„Die Augen aufmachen für das, was geschieht“

Kardinal Reinhard Marx ruft zu Beginn des Advents zu mehr Aufmerksamkeit gegenüber Ungerechtigkeit auf
München, 3. Dezember 2017. Zum Beginn der Adventszeit hat Kardinal Reinhard Marx zu verstärkter Wachsamkeit gegenüber Ungerechtigkeit aufgerufen, dazu, „den Blick auf die zu richten, die bedroht sind“. Christen müssten „die Augen aufmachen für das, was geschieht, nicht darüber hinweggehen, was den Armen geschieht, was denen geschieht, die ausgegrenzt werden, was den Kranken geschieht“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei einem Gottesdienst am Sonntag, 3. Dezember, bei den Missionarinnen der Nächstenliebe in München-Sendling, wo er anschließend auch an der Essensausgabe für Bedürftige teilnahm. In der Adventszeit gehe es darum, „aufmerksam, sensibel zu sein für das, was in der Welt geschieht, auch, was an Gefahren da ist, was an Kräften da ist, die den Menschen nicht dienen, sondern sie beherrschen wollen. Darauf müssen wir achten, das ist unsere Aufgabe!“
 
Die Welt wolle oft „nur die Erfolgreichen sehen, die Großen, die Mächtigen, aber das ist nicht die Wachsamkeit, von der Jesus spricht“, sagte Kardinal Marx. Am Ende des Lebens werde die Frage gestellt: „Waren deine Augen gerichtet auf die Armen, auf die Verantwortung für das Ganze, oder waren deine Augen nur auf dich selbst bezogen, auf dein Wohlergehen? Worauf war dein Herz gerichtet, deine Aufmerksamkeit? Wofür bist du wach geblieben? Für die nächste Chance, Geld zu machen, deinen Willen durchzusetzen, oder für das Kommen des Herrn?“
 
Der Erzbischof erinnerte daran, dass „besonders die Armen, besonders die Schwachen die Gestalt Jesu darstellen“. Die Arbeit der Missionarinnen der Nächstenliebe sei ein Beispiel dafür: „Christus tritt ein in der Gestalt der Menschen, in der Gestalt derer, die Hilfe brauchen.“ Die ganze Kirche müsse darauf achten, „dass wir nicht den Menschen die Türen vor der Nase zuschlagen, wenn sie Jesus finden wollen, wenn sie in Not sind. Da, wo Menschen auf Brüder und Schwestern treffen, sollen sie geöffnete Türen finden, die Einlass gewähren.“ (gob)