„Alle Getauften und Gefirmten haben teil am Königsamt Christi“

Kardinal Marx erinnert bei Chrisam-Messe an die „Revolution des Christentums“
Ernennung verdienter Seelsorger zu Erzbischöflichen Geistlichen Räten
München, 5. April 2023. Bei der Chrisam-Messe hat Kardinal Reinhard Marx an die „Revolution des Christentums“ erinnert, die darin bestehe, dass alle Getauften und Gefirmten Teilhaber des Königsamts, des Priesteramts und des Prophetenamts Christ seien: „Ihr seid Gesalbte des Herrn, das ist die eigentliche, tiefe, bis heute manchmal nicht verstandene Revolution des Christentums. Jeder und jede ist Königin und König vor Gott, jeder wird gesalbt mit dem Heiligen Chrisam, jeder Getaufte empfängt diese besondere Teilhabe“, so der Erzbischof von München und Freising am Mittwoch, 5. April, im Münchner Liebfrauendom. Diese Botschaft sei in der Geschichte der Kirche manchmal verdrängt worden, aber sie stelle eine „unglaubliche Befreiung“ dar, blicke man etwa auf die antiken Religionen, in denen der „Zugang zum Kern des Heiligtums“ nur einer bestimmten Priesterkaste vorbehalten blieb.
 
Marx verwies in diesem Zusammenhang auf das Zweite Vatikanische Konzil, das an den Anfang des zentralen Textes „Lumen gentium“ das Heilige Volk Gottes setzte, „das eins ist, das gerufen ist zu einem priesterlichen Volk, zu einem königlichen Volk, zu einem prophetischen Volk, alle miteinander, Brüder und Schwestern, Männer und Frauen“. Der Kardinal betonte, Priester und Bischöfe „stehen nicht über diesem Volk, sie sind ihm nicht übergeordnet, sondern zugeordnet“.
 
Zugleich gab sich der Erzbischof überzeugt, dass die Zukunft der Kirche in den Sakramenten liege: „Die Mitte ist die Feier der Eucharistie.“ Marx rief er zu einem „lebendigen Sonntagsgottesdienst“ auf, an dem alle ihren Anteil hätten, von den Priestern über die Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker bis hin zu den Ministrantinnen und Ministranten. Die Menschen müssten noch stärker für die Sakramente, von der Taufe bis zur Krankensalbung, als „Kraftquellen des christlichen Lebens“ begeistert werden. Er ermutigte dazu, „dass wir wieder stärker diese Schätze zeigen. Wir wollen natürlich niemanden aufdringlich überreden, aber doch fröhlich davon sprechen, wie schön es ist, dass wir Christen sind, wie schön es ist, dass wir katholisch sind.“ Es dürfe nicht darum gehen, „nur noch den Niedergang zu verwalten und zu denken, alles wird immer schlimmer.“ Vielmehr müsse immer wieder von neuem geschaut werden, „wo sind die Möglichkeiten, wen haben wir noch nicht im Blick, wie können wir die Hindernisse beseitigen, die Menschen sehen, um zum Gottesdienst zu kommen, um zu beichten, um die Krankensalbung zu empfangen, um das Sakrament der Ehe zu empfangen.“ Die Menschen müssten spüren: „Die Tür geht auf, kommt zu uns, und wir wollen miteinander entdecken das große Abenteuer des Glaubens, die Liebe Gottes, die uns antreibt, die uns eine Kraftquelle gibt, die uns Hoffnung gibt.“ Marx schloss: „Also, auf geht’s! Amen.“
 
Bei der Chrisam-Messe werden die heiligen Öle für die Spendung der Sakramente geweiht: Chrisam, das bei der Taufe, der Firmung, der Priester- und Bischofsweihe sowie der Altar- und Kirchweihe verwendet wird, Kranken-Öl für die Krankensalbung und Katechumenen-Öl für die Taufe.
  
Bei einem Empfang im Anschluss an die Chrisam-Messe ernannte Kardinal Marx zwei Seelsorger der Erzdiözese zu Erzbischöflichen Geistlichen Räten. Der Münchner Erzbischof würdigte damit die Verdienste der beiden Geistlichen um die Pastoral in der Erzdiözese.
 
Zu Erzbischöflichen Geistlichen Räten ernannt wurden:
 
Pfarrer Augustinus Bauer (61), geboren in München, wurde im Juni 1989 zum Priester geweiht in der Benediktinerabtei St. Bonifaz in München. Nachdem er dort von 1992 an als Pfarrer tätig war, übernahm er 2006 die Leitung von München-Christkönig, wurde 2007 der Erzdiözese inkardiniert und 2008 Pfarrer von München-Christkönig. Pfarrer Bauer gehört dem Priesterrat der Erzdiözese München und Freising an und ist darüber hinaus seit mehr als drei Jahrzehnten in verschiedenen Gremien und Projekten der Caritas engagiert, so einige Jahre als Mitglied des Caritasrates, als Gründungsvorsitzender des Caritas-Kuratoriums München-Innenstadt sowie als Vorsitzender des Caritas-Kuratoriums in München-Neuhausen/Moosach. 2018 ernannte ihn Kardinal Reinhard Marx zum Präses des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising e.V.   
 
Pfarrer Helmut Bauer (62), geboren in München, zum Priester geweiht im Juni 1991 in Freising, war Kaplan in Traunstein-St. Oswald, seit 1994 hier auch Pfarradministrator ebenso wie in Kammer-St. Johann Baptist. Von 1995 bis 2000 war er Jugendpfarrer im Landkreis Berchtesgadener Land, danach bis 2010 Pfarrer in Bad Reichenhall-St. Zeno (mit Marzoll-St. Valentin), zudem von 2003 an Dekanatsstellvertreter des Dekanats Berchtesgaden. Pfarrer Helmut Bauer wirkt in der Priesterbegleitung und Priesterberatung und ist seit September 2010 Priesterseelsorger der Erzdiözese München und Freising. Hinzu kommen von 2010 an Dienste in der Seelsorgsmithilfe für die Stadtkirche Traunstein und das Erzbischöfliche Studienseminar St. Michael in Traunstein, ab 2015 hier auch als Spiritual. Seit Juni 2022 ist Pfarrer Helmut Bauer zudem Präses der Kolpingfamilie Traunstein. Darüber hinaus hat er verschiedene Aufgaben im Erzbischöflichen Ordinariat München übernommen, so in den Jahren 2010 und 2011 die Leitung des Fachbereichs „Seelsorge Pastorale Dienste“, von 2012 bis 2019 die Fachbereichsleitung „Geistliche Begleitung“, seither ist Pfarrer Bauer Fachreferent für die Abteilung „Berufliche Bildung“. Ab 1. September wird er die Aufgabe des Spirituals im Münchner Priesterseminar St. Johannes der Täufer übernehmen. (cs/ck)