Didaktische Hinweise zur Erstellung von Ausstellungen

Diskussionsgrundlage für einen Denkwerk-Workshop im Januar 2009, zusammengestellt von Dr. Silvia Wimmer

Trotz der Fülle an didaktischer Literatur hat der Aspekt der Erstellung von Ausstellung mit Schülern bislang relativ wenig Beachtung gefunden. Hinweise bei Michael Sauer, Geschichte unterrichten. Eine Einführung in die Didaktik und Methodik, Seelze 5. Aufl. 2006, S. 319f., zudem Peter Kolb, Selber Ausstellungen gestalten – Aspekte und Anregungen für Lehrer, in: Ausstellungen anders anpacken. Event und Bildung für Besucher. Ein Handbuch, hg. von Waltraud Schreiber u.a., Neuried 2004 (=Bayerische Studien zur Geschichtsdidaktik, hg. v. Hans-Michael Körner und Waltraud Schreiber für die Konferenz für Geschichtsdidaktik, Bd. 8), S. 711-729. Allgemein zur historischen Ausstellung vgl. Heinrich Theodor Grütter, Die historische Ausstellung, in: Handbuch der Geschichtsdidaktik, hg. v. Klaus Bergmann u.a., 5. überarbeitete Aufl. Seelze 1997, S. 668-674.


Allgemeine Thesen

  • Ausstellungen gehören neben Schaubildern, Zeitleisten, Geschichtszeitungen und Internet-Präsentationen zu den visuellen Präsentationsformen.
  • Der didaktische Wert für die Schüler besteht darin, dass Erlerntes eigenständig bearbeitet, umgeformt und in eine neue Gestalt gebracht werden muss.
  • Die einzelnen Präsentationsformen unterscheiden sich durch den unterschiedlichen Grad an Öffentlichkeit. Die Ausstellung wendet sich an die Schul- und weitere Öffentlichkeit, damit also an eine sehr heterogene Zielgruppe.
  • Als Sozialform bietet sich die Teamarbeit an. Hierbei sind gemeinsames Überlegen, Sich-Absprechen und Handeln notwendig.

Zielsetzung:
  • Eine Ausstellung soll informieren, aber auch unterhalten.
  • Wichtig an einer Ausstellung ist, dass diese ästhetisch gelungen ist.
  • Um die Ausstellung zu einem spannenden Ereignis werden zu lassen, muss jeder Themenbereich aufs Neue überraschen und möglichst viele Sinne ansprechen.
  • Sie sollte Vergangenes in die Gegenwart hineinragen lassen, und Gegenwärtiges als Anstoß zum Nachbohren in der Vergangenheit nehmen.
  • Sie sollte Fragen stellen, ohne gleich alle Antworten zu liefern.
    Rezeption beim Ausstellungsbesucher:
  • Die Ausstellung setzt einen Kommunikationsprozess in Gang, bei der der Ausstellungsbesucher die Aussageabsichten der Ausstellungsmacher entschlüsselt und mit eigenen Assoziationen überlagert. Sie lässt damit unterschiedliche Deutungen zu.
  • Der Ausstellungsbesucher ist den Bildern und Informationen nicht ausgesetzt, sondern bestimmt die Sichtweise, die Richtung, das Tempo selbst.
  • Dieses Aktivitätspotential gilt es zu fördern, indem der Ausstellungsbesucher im Zentrum seines eigenen Geschichtsbewusstseins angesprochen wird. Er soll Elemente seiner eigenen Lebenswelt wieder erkennen.
  • Die Ausstellung sollte sich nicht auf eine reine Affirmation beschränken. Dies gelingt ihr, indem ihr sie ihre eigenen Bilder problematisiert, die scheinbare Realität als Konstrukt entlarvt und damit neue Sichtweisen auf scheinbar Altbekanntes ermöglicht. („Wahrnehmungsschock“)
  • Ein Weg, um das Geschichtsbewusstsein anzusprechen, kann in dem Versuch liegen, die Methodenkompetenz des Betrachters zu fördern, etwa durch einen entsprechenden Umgang mit den Exponaten. Diese können verfremdet präsentiert werden, indem man z.B. schriftliche Quellen auf Hörstationen anbietet.
Erarbeitung:
  • Beim gemeinsamen Überlegen sind folgende Entscheidungen wichtig: Was ist an dem Thema überhaupt bedeutsam und interessant für andere? Wie kann man eine Schautafel auf einen thematischen Aspekt zuspitzen? Wie lassen sich aktuelle Bezüge, Bezüge zur Lebenswelt der Betrachter herstellen? Wo findet man passende Exponate? Wie kann man die Schüler bei der Entscheidung, welche Exponate gezeigt werden sollen, einbeziehen? Wie sollen die Exponate arrangiert werden? Wie kann man einen Denkprozess beim Betrachter in Gang setzen?
  • Grundlage für die visuelle Präsentation sind schriftliche Ausarbeitungen. Die Texte müssen knapp, gut verständlich verfasst und sprachlich korrekt sein.
  • Die Aufgabe von Texten ist es zu informieren, Zusammenhänge oder Probleme aufzuzeigen, dem Leser zu helfen, genauer hinzusehen oder sich Gedanken zu machen.
  • Im Vordergrund steht das Visuell-Anschauliche, nicht die „Texttapete“.
  • Zur Bearbeitung gehören inhaltliche Durchdringung und kreatives Tun?
  • Besonders beachten müssen Schüler dabei, dass sie sich an Außenstehende wenden, die eventuell über kein oder nur sehr wenig Vorwissen verfügen. Sie müssen sich in deren Lage versetzen und die Dinge verständlich darstellen.
  • Eine Schulausstellung kann nie alle Aspekte eines Themenbereiches berücksichtigen, sondern wird einzelne Schwerpunkte setzen und Denkanstöße geben.

Begleitende Aktivitäten:
  • Wichtig für die Wahrnehmung der Ausstellung ist eine intensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Sie sollte begleitend zur Entstehung der Ausstellung einsetzen. Zwingend notwendig ist sie vor der Ausstellungseröffnung.
  • Damit das Projekt Ausstellung nicht mit der Eröffnung endet, sollte in der Folge ein museumspädagogisches Begleitprogramm für alle Jahrgangsstufen (Führungen, Suchspiel mit Preisrätsel, Begleitveranstaltungen) angeboten werden. So können Klassen, die nicht am Projekt teilgenommen haben, in die Ausstellung mit einbezogen und die Ausstellungsschwerpunkte vertieft werden. Die Ausstellung wird zum Kristallisationspunkt für Aktivitäten der ganzen Schule.