Per Mobilgerät auf den Spuren von Geistlichen im KZ Dachau

Erzdiözese München und Freising veröffentlicht Gedenk-App, um Erinnerung an NS-Opfer zu bewahren
München/Dachau, 30. Oktober 2020. Die Katholische Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau hat eine Smartphone-App entwickelt, mit deren Hilfe man die Lebensdaten von 2.720 Geistlichen verschiedener Konfessionen und Religionen abrufen kann, die im Konzentrationslager Dachau von 1940 bis 1945 inhaftiert waren. In keinem anderen Lager wurden Geistliche in so großer Zahl gefangen gehalten. Finanziert wurde die App von der Erzdiözese München und Freising, die damit die Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Gewalt bewahren will. Neben der Einsicht in die Biographien der Geistlichen führt die App Besucherinnen und Besucher vor Ort oder virtuell auf zwei Rundgängen über das Gelände der KZ-Gedenkstätte. Die Gedenk-App mit dem Titel „Geistliche im KZ Dachau“ ist kostenlos über den App Store oder den Google Play Store erhältlich.

„Die Gedenk-App hilft, dass das Schicksal dieser Geistlichen nicht in Vergessenheit gerät“, sagt der Bischöfliche Beauftragte für KZ-Gedenkstättenarbeit in der Erzdiözese und Leiter der Katholischen Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte, Ludwig Schmidinger. In einem Kooperationsvertrag der Erzdiözese mit der KZ-Gedenkstätte Dachau / Stiftung Bayerische Gedenkstätten wurden alle zur Verfügung stehenden Daten zusammengetragen. Die über die App einsehbaren biographischen Angaben seien bereits auch an anderen Stellen veröffentlicht worden. „Der Mehrwert der App liegt darin, dass diese Daten von Geistlichen zum ersten Mal gebündelt dargestellt werden und gezielt abgefragt werden können“, so Schmidinger, Initiator des neuen digitalen Angebots.

In die Datenbank aufgenommen wurden unter anderem Pfarrer, Kapläne, Vikare und Ordensmänner, darunter zum Beispiel der Selige Karl Leisner oder der im September 2019 selig gesprochene Pater Richard Henkes SAC. Per Suchfunktion können Namen, Geburts- und Sterbedaten, Geburts- und Sterbeoret, Wohnorte, Nationalitäten, Konfessionen sowie Diözesan- oder Ordenszugehörigkeiten recherchieren werden. Wer die App öffnet, bekommt auf einem Gedenkkalender als ersten Hinweis angezeigt, wenn sich der Todestag eines Häftlings am betreffenden Tag jährt. Darüber hinaus kann man auf den beiden Rundgängen „Geistliche im KZ“ und „Namen statt Nummern“ in jeweils sieben Stationen durch das Gelände der KZ-Gedenkstätte gehen. An den Haltepunkten erfahren die Besucherinnen und Besucher Details der Lebens- und Haftgeschichte von Insassen, ergänzt um biblische Texte und einen geistlichen Impuls. Diese Informationen sind nicht an den Besuch der Gedenkstätte gebunden, sondern können unabhängig davon nachgelesen oder als Meditationsvorlage verwendet werden. (ls)


Hinweis:
Die Gedenk-App mit dem Titel „Geistliche im KZ Dachau“ ist kostenlos über App Store oder Google Play Store erhältlich. Neben Einzelpersonen können auch beispielsweise Pädagogen sie im Religionsunterricht einsetzen. Sie ist in den Sprachen Deutsch, Englisch und Polnisch verfügbar. Wer sich über die Nutzungsmöglichkeiten der App informieren möchte, findet dazu auf der Seite www.erzbistum-muenchen.de/spiritualitaet/gedenk-app weitere Hinweise. Dort ist auch ein Interview mit Ludwig Schmidinger nachzulesen