„Christliche Kirchen dürfen kein Hindernis für Frieden sein“

Kardinal Marx warnt vor Verkehrung des Glaubens zur Legitimation und Unterstützung von Krieg
München, 2. September 2022. Kardinal Reinhard Marx sieht den christlichen Glauben „ins Gegenteil verkehrt“, wenn er zur Legitimation und Unterstützung eines Krieges genutzt werde. Die Leitung der russisch-orthodoxen Kirche handele „fatal durch die Unterstützung des Krieges gegen die Ukraine“ und müsse „zurückkehren zur Mission, die im Evangelium gründet: die Liebe Christi wirken zu lassen, damit die Menschen in Frieden miteinander leben“, sagt der Erzbischof von München und Freising in einem Beitrag für die Reihe „Zum Sonntag“ des Bayerischen Rundfunks, der am Samstag, 3. September, gesendet wird. Christliche Kirchen in der Nachfolge Jesu dürften laut Marx „kein Hindernis für den Frieden sein, Streit und Krieg befördern oder gar selbst Kriegspartei werden und zu einem fanatischen Fundamentalismus beitragen“. Nicht die Trennung, sondern die Einheit der Menschheitsfamilie entspreche dem Auftrag Christi.
 
In seinem Beitrag blickt der Erzbischof auf zwei große internationale „Treffen der Christen“: Die kürzlich begangene Versammlung der Kardinäle aus aller Welt in Rom und die aktuelle Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe. Beiden sei das Ziel gemein, „die heilende und befreiende Botschaft Jesu in die Welt mit ihren Konflikten und Spannungen einzubringen“, so Marx. Der Kardinal stimmt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der bei dem Treffen in Karlsruhe gesprochen hat, „im Grunde zu, wenn er das Agieren der russisch-orthodoxen Kirchenleitung als glaubensfeindlich und blasphemisch benennt“. Mit Gott in den Krieg zu ziehen, das gelte für alle Religionen, „ist Gotteslästerung und dient nicht dem Menschen. Aus dem verbindenden Glauben an die Liebe Christi stehen wir als Christen gemeinsam auf gegen diesen Missbrauch des Glaubens und gegen jede religiös maskierte Gewalt“, so Marx.
 
Das Leitwort der ökumenischen Versammlung in Karlsruhe könne man laut Marx auch über das Treffen der Kardinäle in Rom setzen: „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt.“ Das geschehe „nicht durch die Kardinäle, das geschieht auch nicht durch den Papst allein oder durch einzelne Teilkirchen, das vermögen auch nicht die in Karlsruhe versammelten Kirchen“, so Marx. Vielmehr sei es „unsere gemeinsame Mission als katholische Weltkirche und in ökumenischer Verbundenheit, den Raum dafür zu eröffnen, dass die Liebe Christi bewirken kann, was Menschen allein nicht bewirken können“. (hs)
 
 
Hinweis:
Der Radiobeitrag von Kardinal Marx wird am Samstag, 3. September, um 17.55 Uhr im zweiten Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks gesendet.