„Die Würde der Arbeit ist eine Säule der freien Gesellschaft“

Kardinal Marx betont bei 500-Jahr-Feier des Salzbergwerks Berchtesgaden Bedeutung der Arbeit
Berchtesgaden, 5. Juni 2017. Anlässlich des 500-jährigen Bestehens des Salzbergwerks Berchtesgaden hat Kardinal Reinhard Marx die Bedeutung der Arbeit für die Zukunft hervorgehoben. „Die Würde der Arbeit ist eine Säule der demokratischen, freien Gesellschaft“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei einem Festgottesdienst auf dem Berchtesgadener Schlossplatz: „Eine Grundlage der Freiheit ist, dass jeder eine Chance bekommt und jeder Arbeit hat, der arbeiten kann und will.“ Wenn Menschen Angst um ihre Arbeitsplätze haben müssten, „wenn sie spüren, meine Arbeit ist nichts wert, meine Arbeit hat keine Zukunft, dann wählen sie oft radikale, populistische Richtungen, und dann geht die ganze Gesellschaft aus den Fugen“, so Kardinal Marx: „Nur dann, wenn wir es schaffen, immer wieder aufs Neue, würdige Arbeit zu ermöglichen und jedem eine Chance zu geben, werden wir auch eine Gesellschaft sein, die Recht und Gerechtigkeit hat.“ Angesichts der rasanten technologischen Veränderungen empfinde er das als „eine große Herausforderung für die nächsten Jahrzehnte“, betonte der Erzbischof: „Aber es muss der Mensch im Mittelpunkt stehen! Die Wirtschaft hat dem Menschen zu dienen, die Arbeit ist für den Menschen da, nicht der Mensch für die Arbeit!“
 
Kardinal Marx erinnerte daran, dass es „auch ein Kampf der Bergleute war und bleibt, um die Würde der Arbeit, um die Sicherheit in der Arbeit, um die Mitbestimmung in der Arbeit“. Dass die Arbeit vor dem Kapital stehe, sei ein Kernsatz der katholischen Soziallehre, sagte der Erzbischof: „Katholische Soziallehre ist angewandtes Evangelium auf die konkrete Situation der Unternehmen.“ Beim Blick auf Jesus von Nazareth werde klar, „dass die Würde des Menschen im Zentrum steht, die Freiheit und die Verantwortung und die Überwindung von Unterdrückung und Ausbeutung, dass das der Wille Gottes ist“. Die „großen Freiheitsbewegungen hin zu den Menschenrechten, zu Demokratie, zu Mitbestimmung“ gehörten deshalb „zu den Kernaussagen auch der österlichen Botschaft, denn diese österliche Botschaft soll sich ja auswirken in Arbeitswelt und Lebenswelt. Diese österliche Botschaft treibt uns dazu, die Freiheit des anderen zu respektieren, die Würde des anderen – auch in der Arbeitswelt, gerade in der Arbeitswelt!“
 
Bergleute seien „eng verbunden“ mit der Natur und hätten deshalb „ein besonderes Verhältnis zum Glauben an den Schöpfer“, betonte der Erzbischof: „Das führt wie selbstverständlich hin zur Verehrung Gottes, zur Anerkennung des Schöpfers.“ Die moderne Arbeitswelt, „die die Technik in die Mitte stellt, losgelöst von der Natur“, sei „eine ganz andere Arbeits- und Lebenswelt, die sich immer erst wieder erinnern muss, wo wir herkommen. Das ist für Bergleute, für Landwirte, für Winzer einfacher: mit der Natur zu leben und deswegen dankbar zu sein für das, was uns geschenkt wird, was nicht selbstverständlich ist.“ (gob)