekt „Wir übernehmen Schöpfungsverantwortung – Energie-/Umweltmanagement“ mit dem Ziel, ganz konkret-praktisch den eigenen ökologischen Fußabdruck kirchlichen Handelns zu verringern – und das nicht nur in einigen wenigen „Leuchttürmen“, wo Selbiges zum Teil schon lange praktiziert wurde, sondern auf breiter Basis im gesamten Erzbistum in den Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen verankert. Der Aufruf durch den damaligen Generalvikar Peter Beer, dieses diözesane Vorhaben durch die Benennung lokaler Beauftragter zu unterstützen und vor Ort mitzubetreiben, war ein voller Erfolg: In über 550 Pfarreien beziehungsweise Kirchenstiftungen war fortan in mindestens einem der beiden pfarrlichen Gremien das Handlungsfeld personell verortet, eine Zahl, die sich in der laufenden Legislatur nochmals deutlich erhöht hat.
 
Vielfältige Aktivitäten

Inhaltlich gab und gibt es keine Vorgaben bezüglich der konkreten Ausfüllung der Beauftragung, außer der, vor Ort „Hüterin des Themas“ sowie „Scharnier“ zu sein zwischen der eigenen Organisation und der Abteilung Umwelt im Ordinariat. Letztere dürfte dabei eine der wenigen dortigen Organisationseinheiten sein, die einen direkten Kommunikationskanal hat mit den lokal für ihre Themen Zuständigen – in den Anfangsjahren eher im Sinn einer Einbahnstraße via den circa alle sechs Wochen erscheinenden Info-Dienst, im Laufe der Zeit aber immer stärker in beide Richtungen, auch deshalb, weil über die Umweltbeauftragten zahlreiche, auch finanzielle Unterstützungsmaßnahmen abgerufen werden.
 
Die Aktivitätsradien der so Beauftragten waren und sind dabei thematisch wie in Reichweite und Tiefe sehr unterschiedlich, von eher punktuellen Akzenten Einzelner im Jahreskreis bis hin zur Einführung eines Umweltmanagementsystems nach der EU-Norm EMAS durch ganze Umweltteams. Eine Orientierung, was inhaltlich möglich beziehungsweise angesichts der ökologischen Imperative „artenerhaltend, klimaneutral und ressourcenleicht“ aus fachlicher Sicht geboten ist, bilden die 2015 in Kraft gesetzten Diözesanen Nachhaltigkeitsleitlinien, die 2018 durch die inhaltlich fast identischen „Empfehlungen der Deutschen Bischofskonferenz zu Ökologie und nachhaltiger Entwicklung in den deutschen Bistümern“ dann nochmals überdiözesan bekräftigt wurden.
 
Beide Dokumente verstehen praktizierte Schöpfungsverantwortung als kirchliche Querschnittsaufgabe, die sich in der Pastoral genauso wie im Bildungsbereich sowie im kirchlichen Verwaltungshandeln abbilden muss. Die eigene Praxis wird dabei zum Lackmustest für die Glaubwürdigkeit der Verkündigung, wie andersherum die kirchliche Praxis immer wieder der theologischen Reflexion und geistlich-spirituellen Fundierung bedarf. Paradebeispiel für diesen engen Zusammenhang zwischen Schöpfungsglauben und tätiger Schöpfungsverantwortung ist Papst Franziskus’ Enzyklika „Laudato si’. Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ (2015), die der kirchlichen Mitwelt-Arbeit auch bei uns im Erzbistum nochmals neuen Auftrieb gegeben hat.
 
Große Herausforderungen
 
Heute, wenige Wochen nach den PGR-Wahlen und damit einer neuen Amtsperiode auch der dortigen Umweltbeauftragten, sind die Herausforderungen so groß wie kaum je zuvor: Klimaneutralität binnen einer Generation, der Stopp des dramatischen Artensterbens, Ende der Flächenversiegelungen und Schutz von Boden, Wasser und Luft, das alles auch zunehmend vom Gesetzgeber bindend eingefordert und mit einem monetären Preisschild versehen. Kirche wird ihren Beitrag zu dieser Generationenaufgabe nur dann leisten können, wenn es gelingt, dass Haupt- und Ehrenamt, Zentrale und Fläche zusammen an einem Strang ziehen: Umweltbeauftragte, überhaupt Menschen, die bereit sind, sich in ihren je eigenen Kontexten, einschließlich dem kirchlichen, tatkräftig für unsere natürliche Um- und Mitwelt – christlich: Gottes gute Schöpfung – einzusetzen, sind hierfür wesentlich.

Text: Matthias Kiefer, Leitung der Abteilung Umwelt und Sprecher der diözesanen Umweltbeauftragten auf Landes- und Bundesebene, April 2022
 

Umwelt
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Abteilungsleiter und Diözesaner Umweltbeauftragter:
Mattias Kiefer
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Telefon: 089 2137-1514

Umweltmanagementbeauftragter des
Erzbischöflichen Ordinariats München:
Hermann Hofstetter
HHofstetter(at)eomuc.de
Telefon: 089 2137-1601

Im Einsatz zum Schutz der Schöpfung

Die Umweltbeauftragten in den Pfarrgemeinderäten und Kirchenverwaltungen spielen bei der Wahrnehmung der Schöpfungsverantwortung eine wichtige Rolle. Einer von ihnen ist Dr. Wetzel aus Gernlinden.

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