„Kirche ist Hoffnungsort für alle und keine Echokammer“

Kardinal Reinhard Marx feiert zu Mariä Himmelfahrt Festgottesdienst mit Altarweihe
in wiedereröffneter Münchner Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf
Altarweihe Maria Ramersdorf
Kardinal Marx bei der Weihe des von Susanne Wagner gestalteten Altares. (Foto: EOM/Kiderle)
München, 15. August 2018. Kirche ist laut Kardinal Reinhard Marx „eine Kraftquelle und ein Hoffnungsort für alle, keine Echokammer“. Die Aufgabe der Christen sei es, „die Hoffnung, die in Jesus für alle Menschen aufbricht, zu bezeugen“, so der Erzbischof von München und Freising an Mariä Himmelfahrt, Mittwoch, 15.  August, bei der Wiedereröffnung der Münchner Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf. Auch diese Kirche sei „keine Blase, in die sich die Menschen zurückziehen“, sondern ein Ort für alle. „Keiner ist ausgeschlossen“, betonte der Kardinal: „Wir sind da – nicht nur für uns, sondern für alle, für die ganze Welt!“
 
Gerade das Fest Mariä Himmelfahrt führt laut Kardinal Marx die christliche Hoffnung vor Augen, auch wenn ein Leben nach dem Tod, auf das diese Hoffnung ziele, für viele, auch für viele Gläubige, schwer vorstellebar sei. „Wir müssen lernen, neue Bilder zu entfalten, tiefer zu denken“, ermahnte Marx. Die Kirche dürfe „nicht stehen bleiben bei den Bildern, die die Menschen nicht verstehen“. Es gelte deutlich zu machen, was mit der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod zum Ausdruck komme: Es gehe um „die Würde des Menschen, die nicht zerstörbar ist“, um den Glauben, dass „wir mit den Verstorbenen verbunden bleiben“, und um eine „Verbindung zwischen Gott und den Menschen, die auch der Tod nicht zerstören kann“.
 
Diese Verbindung zwischen Gott und Welt, erklärte Marx, umfasse „das ganze Leben, Leib und Seele“. Im Glauben an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel werde deutlich, dass der christliche Glaube nicht zwischen Leib und Seele unterscheide, vielmehr sei der Leib Ausdruck der Seele und „das ganze Leben in eine Perspektive der Hoffnung und der Zuversicht hineingehoben“. Der Erzbischof warnte in diesem Zusammenhang vor der Tendenz, „den Leib, wenn er seine Funktion erfüllt hat, möglichst kostengünstig zu entsorgen“.
 
Der Innenraum von Maria Ramersdorf wurde von 2012 an umfassend restauriert, bei der Wiedereröffnung an Mariä Himmelfahrt weihte Kardinal Marx auch den neuen Altar der Kirche, den die Münchner Künstlerin Susanne Wagner entwarf und umsetzte. Die älteste Wallfahrtskirche Münchens verwahrt eine Kreuzreliquie und beherbergt den vom Bildhauer Erasmus Grasser und dem Maler Jan Polack 1483 geschaffenen Heilig Kreuz-Altar als bedeutendstes Kunstwerk.
 
Das Hochfest Mariä Himmelfahrt gilt als wichtigstes unter den Marienfesten und wird von Katholiken mit feierlichen Gottesdiensten und den traditionellen Kräutersegnungen begangen. Mehr als 100 Kirchen im Erzbistum München und Freising feiern an diesem Tag auch ihr Patrozinium. Der an Mariä Himmelfahrt gepflegte Brauch der Kräuterweihe geht auf eine Erzählung des Johannes von Damaskus zurück, der als Mönch um 700 im Kloster Mar Saba bei Jerusalem lebte. Laut dieser Erzählung erfüllte „wundersamer Kräuterduft“ das Grab Marias. Auch aus dem 14. Jahrhundert ist eine Legende überliefert, wonach die Grabtücher, in die der Leichnam Marias gewickelt wurde, „gleich Balsam und der Blume der Lilien“ dufteten. Vor diesem Hintergrund werden in Bayern zu Mariä Himmelfahrt Kräuter zu Sträußen gebunden und im Gottesdienst gesegnet. Bei der Kräutersegnung wird über die Fürsprache Marias Gottes Heil erbeten. Darin drückt sich nicht nur die Achtung vor der Schöpfung aus, sondern die Heilkraft der Kräuter symbolisiert auch die liebende Zuwendung Gottes zu den Menschen. (ck)