Weihnachtsschmuck im Dom: „Die Liturgie unterstützen“ Hinter den Kulissen der Frauenkirche zur Adventszeit

Seit 20 Jahren arbeitet Michael Hüttinger als Mesner im Dom und ist verantwortlich für das Schmücken des Doms in der Adventszeit. Gilt da: „Alle Jahre wieder“? Nicht ganz.
 
Adventskranz in der Münchner Frauenkirche
Der Adventskranz in der Münchner Frauenkirche
Dieser Advents- und Weihnachtsschmuck unterscheidet sich nicht von dem in vielen guten Stuben: Ein Adventskranz, ein Weihnachtsbaum und eine Krippe. Nur lässt sich höchstwahrscheinlich in keinem Wohnzimmer ein Kranz finden, der 150 Kilogramm wiegt – eine Kerze allein 10 Kilogramm– und in dem 30 Meter Band verarbeitet sind.

Wenn der Münchner Liebfrauendom sein weihnachtliches Festgewand anlegt, ist natürlich alles eine Nummer größer. Aber eben nicht pompöser. Der vergleichsweise bescheidene Schmuck aus Kranz, Baum und Krippe legt es nicht darauf an, die riesige spätgotische Hallenkirche mit weihnachtlichem Zuckerguss barockisieren zu wollen.

Hinter der Vorbereitung und dem Aufbau des Schmucks stehen Dommesner Michael Hüttinger und sein Team. Hüttinger, der seit genau 20 Jahren seinen Dienst im Dom versieht, kennt das Procedere bereits seit vielen Jahren und setzt auch auf auswärtige Hilfe: „Der Adventskranz wird von einer Firma angeliefert und auch montiert, denn diese Größe können wir nicht bewältigen.“
Dommesner Michael Hüttinger packt die Kerzen für den Adventskranz in der Münchner Frauenkirche aus
Dommessner Michael Hüttinger packt die Adventskranzkerzen aus
Die Weihnachtsbäume stammen von einem Lieferanten aus der Nähe von Großhelfendorf, der sie jeweils am 20. Dezember anliefert. Zwei rund 4,50 Meter hohe Bäume stehen direkt am Altarraum, weiter vorne stehen zwei rund 2,00 Meter hohe Bäume. Weitere Bäume stehen bei der Krippe, in der Sakramentskapelle, in der Krypta und am Eingang – und das war‘s. „Wir wollen ja keinen Wald aufstellen“, meint Hüttinger. „Unser Schmuck soll die Liturgie unterstützen, nicht überwältigen.“

Stichpunktliste im Computer

Er und sein Mesnerkollege Gerhard Bruckner sind mit zwei Helfern rund zwei Tage beschäftigt, die Sterne und die Lichter an den Christbäumen zu befestigen. „Zum Patrozinium kommt zur Mutter Gottes noch ein Gesteck“, berichtet Michael Hüttinger, „und am Heiligen Abend stellen wir die Figur des Christkindes an die Altarstufen.“

Kollege Bruckner führt eine Stichpunktliste im Computer, die über die Jahre ergänzt wurde und anhand derer sich die Mesner versichern, dass sie nichts vergessen haben. „Das Meiste haben wir aber im Kopf, denn es wiederholt sich ja auch alles, alle Jahre wieder “, so Hüttinger.
Der Adventskranz in der Münchner Frauenkirche wird zusammengesetzt
Gewaltige Ausmaße: Der Adventskranz wird vorbereitet
Allerdings gab es im Laufe der Zeit auch leichte Veränderungen. Früher waren einige Säulen laut Hüttinger mit einer Dekoration geschmückt, die „sich nicht bewährt hat“ und dann durch die kleinen Christbäume ersetzt wurde. Diese waren zuerst unbeleuchtet, bis der Domzeremoniar sich eine Beleuchtung gewünscht habe. Insgesamt aber gibt es keine generellen Vorgaben für die Art und Weise, den Dom zu schmücken, „da haben wir freie Hand“, meint der Mesner.

Nach und nach füllt sich in den Wochen vor dem Heiligen Abend die Weihnachtskrippe, die seit vergangenem Jahr in einer Seitenkapelle im südlichen Schiff aufgebaut wird. Ende November baut der Mesner die erste Szene der Verkündigung auf. Ab Heiligabend kommt dann die Heilige Familie mit dem Weihnachtsgeschehen hinzu. Am 5. Januar wird dann erneut für die Heiligen Drei Könige umgebaut. Die letzte Szene lässt Hüttinger dann in der Woche nach der Taufe des Herrn erstehen, wenn die Figuren die Flucht nach Ägypten darstellen.

Krippenfiguren im Tresor

Wo aber befinden sich die Krippenfiguren im Rest des Jahres? „In einem Tresor“, verrät der Mesner. Die anderen Gegenstände wie zum Beispiel Lichterketten, Weihnachtsbaumständer und Strohsterne sind über mehrere Orte verteilt: Im zweiten Stock im Anbau des Doms über dem Depot für die liturgischen Gegenstände, in einem Lagerraum neben der Krypta und auch in einem Lager außerhalb des Doms. „Die Strohsterne versuchen wir so gut zu behandeln, dass sie uns noch überleben“, lacht Michael Hüttinger, aber natürlich gehe hier und da etwas zu Schaden und müsse ersetzt werden.
Krippe in der Münchner Frauenkirche
Krippenszene im Dom
Mit Vandalismus und Diebstahl sind die Mesner glücklicherweise noch nicht konfrontiert gewesen, aber mit Absperrbändern und einer Glasscheibe vor der Krippe sind Schmuck und Krippen vorsichtshalber geschützt, denn „manche Menschen sehen gerne mit den Händen statt mit den Augen“.

Und wie hält es der Mesner privat, wann beginnt für ihn die Weihnachtszeit mit dem ersten Schmuck? „Ganz traditionell am ersten Advent“, erzählt Michael Hüttinger. „Ich habe die Tradition von einem Benefiziat übernommen, der immer sein Stockwerk beleuchtet hat, und beleuchte nun auch meine fünf Fenster. Dann aber auch bis Lichtmess.“ Außerdem sammelt der Mesner Krippen und stellt diese schon frühzeitig auf, „damit es sich Weihnachten nicht so schiebt“.
 

Ein Adventskranz entsteht

 
Text: Ralf Augsburg, Stabsstelle Kommunikation, November 2022
 

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