„Die Seelsorge der Zukunft ist eine Pastoral der Freundschaft“

Kardinal Marx weiht sieben Männer zu Diakonen im Münchner Liebfrauendom
München, 20. September 2021. Die Zukunft der Seelsorge liegt nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx in einer „Pastoral der Freundschaft“. Bei allen Überlegungen zu künftigen Seelsorgekonzepten müsse die Frage im Mittelpunkt stehen: „Wie behalten wir die Nähe zu den Menschen?“, so der Erzbischof von München und Freising am Samstag, 2. Oktober, im Münchner Liebfrauendom bei einem feierlichen Gottesdienst, in dessen Rahmen er sieben Männer zu Diakonen weihte.
 
Gerade die Pandemiezeit habe „noch einmal ganz deutlich gezeigt: Nähe ist lebensnotwendig“, erklärte der Kardinal. Entsprechend müsse „soziale Freundschaft“ Grundlage jeder Pastoral sein: „Ohne dieses Element wird unsere Seelsorge keine Frucht bringen“. Darin kommt laut Marx auch das christliche Menschenbild zum Ausdruck, das „darauf gebaut ist, dass ich nie ,Ich‘ sage ohne ,Du‘“. Freundschaft bedeute in dieser Hinsicht das Gegenteil von Belehrung und Besserwissen, „Freundschaft heißt: ich biete mich an als Begleiter, ich will dich verstehen, ich höre zu“. Die Diakone seien gerufen, sich in dieser Weise vor allem denen zuzuwenden, „die am Rand stehen, den Armen, den Kranken, den Sterbenden, den Obdachlosen, den Flüchtlingen“.
 
„Diakon“ ist das griechische Wort für „Diener“. Diakone widmen sich insbesondere dem Dienst am Menschen und der Sorge für in Not geratene, kranke und alte Menschen. Diakone mit Zivilberuf sind auch in ihrer Arbeitsumgebung als Seelsorger präsent. Die Weihekandidaten haben sich durch kirchliches Engagement, im Beruf sowie in Ehe und Familie oder in eheloser Lebensform bewährt und bringen diese Erfahrungen in ihre neue Aufgabe ein. Sie haben zudem eine mindestens vierjährige berufsbegleitende Ausbildung absolviert, die sowohl ein Theologiestudium als auch Praxisinhalte umfasst. Zu Diakonen werden neben Männern, die nach der Weihe als Ständige Diakone wirken, auch Männer geweiht, die die Priesterweihe anstreben.
 
Vier der neu Geweihten werden hauptberuflich als Ständige Diakone arbeiten, die anderen werden den Dienst nebenberuflich ausüben. August Bauer (41), verheiratet und Vater von vier Kindern, lebt in Marzling und ist Versicherungskaufmann und Mesner. Er wird als hauptberuflicher Diakon im Pfarrverband Erdinger Moos tätig sein. Walter Eberwein (51) lebt in Kirchseeon und ist Elektrotechnikingenieur. Der verheiratete Vater von drei Kindern soll künftig als Diakon mit Zivilberuf in der Pfarrei Kirchseeon-St. Joseph eingesetzt werden. Michael Koch (55) ist Maschinenbauingenieur und lebt mit seiner Frau und einem Kind in Bergkirchen. Er ist als nebenberuflicher Diakon im Pfarrverband Bergkirchen vorgesehen. Wolfgang Krauß (50) ist Fachinformatiker und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Oberschleißheim. Künftig wird er hauptberuflich als Diakon im Pfarrverband Indersdorf wirken. Josef Meier (54) lebt in München. Der ledige Betriebswirt wird als nebenberuflicher Diakon im Münchner Pfarrverband Bogenhausen Süd im Einsatz sein. Matthias Mitlöhner (50) ist Versicherungskaufmann, lebt in Bad Feilnbach, ist verheiratet und hat ein Kind. Künftig wird er als hauptberuflicher Diakon in der Stadtkirche Kolbermoor tätig sein. Andreas Nieder (39), ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der in Siegsdorf lebende Religionspädagoge und Fahrlehrer wird als hautberuflicher Diakon im Pfarrverband Teisendorf seinen Einsatzort haben.
 
Im Erzbistum München und Freising werden mit den sieben Weihekandidaten insgesamt 295 Ständige Diakone tätig sein. 128 von ihnen wirken als hauptberufliche Diakone, 56 als Diakone mit Zivilberuf, 111 sind bereits im Ruhestand. 31 weitere Männer befinden sich derzeit in Ausbildung. Das Zweite Vatikanische Konzil hatte die Diakonenweihe in den 1960er Jahren als eigene Stufe des Weihesakramentes neben der Priester- und der Bischofsweihe erneuert. 1970 hatte Kardinal Julius Döpfner die ersten vier Männer für die Erzdiözese München und Freising geweiht. Als Leitwort für ihre Weihe haben die sieben neuen Diakone aus dem ersten Brief des Apostels Petrus „Dient einander“ (1 Petrus 4,10) ausgewählt. (ck)