Wissenswertes rund um Allerheiligen und Allerseelen

Zwei Erinnerungstage finden sich jedes Jahr am 1. und 2. November: Allerheiligen und Allerseelen. Die Kirche gedenkt aller Menschen, die heilig genannt werden, und aller, die verstorben sind. Es sind zwei Gedenktage, die an Tod und Sterben erinnern und auf die Hoffnung setzen, dass mit dem Tod neues Leben beginnt. Sie bringen vor allem die grenzüberschreitende Verbundenheit zum Ausdruck – zur Gemeinschaft der Kirche und der Familie gehören Heilige, Selige, Lebende und Verstorbene. Gleichwohl zwei Tage mit ursprünglich eigenem Gepräge, sind beide heute miteinander verbunden und vor allem auf den 1. November konzentriert.
 
Steinernes Kreuz vor Bäumen auf einem Friedhof.
Friedhofskreuz: Zeichen für Tod und Auferstehung
Ursprung

Seit dem 2. Jahrhundert versammelten sich die ersten Christen an den Gräbern der Märtyrer und Märtyrerinnen zum Gedenken an den Jahrestag des Todes. Später wurden Kirchen über deren Gräber errichtet und ihre Gebeine oder Reliquien auch in andere Gotteshäuser gebracht. Die Zahl der Märtyrer und der Heiligen wurde so groß, dass ab dem 4. Jahrhundert ein eigener Gedenktag für sie alle eingerichtet wurde. Dieser sogenannte "Herrentag aller Heiligen" wurde am Sonntag nach Pfingsten gefeiert. So ist es noch heute in der Ostkirche; in der Westkirche verbreitete sich im 8./9. Jahrhundert der Brauch, Allerheiligen am 1. November zu begehen.
 
Der zusätzliche Gedenktag aller Verstorbenen an Allerseelen wurde im Jahr 998 im Kloster Cluny in Frankreich zu ersten Mal begangen.
Heilige und Selige

Heilige sind Menschen, die wegen ihres Glaubens hingerichtet wurden oder die ein überzeugtes christliches Leben führten. Seit der 1. Jahrtausendwende gibt es die förmlichen Heiligsprechungsverfahren, die Kanonisation, mit der besondere Menschen »zur Ehre der Altäre erhoben werden«, das heißt, dass ihre sterblichen Überreste unter oder auf dem Altar in Kirchen aufbewahrt und verehrt werden dürfen. Insgesamt kennt die katholische Kirche über 7.000 Märtyrer und dazu fast genauso viele Heilige und Selige. Und es gibt viele vergessene und heiligmäßige Menschen – für sie gibt es das Fest Allerheiligen.
 
„Wer ist schon heilig!?“ „Du bist mir so ein Heiliger!“ Diese Sprüche sind noch in Gebrauch. Die Heiligen der Kirche selber sind zur Zeit weniger „in“, sie sind eine typisch katholische „Erscheinung“. Eher wenige sind beliebt oder bekannt. Sankt Martin, der heilige Nikolaus oder der heilige Franziskus gehören sicher dazu. Für die meisten braucht man ein Heiligenbuch oder man googelt, wer sie waren. Da kann man dann ungewöhnliche, zum Teil auch befremdliche Lebensgeschichten nachlesen, erfährt besondere „Qualitäten“ der Heiligen und wofür sie Patrone sind. Heiligenfiguren findet man in allen Kirchen, oft mit Heiligenschein dargestellt, meist mit besonderen Symbolen – man kann regelrecht Rätsel raten, was es mit den Beigaben auf sich hat. Heilige werden in der ganzen Kirche verehrt, meist an ihrem Todestag, Selige, die Vorstufe zur Heiligsprechung, nur in einem bestimmten Gebiet.
 
Heiligenverehrung heißt nicht, sie anzubeten – das ist allein Gott vorbehalten. Es heißt, sie und ihr Leben würdigen, sie als Vorbilder sehen und sie um Fürbitte und Beistand bitten – dass auch unser Leben gelingen möge.
 
Auf unserem Lebensweg ist sicher einiges auch nicht „heilig“ oder „heilsam“, wir werden schuldig aneinander, bleiben auch so manches schuldig, unser Leben ist fragmentarisch. Wenn einem das bewusst wird, ist das schmerzhaft, es tut uns Leid, vielleicht schämen wir uns auch dafür. Diese Aspekte der „Reinigung und Läuterung“ kommen an Allerseelen in den Blick: Menschen, lebende und verstorbene, brauchen den liebenden Blick Gottes. Bei ihm sind wir geborgen und angenommen, so wie wir sind. Um diese heilsame Erfahrung für uns und unsere Verstorbenen beten wir an Allerseelen.
 
Allerheiligen und Allerseelen – genauso wie Sterbetage unserer Lieben – rütteln uns wach: Wir sind vergänglich – worauf kommt es wirklich an im Leben?
 
Drei unterschiedlich große Kürbisse, in die lustige Gesichter geschnitzt sind.
Kürbis-Köpfe: Am Vorabend von Allerheiligen feiern viele Menschen Halloween. Der Brauch kam von Irland über Amerika zu uns.
Brauchtum

In vielen Pfarrgemeinden und Friedhofskirchen findet am Nachmittag des Allerheiligentages eine Andacht in den Kirchen statt, anschließend die so genannte Gräbersegnung. Die Angehörigen gehen an die Gräber, die festlich geschmückt und mit Lichtern versehen sind. Die Lichter symbolisieren: Unsere Verstorbenen leben im Licht, bei Gott.
 
Die Tage sind mit allerlei, auch vorchristlichem, Brauchtum verbunden, zum Beispiel gibt es im Süddeutschen Sprachraum die Tradition von Allerheiligengebäck (ein mit Zucker bestreuter Hefezopf, der vor allem von Tauf- oder Firmpaten an ihre Patenkinder verschenkt wird), das traditionsreiche Totenfest „Dia de los muertos“ in Mexiko oder am Vorabend von Allerheiligen „Halloween“ („All Hallows Eve“ oder „hallows evening“), das von Irland aus über Amerika auch bei uns angekommen ist.

Die Texte stammen von Robert Benkert, Ute Eberl, Efi Goebel, Hubert Heeg, Rudolf Mazzola und Agnes Passauer. Sie sind entnommen aus der Broschüre "Allerheiligen und Allerseelen. Mein Platz: eingebunden und einmalig", erschienen in der Reihe Hot Spots des Lebens, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung.

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