Kardinal Marx für mehr Engagement in Familienseelsorge

„Die Kirche darf niemals aufhören, barmherzig alle zu empfangen, die verwundet sind"
München, 2. Oktober 2016. Beim traditionellen Ehepaarfest auf dem Freisinger Domberg hat Kardinal Reinhard Marx betont, die Kirche müsse sich den Familien und Eheleuten „in besonderen Bedrängnissen" zuwenden. Viele Paare gingen durch Konflikte und Krisen, manche gingen auch auseinander, so der Erzbischof von München und Freising in seiner Predigt am Sonntag, 2. Oktober: „Die Kirche darf niemals aufhören, barmherzig alle zu empfangen, die verwundet sind, auch in Ehe und Familie." Die Schmerzen bei einer Trennung, bei Zerwürfnissen zwischen Eltern und Kindern oder zwischen Eheleuten seien „immer doppelt und dreifach so schwer wie außerhalb der Familie". Diese „unglaublich starken Schmerzen", dieses „große Leiden" müssen die Kirche mit in ihre Seelsorge hineinnehmen, sagte der Erzbischof. „Ich möchte die Seelsorger und Seelsorgerinnen ermutigen, den Blick auf die Familien zu legen, nicht nur bei der Hochzeit und Ehevorbereitung, sondern auch in der Begleitung des Lebens, der jungen Familien mit Kindern, die oft sehr in einer beruflichen Spannung stehen." Es gehe darum, dass „in den Pfarreien die Familienseelsorge aktiv und stark betrieben wird, dass wir im Blick auch die Familien haben, die gescheitert sind, die auseinandergegangen sind, die Alleinerziehenden, auch die Flüchtlinge, Familien mit Kindern, Frauen mit Kindern, die aus Not aus fremden Ländern zu uns gekommen sind."

Kardinal Marx dankte allen Helfern in der Flüchtlingsarbeit für ihr Engagement dafür, „dass diese Menschen eine Hoffnung haben, dass sie Menschen begegnen, die ihnen freundlich besonnen sind, in den Pfarreien, in den Kindergärten". Kirche müsse ein Zeichen dafür sein, „dass Menschen in Not nicht zurückgestoßen werden, dass sie angenommen sind". Gleichzeitig betonte der Erzbischof: „Wir müssen mehr tun!" Es gehe auch darum, dass Menschen in ihrer Heimat bleiben könnten. „Was tun wir, damit in den großen Lagern Schulen aufgebaut werden, Universitäten, Kirchen, Moscheen, damit die Menschen dort ihr Leben gestalten können und sich nicht auf eine gefährliche Flucht, in die Hände von Schleppern begeben müssen?" Hier seien die politisch Verantwortlichen gefragt, so Kardinal Marx. „Da müssen wir helfen, damit Menschen dort bleiben können, wo sie ihre Heimat haben, wo sie ihre Zukunft aufbauen können."

Rund 650 Paare waren zum Ehepaarfest nach Freising gekommen, um für die gemeinsamen Ehejahre zu danken. 280 von ihnen feiern in diesem Jahr Goldene Hochzeit, sind also seit 50 Jahren verheiratet, 46 Paare feiern Diamantene Hochzeit und damit 60 Ehejahre. Ein Paar ist bereits seit 73 Jahren verheiratet. Nach dem feierlichen Gottesdienst empfingen die Eheleute den Paarsegen durch Kardinal Marx, Weihbischof Bernhard Haßlberger, Bischofsvikar Rupert Graf zu Stolberg und weitere Geistliche. An Nachmittag gab es ein Kultur- und Begegnungsprogramm mit Führungen, Musik und Mitmachangeboten. (gob)