Im Einsatz zum Schutz der Schöpfung Umweltbeauftragte in der Pfarrgemeinde

 
Der Schutz der Umwelt ist ein Herzensanliegen unseres Erzbischofs und der Menschen in der Diözese. Das zeigen nicht nur die 2015 veröffentlichten Nachhaltigkeitsleitlinien des Erzbistums, sondern auch die zahlreichen Projekte und Initiativen vor Ort. In einem Brief an alle Pfarrer, Pfarrgemeinderatsvorsitzenden und Kirchenpfleger*innen hat Generalvikar Peter Peer jetzt nochmals ausdrücklich auf die Umweltbeauftragten in den Pfarrgemeinderäten und Kirchenverwaltungen hingewiesen und die enorme Bedeutung, die ihnen bei der Wahrnehmung der Schöpfungsverantwortung zukommt. In der letzten Wahlperiode hatten 600 Engagierte ein starkes Netzwerk gebildet. Unter ihnen auch Dr. Wetzel aus Gernlinden.
 
hand hält grünes blatt vor grüne bäume
Nachhaltigkeit? Das funktioniert auch in Pfarrgemeinden.
„Bitte werben Sie in den Kirchenverwaltungen und Pfarrgemeinderäten engagierte Menschen für die Arbeit als Umweltbeauftragte Ihrer Pfarrgemeinde und nützen Sie dabei die Chance, dieses bedeutsame Vorhaben so zum Thema auch im Leben ihrer Pfarrei zu machen“, schreibt er in seinem Brief. Dr. Franz-Josef Wetzel muss er nicht lange bitten. Seit 2013 engagiert sich der Diplom-Ingenieur neben seiner Tätigkeit als Führungskraft bei BMW auch noch als Umweltbeauftragter seiner Heimatgemeinde Bruder Konrad in Gernlinden. Dafür hat er nebenbei eine Umweltmanagement- und EMAS-Auditoren-Ausbildung absolviert. Schließlich versucht auch seine Gemeinde, ihre Umweltleistung mit Hilfe des standardisierten, von der EU entwickelten EMAS-Systems für nachhaltiges Umweltmanagement zu verbessern.
 
Dr. Wetzel hat genaue Vorstellungen davon, welche Projekte er in der Gemeinde umsetzen möchte. Ihn treibt vor allem das Energiethema um. Schließlich sei der Wärme- und Energiebedarf von Pfarrhäusern und -sälen, Kirchen und Kindergärten nicht zu vernachlässigen, sagt er. „Mit wenigen gezielten Maßnahmen lässt sich mit den heute verfügbaren Methoden die Energiebilanz deutlich verbessern.“

Eine davon war anlässlich des ausgeführten Neubaus des kirchlichen Kindergartens die Neukonzeptionierung des Heizungssystems der Kirchengemeinde. Heute versorgt ein Holzpellet-Heizkessel die Gebäude der Gemeinde einschließlich des Kindergartens an mindestens 300 Tagen im Jahr ausreichend mit CO2-neutraler Wärme. „Die zusätzliche, die Spitzenlasten abdeckende Gasheizung müssen wir nur noch an rund 60 Tagen zusätzlich in Betrieb nehmen, um den Energiebedarf das ganze Jahr über, von morgens bis abends, decken zu können“, erklärt er. „Wir verbrauchen jetzt für das komplette Anwesen samt Kirche und Kindergarten 20 bis 30 Prozent weniger Energie, als wir bis 2013 allein für die Gebäude der Kirchengemeinde samt der Kirche verbrauchten.“  
 
Für die Umsetzung dieser Maßnahmen musste in den Planungsabläufen einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden. Für jemanden wie ihn, der es im beruflichen Umfeld gewohnt ist, dass korrekt erstellte Berechnungen, Konzepte und Vorgaben schnell und konsequent umgesetzt werden, war das nicht immer ganz einfach – „ein recht mühsamer Prozess, der sich aber gelohnt hat“, wie er lachend versichert.

Im Idealfall teilen sich zwei Umweltbeauftragte die Aufgaben

Während er sich als Umweltbeauftragter der Kirchenverwaltung vor allem um technische, bauliche, wirtschaftliche und organisatorische Fragen kümmert, werden die pastoralen Aspekte der Enzyklika „Laudato Si!“ von Papst Franziskus in der Gemeinde von einem Vertreter des Pfarrgemeinderats abgedeckt. „Wie kann der Pfarrer den Schutz der Umwelt in seinen Predigten aufgreifen? Wie soll sich der Altenclub der Gemeinde in die Umweltarbeit einbringen, und wie lässt sich das nächste Pfarrfest so schöpfungsfreundlich wie möglich gestalten“, umschreibt Anselm Kirchbichler, Leiter des Projekts Schöpfungsverantwortung und Umweltmanagement in der Erzdiözese München und Freising, grob die Gestaltungsmöglichkeiten des zweiten Umweltbeauftragten einer Gemeinde. „Sein Blick ist vor allem auf die Aktivitäten der Gremien und Gruppen in der Gemeinde gerichtet. Er soll als Ideengeber und Initiator von Projekten auftreten, die dann von allen gemeinsam umgesetzt werden.“ Im Idealfall ergänzen sich die beiden und arbeiten eng zusammen. „Vielleicht schließen sie sich sogar mit anderen Engagierten aus der Gemeinde wie der Mesnerin oder dem Elternbeirat aus dem Kindergarten zusammen, um neue Ideen zu entwickeln und ein leistungsstarkes Netzwerk zu bilden.“
 
Anselm Kirchbichler und sein Team unterstützen sie dabei nach Kräften. „Wir zeigen den Umweltbeauftragten Möglichkeiten und Wege auf, wie sie Verbesserungen in ihrer Pfarrei erreichen, bringen sie mit den richtigen Leuten an einen Tisch und sorgen für Kommunikation und Erfahrungsaustausch. Sie erhalten von uns Impulse, Informationen und eventuell sogar finanzielle Unterstützung bei gemeinsam geplanten Projekten.“

Neue LED-Leuchten rechnen sich schon nach einem Jahr

glühbirne mit grünem blatt
Der Einsatz von LEDs lohnt sich spürbar.
Die Hilfe von außen nahm Dr. Franz-Josef Wetzel beim zweiten großen Projekt dankbar an: der Umstellung der Beleuchtung des kompletten Anwesens der Kirchengemeinde Bruder Konrad auf LED. Die Sinnhaftigkeit der notwendigen Investitionen wurde von einigen Kirchengemeinde-Mitgliedern in Frage gestellt. „Das rechnet sich aber in Geschäftsgebäuden wie zum Beispiel Apotheken oder Bäckereien schon nach einem Jahr. In den Gebäuden von Pfarreien wird die Rückzahlzeit je nach Intensität der Nutzung bei fünf bis acht Jahren liegen. Die Energieverbräuche sind ja deutlich geringer, zudem halten die LEDs viel länger – unser Hausmeister muss nicht mehr ständig die Glühbirnen oder Leuchtstoffröhren austauschen. Auch unsere CO2-Emissionen sind deutlich gesunken.

In der Gefühlswelt zur Bewahrung der Schöpfung lohnen sich die LEDs schon direkt ab ihrer Installation und bei der dann bei jedem Kirchenbesuch gelebten bewussten Wahrnehmung.“ Anselm Kirchbichler hat ihn bei seinen Gedankenfindungen bei diesem Thema von Anfang an unterstützt. Denn er weiß: „Mit kaum einer anderen Maßnahme kann eine Pfarrei so schnell und dauerhaft Stromverbrauchskosten in kirchlichen Gebäuden einsparen wie mit dem Austausch alter Leuchtmittel durch moderne LEDs.“
 
Beim Austausch der alten Leuchtkörper halfen übrigens jugendliche Mitglieder der Kirchengemeinde sowie sein damals 16-jähriger Sohn gern mit. Spätestens als sie eine 100-Watt-Birne gegen eine 9-Watt-LED-Leuchte austauschten, haben sie einiges besser verstanden. „Bei diesem Arbeitseinsatz haben die Jugendlichen viel zum Thema Schöpfungsverantwortung und Umwelt gelernt. Das hat mehr bewirkt als die vielen guten und manchmal wohl belehrenden Worte, die zuvor diesbezüglich an sie gerichtet wurden.“
 
Als Nächstes möchte Dr. Wetzel zusammen mit anderen Kirchenmitgliedern dank der beim letzten Patrozinium durch den Bürgermeister und den Pfarrer ausgesprochenen Unterstützung eine Photovoltaikanlage auf dem Süddach des Pfarrsaales installieren, um die Kirchengemeinde CO2-neutral mit Strom versorgen zu können. Diesmal rechnet er nur mit geringem Widerspruch in der Gemeinde. Die Daten der heute umsetzbaren Anlagenkonzepte samt Kosten sprechen einfach für sich.

Text: Christian Horwedel, Februar 2019
 

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