Diözesanmuseum Freising: Rosenkranztafel restauriert

Gemälde zeigt Konflikte der Reformationszeit und zählt zu herausragenden Kunstwerken aus Bayern
Die frisch restaurierte Rosenkranztafel
Rosenkranztafel, © Diözesanmuseum/Schalasky
Freising, 26. Juli 2018. Die Rosenkranztafel des bayerischen Herzogs Wilhelm IV., die zu den wichtigsten Kunstschätzen des Diözesanmuseums Freising gehört, wurde über einen Zeitraum von einem Jahr umfassend konserviert und restauriert. Sie erstrahlt nun wieder annähernd so wie im Jahr 1536, als sie der Hofmaler Hans Ostendorfer für den Herzog und seine Frau Jacobäa von Baden schuf. Die Restaurierung für rund 25.000 Euro finanzierte die Ernst von Siemens Kunststiftung.
 
Das Gemälde, das zu den zentralen Denkmälern der bayerischen Landes- und Kirchengeschichte gehört, ist durch die Restaurierung und eine neue Rahmung wieder transportfähig. Von September 2019 an wird es als eines von 100 herausragenden Werken Teil der Landesausstellung „Hundert Schätze aus tausend Jahren“ im neuen Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg sein.
 
Die Rosenkranztafel zeigt in einem Kranz aus Rosen und Perlen die zehn Gebote in szenischer Abfolge sowie die Gemeinschaft der Heiligen um die Göttliche Dreifaltigkeit, die Gottesmutter Maria und Engel versammelt. Der Maler hat Herzog Wilhelm IV. und seine Familie, in fürbittender Haltung auf das Vesperbild ausgerichtet, an den unteren Rand gemalt. In den oberen Ecken finden sich die Wappen von Bayern und Baden und die Jahreszahl „1536“. Das Gemälde ist ein Beleg der katholischen Kirchenpolitik des Herzogs und ein wichtiges Zeugnis für die Glaubenskonflikte in der Reformationszeit.
 
Ziel der Konservierung und Restaurierung durch Wibke Neugebauer aus München war es, das ursprüngliche Erscheinungsbild der Rosenkranztafel wiederherzustellen. Dieses war durch Retuschen, spätere Überarbeitungen, und durch vergilbte Firnisschichten entstellt worden. Nun kommen vor allem die Blau- und Rottöne, die kaum mehr vorhanden waren, wieder in ihrer ganzen Kraft zur Geltung. Bei der Restaurierung wurde auch festgestellt, dass der Maler besonders bei den Vergoldungen großen Aufwand betrieben hat. Ganz bewusst hat er unterschiedliche Glanzgrade gewählt, von matt bis stark glänzend, um eine abwechslungsreiche Oberfläche zu schaffen. In der Kunst des Mittelalters und der frühen Neuzeit lässt sich eine vergleichbare Arbeitsweise sehr selten nachweisen.
 
Während das Museumsgebäude in Freising für einen umfassenden Umbau geschlossen bleibt, bietet das Diözesanmuseum nicht nur Ausstellungen an Orten wie dem Kloster Beuerberg oder dem Bayerischen Nationalmuseum an, sondern bereitet auch die umfangreichen Bestände für die zukünftige Neupräsentation vor. Dazu zählt die Restaurierung der Rosenkranztafel, aber auch die Erarbeitung eines umfangreichen Bestandskatalogs der mittelalterlichen Kunstschätze, die ebenfalls von der Ernst von Siemens Kunststiftung mitgetragen wird. (gob)
 
 
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© Diözesanmuseum Freising, Christoph Schalasky