Erzdiözese ruft zur Meldung möglicher Missbrauchstaten auf

Generalvikar Klingan informiert Pfarrei Poing im Landkreis Ebersberg über Hinweise auf Missbrauch durch Priester / Bitte um Entschuldigung bei Betroffenen sowie Mitgliedern von Pfarrei und Gemeinde
München, 16. Juli 2023. Christoph Klingan, Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, hat in der Pfarrei St. Michael in Poing, Landkreis Ebersberg, über Hinweise auf Missbrauch durch einen Priester informiert. Dieser war von den späten sechziger bis gegen Ende der neunziger Jahre zunächst als Kaplan, dann als Pfarrer in Poing tätig. Generalvikar Klingan rief mögliche Betroffene auf, sich bei den unabhängigen Ansprechpersonen für Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch der Erzdiözese München und Freising zu melden. Der Generalvikar besuchte dazu an diesem Wochenende die Pfarrei und traf mit den Gremien zusammen, seine Erklärung wurde auch im Gottesdienst am Sonntag, 16. Juli, verlesen und wird im Schaukasten der Pfarrei ausgehängt.
 
Bei dem Beschuldigten handelt es sich um Pfarrer L., Priester der Erzdiözese München und Freising, der von 1967 zunächst als Kaplan und dann von 1969 bis 1997 als Pfarrer von St. Michael in Poing tätig war und 2017 verstarb. 2019 wandte sich ein erwachsener Mann an eine der unabhängigen Ansprechpersonen und berichtete, dass er als Jugendlicher von Pfarrer L. sexuell missbraucht worden sei. Die Ansprechperson bestätigte die Plausibilität und Glaubwürdigkeit der Angaben. Der Erzdiözese München und Freising blieb der Name des Betroffenen auf dessen Wunsch hin zunächst unbekannt. Nachdem er sich jüngst namentlich meldete, entschloss sich die Erzdiözese zum nun erfolgten Aufruf. Generalvikar Klingan dankt dem Betroffenen „ausdrücklich, dass er diesen Schritt jetzt getan hat“, und erklärt gegenüber den Mitgliedern der Pfarrei: „Er ermöglicht uns damit das, was geschehen ist, auch konkret anzusprechen und diese Worte an Sie zu richten.“
 
In dem von der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl 2022 veröffentlichten Gutachten zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener in der Erzdiözese München und Freising ist der Fall von Pfarrer L. unter der Nummer 45 beschrieben. Im Jahr 1985 erging ein Strafbefehl gegen den Priester, in dem er wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Dieser Strafbefehl war dem damaligen Generalvikar Gerhard Gruber bekannt. „Leider wurden daraus keinerlei Konsequenzen für den Einsatz von Pfarrer L. in der Seelsorge gezogen. Ich entschuldige mich als heute Verantwortlicher der Erzdiözese München und Freising dafür“, so Klingan.
 
Er wisse von zwei namentlich bekannten Betroffenen, die Pfarrer L. in schwerer Weise sexuell missbraucht habe und es gebe Hinweise auf weitere Betroffene: „Die geschilderten Fälle erschüttern und beschämen mich. Für diese Taten und die Folgen dieser Taten übernehme ich heute als Generalvikar seitens der Erzdiözese München und Freising die Verantwortung.“  Als Generalvikar und auch persönlich bitte er „die Betroffenen um Entschuldigung für das ihnen angetane schwere Leid und Unrecht. Meine Bitte richte ich an die Betroffenen, die mir namentlich bekannt sind, und an die Betroffenen, die der Erzdiözese namentlich noch nicht bekannt sind“, erklärt Klingan. Ebenso bittet er die Pfarreimitglieder und alle Bürgerinnen und Bürger von Poing um Verzeihung: „Sie haben Pfarrer L. Vertrauen entgegengebracht, das er missbraucht hat, indem er sexuelle Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen ausgeübt hat.“ Auch im Namen von Erzbischof Kardinal Reinhard Marx verspricht Generalvikar Klingan, „alles in unserer Macht Stehende zu tun, um zu verhindern, dass sich zukünftig Ähnliches wie die durch Pfarrer L. ausgeübte sexuelle Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen wiederholt.“ (ck)
 
Hinweis:
Die unabhängigen Ansprechpersonen für Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch der Erzdiözese München und Freising können auch über Unterstützungsmöglichkeiten informieren und die entsprechenden Angebote der Erzdiözese für Betroffene vermitteln. Auch nicht unmittelbar Betroffene, die über Hinweise auf Missbrauch verfügen, mögen sich bitte an die Ansprechpersonen wenden. Auf Wunsch werden alle Hinweise vertraulich behandelt.

Die Kontaktdaten der unabhängigen Ansprechpersonen für Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch der Erzdiözese München und Freising lauten (bitte im Rahmen der Berichterstattung immer erwähnen):
 
Diplompsychologin Kirstin Dawin
St.-Emmeram-Weg 39
85774 Unterföhring
Telefon: 089 / 20 04 17 63
E-Mail: KDawin@missbrauchsbeauftragte-muc.de

Dipl.-Soz.päd. Ulrike Leimig

Postfach 42
82441 Ohlstadt
Telefon: 0 88 41 / 6 76 99 19
Mobil: 01 60 / 8 57 41 06
E-Mail: ULeimig@missbrauchsbeauftragte-muc.de

Dr. jur. Martin Miebach
Tengstraße 27
80798 München
Telefon: 0174 / 300 26 47
Fax: 089 / 95 45 37 13-1
E-Mail: MMiebach@missbrauchsbeauftragte-muc.de