Missionsland Bayern Als Wandermönche und Bischöfe das Evangelium verbreiteten

 
In den frühen christlichen Jahrhunderten kamen zahlreiche Wandermönche und Bischöfe nach Bayern, um dort den Glauben an Jesus Christus zu verkünden. Sie stammten aus England, Irland oder Frankreich. Ein gemeinsames Ziel hatten sie: das Evangelium dort zu verbreiten, wo es noch unbekannt war. Der Begriff des „Missionars“ leitet sich vom lateinischen „Missio“ her: Sendung. Missionare sind gesandt, um den Glauben an Jesus weiterzutragen. Für viele der frühen Missionare verlief das nicht ohne Konflikte. Einige der bayerischen Missionare machten sich bei den Machthabern unbeliebt und mussten ihren Einsatz mit dem Tod bezahlen.
Kilian, Kolonat und Totnan im Würzburger Neumuenster
 

Grab des Heiligen Willibald im Eichstätter Dom
Grab des Heiligen Willibald im Dom zu Eichstätt

Willibald von Eichstätt

Willibald wurde um das Jahr 700 geboren und stammte aus England. Nach einer ausführlichen Pilgerreise nach Rom, Jerusalem und Konstantinopel wurde er Mönch im italienischen Benediktinerkloster Montecassino. 739 sandte ihn der Papst nach Germanien, um dort das Evangelium zu verkünden. In Eichstätt ließ sich Willibald nieder, wurde dort Abt und Bischof und starb in hohem Alter.

Bonifatius in einem Gemälde von Cornelius Bloemaert
Bonifatius in einem Gemälde von Cornelius Bloemaert

Bonifatius

Bonifatius wurde Ende des siebten Jahrhunderts in England geboren. Nach seiner Priesterweihe unternahm er zahlreiche Missionsreisen auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands – unter anderem bei den Friesen. Aber auch in Bayern hinterließ der Missionar bis heute sichtbare Spuren. Im Auftrag des Papstes war Bonifatius für die Missionierung zuständig und kümmerte sich um eine kirchliche Strukturierung. 739 reorganisierte er offiziell die Bistümer Freising, Salzburg, Regensburg und Passau. Damit kann Bonifaz als offizieller Gründer des Bistums Freising gelten.

Erhardi-Schrein im Niedermünster von Regensburg
Erhardi-Schrein im Niedermünster von Regensburg

Erhard

Erhard wurde um das Jahr 700 geboren und stammte aus Frankreich. Als Wanderbischof zog er durch das Elsass und kam nach Regensburg an den Herrscherhof. Dort verkündete der Missionar weiter das Evangelium, bis er 739 in der Donaustadt starb.

Skulptur vom Heiligen Wolfgang
Skulptur vom Heiligen Wolfgang

Wolfgang

Wolfgang wurde um 924 nach Christus in Schwaben geboren. Nach seiner Ausbildung auf der Klosterinsel Reichenau wurde er Leiter der Domschule in Trier. Auf dem Weg zu einer Missionsreise nach Ungarn lernte Wolfgang den Passauer Bischof Pilgrim lernen; dieser machte ihn zum Bischof in Regensburg. Dort bemühte sich Wolfgang um viele Reformen: Er trennte etwa die Personalunion zwischen dem Bischofsamt und dem Abt des Regensburger Klosters St. Emmeram. Zudem gründete er eine Domschule und richtete an ihr einen Chor ein – der Vorfahre der heutigen „Regensburger Domspatzen“. 994 starb Wolfgang in Pupping in Oberösterreich.

Heiliger Valentin in der Pfarrkirche St. Valentin in Reutern
Heiliger Valentin in der Pfarrkirche St. Valentin in Reutern

Valentin

Der heilige Valentin war ab etwa 435 nach Christus der erste Bischof von Passau. Eingesetzt war der Missionar über die ganze Provinz Rätien – ein Gebiet, das von Regensburg bis ins heutige Südtirol reichte, von Passau bis in die Schweiz. In seinem Bistum verkündete Valentin das Evangelium, bis er aus seinem Bistum vertrieben wurde und fortan als Wandermissionar unterwegs war. 475 starb er als Einsiedler.

Heiliger Korbinian in einem Bildnis von Franz Joseph Lederer
Heiliger Korbinian in einem Bildnis von Franz Joseph Lederer

Korbinian

Der heilige Korbinian wurde um das Jahr 680 in Arpajon im heutigen Bistum Évry in Frankreich geboren. Eigentlich wollte er als Einsiedler leben, wurde dann aber auf Wunsch des Papstes Missionar erst in Gallien, dann in Bayern. Auf einer seiner Pilgerfahrten soll der Legende nach ein Bär das Pferd des Missionars gerissen haben – daraufhin befahl Korbinian dem Bären, sein Gepäck zu tragen. In Bayern ließ sich Korbinian in Freising nieder und baute die Stadt zu einem geistlichen Zentrum aus. Korbinian gilt daher als geistiger Vater und Patron des Bistums Freising, das vor 200 Jahren schließlich zum Erzbistum München und Freising wurde. Korbinian starb zwischen 724 und 730. Auf eigenen Wunsch wurde er in Kains beigesetzt. Der spätere Freisinger Bischof Arbeo ließ den Leichnam 765 nach Freising überführen.

Stuck des Heiligen Emmeran in der Kirche St. Emmeran in Kleinhelferndorf
Wandstuck des Heiligen Emmeran in der Kirche St. Emmeran in Kleinhelferndorf

Emmeran

Der Missionar Emmeram kam als Wandermönch nach Regensburg, wo er am Herzoghof aufgenommen wurde und sich um die Verbreitung des Evangeliums bemühte. Als sich ihm die Tochter des Herzogs – Uta – offenbarte, sie erwarte ein uneheliches Kind, gab ihr Emmeram einen folgenschweren Rat: Gegenüber ihrem Vater, dem Herzog, sollte sie behaupten, das Kind stamme von Emmeram. Uta tat wie geheißen – und die Herzogsfamilie verfolgte den Missionar und richtete ihn der Legende nach grausam in Kleinhelfendorf in der Nähe von Aying hin.

Kilian, Kolonat und Totnan im Würzburger Neumuenster
Kilian, Kolonat und Totnan im Würzburger Neumünster

Kilian, Kolonat und Totnan

Die drei Wandermönche Kilian, Kolonat und Totnan kamen Ende des siebten Jahrhunderts aus Irland, um den christlichen Glauben im heutigen Franken zu verkünden. Die Missionare gerieten allerdings in einen Streit mit Herzog Gozbert, der sie daraufhin töten ließ. Alle drei gelten als Apostel der Franken und werden in Würzburg als Bistumspatrone verehrt.

Text: "Münchner Kirchenzeitung", Oktober 2021