„Kinder brauchen Sicherheit und Geborgenheit!“ Warum sich die neuen „Schatzzeit“-Einheiten im Herbst an Kinder unter drei Jahren richten und wie sie deren Gottesbild stärken

Vor dem Start in die neue „Schatzzeit“ im Herbst sprechen die beiden Autorinnen Barbara Jaud und Monika Mehringer über die neuen Inhalte, wie sie diese vermitteln wollen und welche Rolle Gefühle, Stimmungen und nicht zuletzt die Kuscheltiere der Kinder dabei spielen.      
 
Schatzzeit-Autorinnen Barbara Jaud und Monika Mehringer
Monika Mehringer (links) und Barbara Jaud haben zusammen mit zwei weiteren Autorinnen die neue "Schatzzeit" für den Herbst 2023 entwickelt und umgesetzt. Sie richtet sich diesmal ausschließlich an Kinder unter drei Jahren.
Frau Jaud, mit welchen Empfindungen blicken Sie auf die zurückliegende Einheit „Hallo Gott, ich bin’s!“ zurück, in der es um die verschiedenen Dimensionen des Betens ging?

Barbara Jaud:
Mit diesen Einheiten ist uns etwas Grundlegendes gelungen. Für uns Christ:innen ist das Gespräch mit Gott wesentlich. Wir haben versucht, die unterschiedlichen Gebetsformen den Kindern und Erzieher:innen zugänglich zu machen. Wir haben uns gefragt, was das Gebet für uns und für die Kinder bedeutet, und wollten zeigen, dass Gott mit uns auf Augenhöhe geht und uns liebt, wie wir sind. Neu daran war, dass wir zum ersten Mal die Unter-Dreijährigen mitgedacht und speziell für sie etwas angeboten haben.

Wie bekannt ist die „Schatzzeit“-Reihe bei den Fachkräften in den Kinderbetreuungs-Einrichtungen der Erzdiözese?


Barbara Jaud:
Wir haben zuletzt das neue Profil für die katholischen Kitas veröffentlicht und stellen es derzeit den Kita-Verbünden vor. Wir sprechen darüber, wie wir mit unseren Angeboten die Einrichtungen unterstützen können. Bei diesen Begegnungen ist immer jemand, der die „Schatzzeit“ kennt und darüber spricht, dass sie in ihrer Einrichtung damit arbeiten. Das freut uns natürlich.
 
Schatzzeit Andacht Bitten mit Egli-Figuren
Sie sprachen darüber, dass sich einige „Hallo Gott, ich bin’s!“-Einheiten erstmals gezielt an Kleinkinder unter drei Jahren richteten. Wie kam es zu diesem Schritt?

Monika Mehringer:
Es gibt für Krippenkinder grundsätzlich nur wenige religionspädagogische Materialien. Wir wollten den Fachkräften gerade fürs Beten und für das Sprechen von Gott zusätzliches Material an die Hand geben.

Barbara Jaud:
Viele Fachkräfte sind unsicher, wie sie Kinder unter drei Jahren religiös unterstützen und ihren Glauben stärken können. Wie betet man mit Krippenkindern? Wie lässt sich eine solche Andacht gestalten? Was ist ein angemessenes religionspädagogisches Angebot für ein Krippenkind? Die Einrichtungen führen den Morgenkreis durch und beten mittags, zu den großen Festen wie Ostern und Weihnachten gibt es begleitende Bücher, das war es dann häufig auch schon. Diese Lücke wollten wir schließen.  

Konzentrieren Sie sich bei den neuen „Schatzzeit“-Einheit auch deshalb ausschließlich auf die Krippen-Kinder?  


Monika Mehringer:
Ja, in der Hoffnung, dass die Fachkräfte mit älteren Kindern die Inhalte für sich erweitern und auf die eigenen Anforderungen anpassen können. Denn an den zurückliegenden Einheiten fanden die Fachkräfte gut, dass sie die U3-Themen selbstständig weiterdenken und abwandeln konnten, um sie auch für den Kindergarten anwenden zu können. Wir waren davon überzeugt, dass es von U3 auf ältere Kinder einfacher ist als umgekehrt. 

Barbara Jaud:
Für Pfarreien und Kindergärten gibt es deutlich mehr Angebote für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Oft kommt auch das pastorale Team zur Unterstützung vorbei. Oder die Gruppen gehen gemeinsam in die Kirche, das ist mit Krippenkindern manchmal noch zu schwierig.
 
Worum geht es in den neuen „Schatzzeit“-Einheiten ab Ende September?

Barbara Jaud:
Die Kleinen sollen Gottesbilder kennen lernen und für sich selbst entwickeln. Wir wissen aus der Forschung, dass sich solche Bilder im Laufe des Lebens ständig weiter entwickeln, sich wandeln und verändern. Auf diesem Weg wollen wir die Kinder begleiten. Die Kleinkinder brauchen Sicherheit und Geborgenheit. Religiöse Erfahrungen sind Bindungserfahrungen. In der Krippe geht es darum, dass sich die Kinder gut angenommen, sicher und geborgen fühlen und diese Grundbedürfnisse erfüllt werden, um ein positives Gottesbild aufbauen zu können. 

Wie vermitteln Sie diese Gottesbilder in den neuen Einheiten? 


Barbara Jaud:
Wir tun dies eher subtil, über Bilder und Symbole. Wir versuchen, die Kinder über Gefühle und Stimmungen abzuholen. Viel spielt sich auf der emotionalen Ebene ab. Die Kinder werden uns nach der Einheit nicht sagen: „Gott ist für uns wie eine Burg“. Aber sie sollen es spüren und erfahren und mit positiven Erlebnissen verknüpfen. Wenn sie sich dann später daran erinnern, auch unbewusst, haben wir einiges erreicht.
 
Schatzzeit Andacht Bitten mit Streichholz
Wie setzen Sie den bildhaften, gefühlsbetonten Zugang in den Einheiten um?

Monika Mehringer:
Zum Teil haben wir Bilder aus biblischen Texten genommen. Die Burg kommt in einem Psalm vor, sie lässt sich gut mit Aktionen, Bildern und Erfahrungen verknüpfen. Wir haben auch Bilder gefunden, die den Kindern noch näher sind: Das Kuscheltier, die Kuscheldecke, das Nest, die Hand, das Lied. Wir wollen damit zum Beispiel sagen: „Gott ist wie dein Kuscheltier“ – eben das, was den Kindern wichtig und nah ist. Der Fachbegriff dafür ist das Übergangsobjekt. Kinder brauchen es, wenn sie von den Eltern eine Zeit lang getrennt sind, sich aber daran erinnern wollen, dass die Eltern trotzdem da sind.    

Barbara Jaud:
Die Botschaft ist, dass es noch jemanden gibt, der mit dir ist: Gott! Dafür nehmen wir Gegenstände und Symbole, die den Kindern nah sind wie das Kuscheltier. Zu diesen haben die Kinder einen besonderen emotionalen Zugang.
 
Welche zusätzlichen Elementen werden die Einheiten enthalten?

Barbara Jaud:
Im besten Fall steht am Ende ein kleines Gebetsbuch für jedes Kind, in dem jede Einheit eine eigene Seite belegt. Beim Kuscheltier beispielsweise, der ersten Einheit, soll ein Foto mit dem Kuscheltier rein, mit oder ohne Kind. Am Ende könnte jedes Kind ein kleines Leporello in der Hand halten. Wobei das keine Verpflichtung ist für die Einrichtungen, weil wir wissen, wie stark die Fachkräfte zeitlich eingebunden sind. Es wäre aber ein schönes Extra.  
 
Monika Mehringer: Die neuen Einheiten sind noch stärker als bisher auf die Anforderungen der Unter-Dreijährigen ausgerichtet. Wir setzen neue Rituale am Anfang und am Ende ein, alle auf die Kleinkinder abgestimmt, was bedeutet, dass die Einheiten kürzer sind. Dazu kommen Wiederholungen und feste Rituale, die in diesem Alter besonders wichtig sind – kurz, erfahrbar und an der Welt der Kinder orientiert. Insgesamt sind es sieben Einheiten, die von vier unterschiedlichen Autorinnen gestaltet werden.   

Und die Fotos?


Barbara Jaud:
Die sind für die Gruppenleitungen wichtig, nicht jedoch für die Kinder. Sie werden diesmal inhaltlich noch stärker auf die Inhalte der Einheiten abgestimmt sein. Sie sollen die Erzieher:innen dazu inspirieren, sich vorzustellen, wie sich die Einheit umsetzen lässt. Viele Fotos werden im Krippenumfeld entstehen. 

Die erste Einheit wird am 29.9. veröffentlicht, „Das Kuscheltier“. Insgesamt sind sieben Einheiten geplant.  
 
Schatzzeit im Gespräch, mit Handpuppen
Text: Christian Horwedel, Freier Redakteur, August 2023

Kinderpastoral
Preysingstr. 93
81667 München
Telefon: 089 / 48092-2217
Kinderpastoral(at)eomuc.de
http://www.kinderpastoral.de

Fachreferentin:   
Stefanie Penker, Gemeindereferentin
Tel.: 089 / 48092-2215
SPenker@eomuc.de
Fachstelle Religionspädagogik im Elementarbereich
Kapellenstr. 4
80333 München
Telefon: 089 2137-1660
Fax: 089 2137-1352
kita-religion(at)eomuc.de
http://www.erzbistum-muenchen.de/kita-religionspaedagogik

Ansprechpartnerinnen:
Barbara Jaud, Sachreferentin
Tel. 089 2137-1640
BJaud@eomuc.de

Anna Rieß-Gschlößl, Sachreferentin
Tel. 089 2137-2545
ARiess-Gschloessl@eomuc.de