Diözesanmuseum zeigt Werke von Berlinde De Bruyckere

Belgische Künstlerin setzt sich in Werken mit Figur des Engels und Thema Freiheit auseinander
München 27. April 2023. Das Diözesanmuseum Freising zeigt unter dem Titel „City of Refuge II“ von Sonntag, 30. April, an Werke der belgischen Künstlerin Berlinde De Bruyckere, die für den Lichthof des im Herbst vergangenen Jahres wiedereröffneten Museums die Skulptur Arcangelo (Freising), 2021-2022, geschaffen hat. Zu sehen sind in der neuen Ausstellung neben einer großen Auswahl von Zeichnungen Wandarbeiten aus verschiedenen Materialien, Skulpturen darunter einige, die Berlinde De Bruyckere für diese Ausstellung neu geschaffen hat sowie eine Serie von Skizzen mit Flügeln und Käfigen aus den späten achtziger Jahren, die hier im Diözesanmuseum zum ersten Mal gezeigt werden. In der Schau lässt sich die lange und kontinuierliche Beschäftigung der Künstlerin mit der Figur des Engels und dem Thema der Freiheit nachvollziehen.

Die 1964 in Gent geborene, international renommierte Künstlerin ließ sich bei vielen der gezeigten Werke wie auch dem Arcangelo, der monumentalen, von patiniertem Blei ummantelten Bronzeskulptur auf Granitblöcken, von der reichen historischen Sammlung und der Geschichte des Diözesanmuseums inspirieren. In den Sälen um den Lichthof gruppieren sich in der neuen Ausstellung Werke wie der Liggende – Arcangelo III, 2023, eine fragile Engelsgestalt aus Wachs mit dem Gesicht nach unten gekehrt, ruhend auf einem Sockel aus abgenutzten Baumaterialien – ein Werk, das De Bruyckere für diese Schau und im Dialog mit dem Arcangelo geschaffen hat.
 
Im Freisinger Saal präsentiert sich dem Besucher eine Auswahl verschiedener Werke der Künstlerin, die auf die Sammlung des Museums sowie die aktuelle temporäre Ausstellung „Verdammte Lust!“ verweisen. Zu sehen sind Skulpturen und Zeichnungen, die zum Teil von religiöser Ikonographie inspiriert sind, aber zugleich soziale oder politische Themen berühren, sowie das Werk Romeau, my deer, eine einem Hirschen verwandte Skulptur aus fleischfarbenem Wachs, die von Ovids Mythos von Actaeon und Diana inspiriert ist und Eros, Lust und die Qual unerfüllten Begehrens thematisiert. Im Lichthof erinnern unter dem Titel City of Refuge De Bruyckeres „Betten“ mit ihren schäbigen Decken, die in fleischfarbenes Wachs gegossene Baumstämme einhüllen, an einen historischen Kontext des Diözesanmuseums: In dem Gebäude waren von 1939 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ein Lazarett für Kriegsgefangene und danach bis September 1945 ein von der US-Armee eingerichtetes Hospital für befreite KZ-Häftlinge untergebracht.
 
De Bruyckere zeigt sich in ihren Werken tief vertraut mit der Ikonographie christlicher Heilsgeschichte und antiker Mythologie, verbindet überlieferte Bilder und Erzählungen von Leiden, Tod und Auferstehung, Sterben und Erlösung, Hoffnung und Liebe mit Ereignissen und Themen der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart. Sie verschmilzt vielfältige Materialien wie Wachs, gebrauchte Decken und andere Textilien, Holz, Tierhaare und gegerbte Tierhäute zu einem Ganzen, zu hybriden Skulpturen, in denen Mensch, Tier, Pflanze und Göttliches sich verbinden.
 
Das Diözesanmuseum Freising zählt mit seiner reichhaltigen und bedeutenden Sammlung von Objekten der christlichen Kunst- und Kulturgeschichte zu den weltweit größten religionsgeschichtlichen Museen. Im Herbst vergangenen Jahres war es nach Umbau und umfassender Sanierung wiedereröffnet worden. (ck)
 
Hinweis:
Von Sonntag, 30. April, bis Sonntag, 17. September, ist die Ausstellung täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Bilder für die Berichterstattung finden sich unter www.dimu-freising.de.
Weitere Informationen zur Künstlerin finden Sie hier in deutsch und englisch.