„Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch sind und bleiben zentrale Aufgaben“

Generalvikar Klingan in Unterwössen bei Besuch von Landtagspräsidentin Aigner
München/Unterwössen, 24. März 2023. Der Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, Christoph Klingan, hat die Notwendigkeit einer fortgesetzten Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch betont: „Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch sind und bleiben zentrale Aufgaben, wir werden in unseren Bemühungen hier nicht nachlassen“, versicherte Klingan am Freitag, 24. März, in Unterwössen (Landkreis Traunstein) bei einem Besuch der Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner (CSU), in der Pfarrkirche St. Martin, die einen an Missbrauchsbetroffene erinnernden Andachtsraum beherbergt. Die Erzdiözese wolle „den Betroffenen in den Bereichen, in denen sie unsere Unterstützung wünschen, zur Seite zu stehen“, sagte der Generalvikar. Zugleich müsse alles getan werden, „damit im Raum der Kirche kein Platz ist für Missbrauch, sexuelle Gewalt oder Grenzüberschreitungen“. Von Seiten der Erzdiözese sei auch weiterhin die Bereitschaft gegeben, mit dem Staat hier zusammenzuarbeiten, an staatlichen Initiativen mitzuwirken, wenn es darum gehe, „in enger Abstimmung mit den Betroffenen und ihren Interessenvertretungen wie auch mit der gesamten Gesellschaft und ihren Institutionen dafür zu sorgen, dass Aufarbeitung, Intervention und Prävention mit Blick auf die Einzelnen wie auch im großen Rahmen bestmöglich gelingen“.
Die Leitung der Erzdiözese München und Freising blicke „mit großem Respekt auf das, was hier in Unterwössen geschaffen wurde – als Ort der Erinnerung, der Andacht und des Gebets für die Betroffenen“, sagte Klingan. Er verurteilte die „Missbrauchstaten, die hier in Unterwössen durch einen Priester der Erzdiözese, den damaligen Pfarrer, begangen wurden, als schreckliches Verbrechen, das durch nichts zu rechtfertigen ist". Für ihn sei das Geschehene „zutiefst beschämend“. Die Erinnerung daran bleibe wichtig, „als Mahnung, um sexuellen Missbrauch in Gegenwart und Zukunft zu verhindern“.
Der Generalvikar dankte dem ebenfalls anwesenden Bildhauer Andreas Kuhnlein, der den Andachtsraum in der ehemaligen Läutstube des Glockenturms der Kirche ausgestaltet hat, für dessen Werk. Kuhnlein hat das Kunstwerk in der Auseinandersetzung mit sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen geschaffen, der in den 1960er Jahren auf dem Gebiet der Unterwössener Pfarrei St. Martin von einem inzwischen verstorbenen Priester verübt wurde. Holzskulpturen bilden die Verurteilung und Kreuzigung Jesu sowie dessen Auferstehung ab. Inschriften in den bläulich schimmernden Fenstern des Raumes stellen einen Zusammenhang der Passion Christi zur Situation Missbrauchsbetroffener her. Im September 2022 fand die Einweihung des neuen Andachtsraums in der Pfarrkirche St. Martin statt, der die Möglichkeit zur Andacht verbinden soll mit dem Gedenken an das Leid der Betroffenen von sexuellem Missbrauch. Der Raum ist im Austausch mit dem Betroffenenbeirat der Erzdiözese München und Freising entstanden und wurde von der Erzdiözese München und Freising und der Unterwössener Kirchenstiftung finanziert. (hs/ck)