„Ein fröhliches Bekenntnis, nicht ein Fest der ängstlichen Selbstbehauptung“

Kardinal Marx feiert Gottesdienst zum Fronleichnamsfest / Mehr als 10.000 Menschen bei Prozession
Fronleichnam 2018
Kardinal Marx trägt die Monstranz mit dem Leib Christi durch die Straßen Münchens. (Foto: Kiderle)
München, 31. Mai 2018. Ein „fröhliches Bekenntnis“ und „nicht ein Fest der ängstlichen Selbstbehauptung“ ist Fronleichnam nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx. Es sei „immer wieder beeindruckend“, wie bei der Prozession „Texte aus dem Evangelium in die Stadt hineingerufen werden“, sagte der Erzbischof von München und Freising, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, in seiner Predigt zum Fronleichnamsfest am Donnerstag, 31. Mai, auf dem Münchner Marienplatz. Es gehe schließlich um „das Heil für alle Menschen – die Kirche will die Menschen zusammenführen“, betonte der Kardinal.
 
An Fronleichnam werde deutlich, dass Christen ihren Weg nicht nur für sich selbst suchten, sondern „zeigen, was wir tun wollen für die ganze Stadt, für alle“, so Marx. Die christliche Botschaft werde nicht gelebt, „indem wir nur Traditionen aufrechterhalten, sondern wenn wir mit Jesus reden, auf ihn hören“. Dadurch würden sich die „wahren Prioritäten“ ergeben. Angesichts aktueller Herausforderungen und gegenwärtiger Umbrüche rief der Erzbischof dazu auf, sich „nicht durch Meinungsumfragen, Einschaltquoten, Stimmungen bestimmen zu lassen“, sondern zu versuchen, das Leben selbst zu gestalten und „die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums zu begreifen“.
 
Auch für den Glauben bestünden derzeit viele Herausforderungen, so Marx. Zum einen werde weltweit „das Zeugnis zurückgedrängt durch Säkularisierung und Verfolgung“. Der Säkularisierung müssten Christen begegnen, indem sie „überzeugend in die Gesellschaft einbringen, was wir zu sagen haben“. Der Glaube sei „nicht privat“, sondern berühre viele öffentliche Bereiche, von der Kultur über die Wirtschaft bis zur Politik. Zum anderen bestehe eine „Tendenz zur Vereinfachung der Welt, zum Schwarz-Weiß-Denken, zum Fundamentalismus in allen Religionen“. Dagegen gelte es die Vernunft zu setzen: „Die von Gott geschenkte Vernunft verbunden mit dem Glauben ist wahre Aufklärung“. Schließlich bestehe die Gefahr, dass der Glauben missbraucht werde für eigene, politische Interessen. Dagegen gelte es Zeugnis abzulegen, „dass Jesu Worte die Richtschnur sind für das Handeln und Denken“.
 
Insgesamt mehr als 10.000 Menschen kamen zum Gottesdienst auf dem Münchner Marienplatz und zur anschließenden Fronleichnamsprozession, die über die Residenzstraße und die Brienner Straße bis zum Königsplatz führte. Die Fronleichnamsfeier stand in diesem Jahr unter dem Leitwort „Mit Christus durch die Zeit“. Angeführt wurde die Prozession auf dem etwa zwei Kilometer langen Weg von einem von Jugendlichen getragenen Kreuz, begleitet unter anderem von Ordensangehörigen, Studenten, Mitarbeitern in pflegenden und pastoralen Berufen, Priestern, Diakonen und Ministranten, Vertretern von Staat und Stadt, Ordensrittern, Vertretern der katholischen Räte, von Verbänden und Trachtengruppen. Gottesdienst und Prozession wurden vom Domchor München, der Jungen Domkantorei und den Münchner Dombläsern mit Gesängen zu Fronleichnam musikalisch gestaltet.
 
Fronleichnam wurde 1264 von Papst Urban IV. zum offiziellen kirchlichen Fest erklärt. Der Begriff „Fronleichnam“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen: „fron“ bedeutet „Herr“ und „lichnam“ meint den lebendigen Leib. An Fronleichnam, dem „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, zeigen Katholiken öffentlich ihren Glauben an die Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie. Sie tragen dabei das Allerheiligste, Christus in Gestalt einer konsekrierten Hostie, in einem kunstvoll verzierten Schaugefäß, einer Monstranz, durch die Straßen und beten an mehreren Altären um Gottes Segen. (ck)

(Fotos unten: Kiderle)