„Erde ist Geschenk Gottes und Auftrag, sie zu bewahren“

Kardinal Marx feiert Messe auf Zugspitze im Gedenken an verunglückte Polizisten und Bergsteiger
Kardinal Marx spricht in Kapelle
Kardinal Marx predigt in der Kapelle Maria Heimsuchung am Zugspitzplatt; Foto: Lennart Preiss
München, 8. September 2019. Kardinal Reinhard Marx hat zu einem verstärkten Bewusstsein um die Verantwortung für die Schöpfung aufgerufen. Bei der traditionellen Gatterl-Messe auf der Zugspitze am Sonntag, 8. September, nannte der Erzbischof von München und Freising es eine „Botschaft der Berge, dass die Erde ein wunderbares Geschenk Gottes für die ganze Menschheitsfamilie ist“. Dass es diesen Planeten und auf ihm Leben gebe, sei „ein großes Wunder, für das es jeden Tag ,Danke‘ zu sagen gilt“, erklärte Marx. Zum Gottesdienst in der Kapelle Maria Heimsuchung am Zugspitzplatt waren insbesondere viele Polizisten sowie Mitarbeiter und Angehörige der Polizei gekommen. Die Gatterl-Messe wird gefeiert im Gedenken an alle Angehörigen der bayerischen Polizei, die in Ausübung ihres Dienstes starben, sowie alle Bergfreunde, die im Zugspitzgebiet tödlich verunglückt sind.
 
Die „Sensibilität für die Frage, was aus diesem wunderschönen Planeten wird“, sei heute stärker ausgeprägt als in vergangenen Generationen, stellte Kardinal Marx fest. Zugleich aber gebe es die Tendenz, „nur noch an sich selbst zu denken, an das eigene Land, die eigene Nation“. Dies gelte es zu überwinden und die Schöpfung als Geschenk und Auftrag für die ganze Menschheitsfamilie zu begreifen. Wie die Erde so sei „jedes menschliche Leben ein kostbares, einzigartiges Geschenk“. Diesem Impuls folgen laut Marx auch alle Menschen, die in den Bergen Leben retten, etwa Kräfte der Bergwacht oder der Polizei, für deren Einsatz der Kardinal seinen Dank aussprach.
 
Wer sich in den Bergen bewege, der erlebe dies oft auch als „Auftrag, sich selbst neu zu entdecken“, erklärte der Erzbischof. Für Christen sei dies eine generelle Aufgabe: „Bleib nicht an der Oberfläche hängen! Frage dich: Wer bin ich selbst? Was ist mein Auftrag in der Welt? Was bedeutet mein Leben, was ist mein Ziel?“ Die Motivation, darüber nachzudenken, ist für den Kardinal eine weitere „Botschaft der Berge: der Auftrag an uns, etwas aus unserem Leben zu machen, uns mit ganzem Herzen zu engagieren“.
 
Die Gatterl-Messee geht zurück auf ein Lawinenunglück im Dezember 1952: Am Zugspitzgatterl, das im Süden der Zugspitze die Grenze zwischen Deutschland und Österreich markiert, starben dabei vier Polizeibeamte der bayerischen Grenzpolizei und ein österreichischer Bergtourist. Seit 1953 wird die Gatterl-Messe traditionell am zweiten Sonntag im September gefeiert. Zunächst fand sie meist direkt am Gatterl statt, das nur durch eine anspruchsvolle Wanderung zu erreichen ist. Um den Gottesdienst bei jedem Wetter feiern zu können und um allen Interessierten die Teilnahme zu ermöglichen, findet er seit 2011 auf dem Zugspitzplatt statt.
 
Die Kapelle Maria Heimsuchung auf der Zugspitze in etwa 2690 Metern Höhe ist das höchstgelegene Gotteshaus Deutschlands. Sie wurde 1981 vom damaligen Erzbischof von München und Freising, Kardinal Joseph Ratzinger, geweiht. Bei guter Witterung findet in der Kapelle jeweils sonntags um 12 Uhr ein Gottesdienst statt. (ck)