Marx: „Sehen mit großem Schrecken die Tiefe des Hasses“

Kardinal Marx nimmt in Begrüßung zum Palmsonntag Situation im Heiligen Land in den Blick
München, 13. April 2025 Kardinal Marx hat Christen, Juden und Muslime im Heiligen Land dazu aufgerufen, sich für den Frieden einzusetzen. „Wo ist die Stimme der Religionen?“, fragte der Erzbischof von München und Freising in seiner Begrüßung zum Gottesdienst anlässlich des Palmsonntags auf dem Domvorplatz. „Es muss ein anderer Ton gefunden werden, damit es Hoffnung gibt auf ein friedliches Zusammenleben im Heiligen Land.“
 
Kardinal Marx erinnerte an den großen Schmerz, an die „unendliche Verwüstung und das tiefe Leid“ im Nahen Osten: „Wir bitten, dass die israelischen Geiseln befreit werden. Und wir bitten auch, dass die Zivilbevölkerung nicht so leiden muss. Wir denken an das Westjordanland, wir denken an die Grenzgebiete zum Libanon.“ Der Erzbischof hofft, dass unter den Anhängern der verschiedenen Religionen im Heiligen Land „trotz all der Schrecklichkeiten, die sie einander angetan haben und weiter antun“, Menschen sich überwinden, um „die Brücken zu bauen, die notwendig sind.“ Die Stimme der Religionen sei unerlässlich, damit es „ein friedliches Zusammenleben geben kann, zwischen Israelis und Palästinensern, zwischen Christen, Juden und Muslimen.“ Er rief Christinnen und Christen daher dazu auf, in der Karwoche auf „die Heimat Jesu zu schauen, wo er aufgewachsen ist und die Kultur eingeatmet hat“ und dabei „die Hoffnung nicht aufzugeben, dass Frieden möglich ist. Gerade im Heiligen Land.“
 
In seiner Predigt zum Palmsonntag sprach der Erzbischof von München und Freising über die letzten Tage Jesu und die Ereignisse, die zu seiner Kreuzigung führten. Zwar sei der Tod Jesu vorherbestimmt gewesen, doch „es war kein Computerprogramm, das einfach ablief, sondern eine Reihe menschlicher Entscheidungen". Jesus habe sich, so der Erzbischof, nicht gegen das Judentum gewandt, „er ist als gläubiger Jude gestorben, genau wie Maria und auch Petrus.“ Vielmehr habe er mit seinen letzten Predigten und Handlungen die Idee „eines freien Menschen, der sich in die Arme Gottes wirft“, gezeichnet, wie sie sich im Bund Gottes mit Abraham und der Befreiungsgeschichte des Exodus ausdrücke. Dies sei „in einem Konflikt mit denjenigen gestanden, die das Reich Gottes für sich beanspruchen und denken, dass sie es verwalten“, die als römische Besatzung und als etablierte religiöse Anführer sich als über der Bevölkerung stehend gesehen hätten. „Diese Botschaft geht auch uns an“, mahnte Kardinal Marx in seiner Predigt. „Die Karwoche ist immer eine Einladung, das eigene Leben zu überprüfen. Hier schlägt das Herz unseres Glaubens.“ (fho)